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Im Cockpit von Schumachers „giftigen Boliden“

Für Großenhains Sporthaus-Chef Henner Ruscher wird ein Männertraum wahr. Er saß im legendären Formel-1-Auto, das nur Michael Schumacher beherrschte.

Von Jörg Richter
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Henner Ruscher im originalen Formel-1-Rennwagen von Jean Alesi.
Henner Ruscher im originalen Formel-1-Rennwagen von Jean Alesi. © privat

Großenhain. „Unkontrollierbares Geschoss“ und „giftiger Bolide“ – das sind die Worte, mit denen die Fachpresse seinerzeit das Formel-1-Auto des Rennstalls Benetton beschrieb. Mit diesem hatte Michael Schumacher die ersten beiden seiner insgesamt sieben Weltmeistertitel gewonnen, bevor er zu Ferrari wechselte. Das war 1994 und 1995.

Jetzt durfte der Großenhainer Sporthaus-Chef Henner Ruscher in einen originalen Benetton einsteigen. Er gehörte einst Schumachers Nachfolger, dem Franzosen Jean Alesi. „Ich kriege wieder eine Gänsehaut, wenn ich nur dran denke“, sagt Ruscher. Die unverhoffte Gelegenheit dazu bot sich ihm vor Kurzem beim L8-Night-Rennen auf dem Dekra-Lausitzring. „Da konnte man bis an die Boxen ran und mit den Fahrern ins Gespräch kommen“, erinnert er sich.

So kam es, dass Henner Ruscher an der Box von Ulf Ehninger stehenblieb und mit dem Porsche-Rennfahrer eine ganze Weile plauderte. Doch statt eines Porsches stand da der Benetton B 197, mit dem Jean Alesi 1997 Vierter der Formel-1-Weltmeisterschaft wurde. Ehninger startet in diesem Jahr mit dem „giftigen Boliden“ bei der BossGP und bei Wohltätigkeitsrennen wie der L8-Night auf dem Dekra-Lausitzring. 

Eigentlich lässt Ehninger niemanden in den Formel-1-Wagen einsteigen. „Aber nach unserer netten Unterhaltung sagte er plötzlich: Zieh die Schuhe aus und rein!“, erzählt Ruscher. Ein Männertraum wurde für den Großenhainer wahr.

Kaum zu glauben, dass er in dem Rennauto saß, in dem Michael Schumacher seine ersten großen Erfolge feierte und Nachfolger Jean Alesi und Benetton-Teamkollege Gerhard Berger fast verzweifelten. Der Franzose und der Österreicher kamen anfangs überhaupt nicht klar mit dem hochgezüchteten Formel-1-Wagen, den Schumacher maßgeblich mitentwickelte. 

Regelmäßig fuhren sie den Benetton in die Leitplanken oder schrotteten ihn. Sogar Jean Alesi, der als verwegener Pilot mit außergewöhnlicher Fahrkontrolle galt, habe bei den ersten Tests 1996 im Vergleich zu Schumacher wie ein Anfänger ausgesehen, berichtete vor drei Jahren das Fachmagazin „Motorsport total“.

„Dieser Benetton ist noch ein Formel-1-Rennwagen von der alten Sorte“, schwärmt Henner Ruscher. Also ohne den Cockpitschutzbügel, den viele Motorsportfans als ausgesprochen hässlich empfinden. Auch andere besondere Fahrzeuge habe er bei der zweitägigen Veranstaltung sehen können, so zum Beispiel einen Einser-Golf mit 800 PS und einen Lamborghini mit unglaublichen 8.000 PS.

Ruscher ist begeistert, aber noch mehr darüber, dass der Lausitzring weiterhin ein öffentlicher Ort für Motorsportveranstaltungen bleibt. „Ich freue mich, dass es dort weitergeht“, sagt er. Denn lange Zeit war unklar, was aus dem Lausitzring, der einzigen formel-1-fähigen Rennstrecke im Osten Deutschlands, passiert. Im vergangenen Jahr hatte die Dekra den Lausitzring in Klettwitz übernommen.