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Oster-Attraktion im Poisental

Eine Freitalerin schmückt seit 15 Jahren ihren Vorgarten mit Tausenden Eiern. 2020 kommt ein ganz besonderes Exemplar dazu.

Von Dorit Oehme
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Heidi Rudolph schmückt auch in Corona-Zeiten ihren Vorgarten in Freital wie jedes Jahr österlich bunt.
Heidi Rudolph schmückt auch in Corona-Zeiten ihren Vorgarten in Freital wie jedes Jahr österlich bunt. © Karl-Ludwig Oberthür

Auf dem Küchentisch trocknet gerade ein Straußenei. „Ich lackiere es dann gleich noch“, sagt Heidi Rudolph. Über Wochen hat sie ihren Vorgarten im Freitaler Poisental mit 1.540 Ostereiern geschmückt. „Es war eine Ablenkung, wir können doch jetzt sowieso nicht weg“, sagt die 73-Jährige. Eine Seniorin läuft auf dem Fußweg vorbei. Ihr Blick schweift über die Osterkreationen links und rechts des Gartentors.

Ein Osterhase mit kurzen Jeans steht startklar vor einem Leiterwagen mit eisenbeschlagenen Holzrädern. „Den kleinen Huckelkorb auf seinem Rücken habe ich erst vor Kurzem geschenkt bekommen“, sagt Heidi Rudolph. Die Ladefläche des Wagens ist mit Wäschekörben voller Eier bestückt. Aus den Lücken leuchten frische Blumen hervor.

„Schon im Februar haben die ersten Dresdner gehalten und gefragt, wann es dieses Jahr losgeht“, erzählt die Freitalerin. Wegen der Corona-Krise werden sie kaum kommen können. „Spaziergänger aus der Nähe sagen nun: ‚Da gibt es hier wenigstens etwas zu sehen.‘“ Für Familien mit Kindern sei es auch ein kleines Zugmittel, an die Luft zu gehen.

Gefahren drohen durch Schnee und Sturm

An einem abgestorbenen Kiefernast hängen Straußen- und Emueier mit aufgemalten Jahreszahlen, dazwischen fällt ein Vogelfutterspender auf. „Das war der Futterplatz für den Winter. Wenn es zwischendurch kalt wird, kommen die Blaumeisen jetzt noch. Auch der Specht holt sich weiter sein Futter aus der Tasse mit dem Kokosfett.“

Ihre Augen lachen, wenn Heidi Rudolph von ihrem Ostergarten erzählt. Eine heile Welt ist es dennoch nicht. Die Freitalerin beugt sich zu den Eiern, die der zweite Strohhase auf seiner tiefen Schubkarre geladen hat. „Sobald Frost kommt, sind die Schalen voller Spannung. Dann platzen sie leicht. Ich muss ständig aufpassen: Bei Schnee decke ich Baumwolltücher darüber, damit sie nicht zerdrückt werden.“ Bei Sturm wiederum ziehe sie die Eier von den stilisierten Osterbäumen dahinter ab.

Sie sind aus Holz gebaut und mit Moosringen bestückt. An jedem Osterbaum hängen über 100 Eier von Hühnern, Gänsen, Enten und Zwerghühnern an langen Bändern. Wenn nur leichter Wind weht, schaukeln die gelben und violetten Eier sanft hin und her. Zwischen den Osterbäumen steckt ein Riesenei aus über 600 gelben, roten und blauen Eiern in einem runden Korb. „Damit habe ich im Jahr 2005 angefangen. Das Ei hatte damals 276 Eier im Pünktchenmuster“, blickt die Freitalerin zurück.

Vorbild Fränkische Schweiz

Sie winkt kurz zum Waldweg hinüber, der auf den gegenüber liegenden Fußweg mündet. Eine Frau mit Kinderwagen und eine, die ein Baby erwartet, winken zurück. „Sie schauen oft über den Zaun“, sagt Heidi Rudolph. Sie hat drei Kinder, sechs Enkel und eine Urenkelin. Nach Ostern wäre sie eigentlich zu ihrer Tochter Andrea nach Franken gereist. „Wir schauen uns fast jedes Jahr die vielen geschmückten Osterbrunnen in der Fränkischen Schweiz an.“

Doch dieses Jahr ist nicht einmal der Brunnen in Bieberbach geschmückt, der es mit seinen mehr als 11.000 bemalten Eiern schon zweimal ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat. Der Schutz vor der Corona-Pandemie geht vor. „Ich hoffe, dass es nächstes Jahr wieder klappt“, sagt Heidi Rudolph. Sie steckt einen kleinen Thuja-Zweig fester in einen Korb.

Tagelang hat sie die Stücken geschnitten, die Kreationen besteckt und die große Krone für den Leiterwagen gebunden. Für die grundlegende Sicherheit aber hat ihr Mann gesorgt: Jürgen Rudolph hat die Objekte fest im Boden verankert und beschwert. Unter dem Stroh verbergen sich stabile Gitter. „Ganz wichtig ist ihm, dass alles gerade ist. Er nimmt sich viel Zeit zum Ausrichten“, sagt Heidi Rudolph. 

Damit es wirkt, pflanzt sie auch abgeblühte oder erfrorene Blumen nach. Für ihren Ostergarten an der Poisentalstraße 153 wird sie nun noch das Ei des Jahres lackieren. Sie bemalt die Eier mit Acryl- und Abtönfarbe. Auf der Schale des ausgeblasenen Straußeneies steht schon die „2020“.