Radler-Protest auf der Albertstraße

Dresden. Pop-Up-Restaurants sind bekannt, auch Galerien, die für nur kurze Zeit öffnen, oder Geschäfte, die kurzfristig ihr Konzept vorstellen. Am Sonnabend trafen sich einige Dutzend Radfahrer auf dem ersten Dresdner Pop-Up-Radweg entlang der Albertstraße.
Dort hatten die Veranstalter von Greenpeace eine 140 Meter lange Strecke absperren lassen, auf der die Radler in Richtung Zentrum bis zum Carolaplatz fuhren, kehrt machten und den Weg wieder zurück nahmen. Die rund 600 Meter lange Albertstraße steht seit langem in Kritik. Sie gibt Autofahrern jeweils zwei Spuren in jede Fahrtrichtung. Radfahrer aber haben dort keinen geschützten Bereich. Ende Oktober 2019 hat der Stadtrat beschlossen, dass zu Lasten der insgesamt vier Spuren Radwege eingerichtet werden sollen. Autos müssen sich dann mit je einer Spur begnügen. Zehn Jahre war über diese Entscheidung debattiert worden.
Trotzdem haben die Greenpeace-Demonstranten diese Strecke für ihre Protestaktion ausgewählt. Sie steht beispielhaft für viele weitere Straßen, auf denen Radfahrer keine extra Wege haben. "Sehr schwierig ist es zum Beispiel auf der Chemnitzer Straße", sagt Greenpeace-Koordinatorin Linda Kolata. Dort gebe es zwar einen durchbrochenen Schutzstreifen, den dürfen Autos aber überfahren. Das bedeutet, die Radler haben letztlich doch keine Abschirmung von Straßenverkehr und brauchen an der Stelle einen echten Radweg.
Der Wunsch: Corona-Erfahrungen beibehalten
"Sicherheit ist das A und O, wenn mehr Menschen regelmäßig das Rad nehmen sollen", sagt Linda Kolata. Zwar müssen seit neuestem Autofahrer anderthalb Meter Abstand zu Radfahrern halten. Das wertet die Aktivistin als Erfolg. Trotzdem fühlen sich Radfahrer auf einer eigenen Fahrspur deutlich sicherer als einfach nur am Rande der Straße.
Die Pop-Up-Radweg-Aktion hat am Sonnabend in 38 Städten stattgefunden. Sie ist recht leicht und unbürokratisch umsetzbar. Die Polizei hat die Dresdner Aktion gestern begleitet. Ursprünglich war geplant, den Interims-Radweg von vormittags bis zum Abend einzurichten. Doch aufgrund von Corona durfte nur eine Stunde lang demonstrativ geradelt werden. Auch die Demo-Strecke auf der Albertstraße war vergleichsweise recht kurz, sagt Linda Kolata.
Ein Anfang allerdings ist gemacht, und der hat einen zusätzlichen aktuellen Anlass: Corona veranlasst mehr Menschen, auf Bus und Bahn zu verzichten, und aufs Rad zu steigen. Das werde mittelfristig auch so bleiben und sei zu wünschen, so die Veranstalter. Denn der Umkehrschluss wäre, dass zusätzlich Leute das Auto nehmen, was für mehr Verkehr und mehr Umweltbelastung sorgen würde.
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