Die geräumte Baude am Amselfall, der gesperrte Malerweg an der Lochmühle im Liebethaler Grund, die seit Längerem abgeriegelte Aussichtsplattform an der Bastei – die Brüchigkeit des Sandsteins in der Sächsischen Schweiz hat Folgen. Immer mehr Ausflugsziele werden wegen drohender Felsstürze gesperrt. Wie schnell der Fels tatsächlich zerbröseln kann und wie real die Gefahr für Sperrungen ignorierende Besucher tatsächlich ist, kann man jetzt im Nationalpark sehen.
Im Schmilkaer Gebiet, inmitten der Kernzone des Nationalparks, brach ein etwa fünf Meter hoher, am Rande einer Schlucht stehender Felsbrocken entzwei. Etwa 20 Kubikmeter Sandstein stürzten hinab in die Schlucht und rissen eine am Rand stehende Kiefer mit. Die Cottbusserin Ute Anklam entdeckte den Felssturz bei einer Wanderung Anfang März, als sie mit einem befreundeten Kletterer gerade Klettergipfel für die kommende Saison erkunden wollte und hielt den Bruch per Foto fest. Gut ein Jahr zuvor stand Sven Lehmann aus Sörnewitz bei Coswig an der gleichen Stelle und hat ebenfalls fotografiert – da war der Fels noch heile. Durch die beiden Fotos von beinahe identischem Standort ergibt sich ein eindrucksvoller Vorher-Nachher-Vergleich. Der Wanderkartenspezialist Rolf Böhm aus Bad Schandau machte zuerst darauf aufmerksam.

Passiert ist der Felssturz vermutlich schon über den Jahreswechsel. Der Nationalparkverwaltung ist er seit dem 2. Januar bekannt, wie Sprecher Hanspeter Mayr sagt. Es handele sich um den Abbruch von überhängenden Teilstücken, vergleichbar mit dem Felssturz am Wartturm in der Nähe der Bastei, von der Dimension her jedoch wesentlich kleiner, erklärt Mayr. Am Wartturm stürzten am 22. November 2000 etwa 450 Kubikmeter Sandstein in die Tiefe. Die helle Abbruchkante hoch über der Elbe ist bis heute weithin sichtbar.
Der aktuelle Abbruch im Schmilkaer Gebiet ist mit rund 20 Kubikmeter aber wesentlich kleiner und hat keine weiteren Schäden verursacht, so Nationalparksprecher Hanspeter Mayr. Der größte Teil des Materials sei in eine Felsspalte gefallen. Lediglich ein Zugangspfad zu einigen Kletterfelsen war im geringen Umfang betroffen. Eine Sperrung sei dort nicht erforderlich. Die fragliche Stelle liegt abseits der markierten Wege inmitten der Kernzone, ist also laut Nationalparkverordnung für Besucher ohnehin nicht zugänglich. Das heruntergebrochene Gestein bleibt deshalb auch unverändert liegen.
Die Nationalparkverwaltung hat den Felssturz auch bewusst nicht öffentlich gemacht, um keine Schaulustigen anzulocken. Die Stelle befindet sich ganz in der Nähe einer Horstschutzzone, in der geschützte Vögel brüten. Deren Brutzeit hat begonnen.
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