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Privates Gymnasium entlastet Franziskaneum

Meißner Politiker begrüßen die neue Schule. Ausgebaut werden soll trotzdem.

Von Peter Anderson
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Kommt mit sechs fünften Klassen an seine Grenzen: Der Campus des Franziskaneums soll auf eine Sechs-, eventuell Siebenzügigkeit erweitert werden. So wünscht es sich Oberbürgermeister Olaf Raschke.
Kommt mit sechs fünften Klassen an seine Grenzen: Der Campus des Franziskaneums soll auf eine Sechs-, eventuell Siebenzügigkeit erweitert werden. So wünscht es sich Oberbürgermeister Olaf Raschke. © Claudia Hübschmann

Meißen/Weinböhla. Positive Reaktionen haben die Pläne Weinböhlas hervorgerufen, dem privaten Träger Rahn Education den Bau und Betrieb eines zweizügigen Gymnasiums in der Gemeinde zu gestatten. 

„Das wird das Franziskaneum entlasten“, so der Vorsitzende der ULM-Fraktion im Stadtrat, Wolfgang Tücks. Darüber freue er sich. Der Beschluss des Gemeinderates in der Nachbarkommune gebe Meißen jetzt Planungssicherheit für einen sechszügigen Ausbau des Franziskaneums. 

Die Pläne für ein zweites Gymnasium in der Stadt seien damit endgültig vom Tisch. Dass Weinböhla diesen Beschluss in einer Art Alleingang gefasst und nicht auf die Initiative des Freistaats gewartet hat, sieht Tücks im „Planungsversagen der verantwortlichen Behörden“ begründet. Dem sei im Interesse der Kinder entgegengetreten worden.

Nach Angaben der CDU-Landtagsabgeordneten Daniela Kuge haben die Weinböhlaer in Absprache mit dem Dresdner Kultusministerium und dem Landratsamt gehandelt. Die neue Schule helfe auch dem Gymnasium Coswig, welches ebenfalls den Schülerandrang kaum noch bewältigen kann. In Meißen werden im kommenden Schuljahr voraussichtlich sechs fünfte Klassen auf dem Ratsweinberg eingeschult.

Eltern haben mehr Wahlmöglichkeiten

Im Anschluss an den Beschluss des Weinböhlaer Gemeinderates gab es erste Diskussionen über das von dem privaten Träger Rahn Education erhobene Schulgeld in Höhe von voraussichtlich rund 150 Euro monatlich. 

Daniela Kuge sieht das anders. „Wir leben in einer Demokratie. Jeder soll entscheiden, wo sein Kind hingeht“, so die Landtagsabgeordnete. Ähnlich hatte sich vergangene Woche der Weinböhlaer Bürgermeister Siegfried Zenker (CDU) geäußert. 

Die Geschäftsführerin der Freien Werkschule in Meißen, Dorothee Finzel, verweist darauf, dass freie Schulen nicht an Vorgaben gebunden seien, wie sie für staatliche Regelschulen gelten. Neben dem Schulgeld zählt dazu unter anderem die Anzahl der Klassen. Das Gymnasium in Weinböhla ist zweizügig geplant.

Keine Konkurrenz zu Franziskaneum

Mit einem Rückgang der Bewerberzahlen an der Werkschule und dem Franziskaneum rechnet Stadträtin Dorothee Finzel (Freie Bürger) nicht. Mit fünf bis sechs Klassen pro Jahrgang könne die Schule ein deutlich breiteres Angebot machen, als dies künftig in Weinböhla der Fall sein wird. Zusammen mit dem Schwerpunkt Hochbegabtenförderung dürfte dies ein gewichtiger Grund für viele Familien sein, das Franziskaneum zu wählen.

In Meißen wechselten zudem im Vergleich mit anderen Kommunen überdurchschnittlich viele Kinder in der fünften Klasse auf die Oberschule, so Dorothee Finzel. Sollte sich dies ändern, steige die Nachfrage nach Plätzen am städtischen Gymnasium.

Generell gegen Konkurrenzdenken bei Schulen spricht sich der Linken-Spitzenkandidat für die Stadtratswahl, Tilo Hellmann, aus. „Es hat mich schon bei der Diskussion um das das Gymnasium Wilsdruff geärgert, dass dieses Projekt so bekämpft wurde und man es lieber gesehen hätte, die Schüler aus dem Raum Freital nach Heidenau zu schicken, wenn das Weißeritzgymnasium voll ist.“ Jemand, der so etwas fordere, sei in der Politik fehl am Platz.

Stadtrat soll Ausbau beschließen

Nägel mit Köpfen möchte nach dem Beschluss in Weinböhla jetzt auch Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) machen. Er hält an einem Ausbau des Franziskaneums von 4,5 Zügen auf sechs Züge am Standort auf dem Ratsweinberg fest. Mit dieser Struktur lasse sich ein starkes und attraktives Bildungsangebot realisieren, so Raschke. 

Hierüber sollte bereits im nächsten Stadtrat entschieden werden. Die Zeit dränge. Es könne nicht gewartet werden, bis der neue Stadtrat nach der Wahl am 26. Mai seine Arbeitsfähigkeit hergestellt habe. Ob sich für ein so rasches Vorgehen im Stadtrat Mehrzeiten finden lassen, lässt sich derzeit schwer abschätzen. 

Der Meißner Ortsverbandschef der Partei Die Linke, Tilo Hellmann, bezeichnet sechs Züge als „grenzwertig und auf Dauer nicht erstrebenswert, geschweige denn noch mehr.“ Dorothee Finzel sieht einen Konsens bei der Sanierung der Weinbergschule und dem Neubau einer Sporthalle. 

Die Stadträte Matthias Rost (SPD) und Heiko Schulze (Bündnisgrüne) gehen dagegen fest davon aus, dass ein weiteres Gebäude errichtet werden müsse, um die Platzsituation an der Schule zu entspannen. Weiteren Aufschluss könnte der überarbeitete Schulnetzplan bringen, der in den nächsten Monaten aus dem Landratsamt erwartet wird.

Durch Wahl bleibt Fragezeichen

Ganz neu könnten die Karten gemischt werden, sollte die Landtagswahl am 1. September in Dresden zu neuen Regierungskonstellationen führen. Hierauf macht Stadtrat Schulze aufmerksam. Linke, Bündnisgrüne und SPD sprechen sich dafür aus, Sachsens Bildungssystem um den Typ der Gemeinschaftsschule zu erweitern, die Kindern ein gemeinsames Lernen über die vierte Klasse hinaus ermöglichen soll. Im Internet werden Unterschriften für einen entsprechenden Volksantrag gesammelt.