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Warum die Mehlbeere keine Beeren hat

Im Elbetierpark Hebelei in Diera-Zehren dreht sich am Wochenende alles um den "Baum des Jahres". Die heimische Baumart ist gefährdet.

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Eine Echte Mehlbeere auf einer Wiese am Fuß der Schwäbischen Alb. Die einheimische Baumart ist gefährdet.
Eine Echte Mehlbeere auf einer Wiese am Fuß der Schwäbischen Alb. Die einheimische Baumart ist gefährdet. © Jürgen Blümle

Diera-Zehren. Kennen Sie die Mehlbeere? Diese heimische Baumart gibt es tatsächlich. Und sie ist gefährdet. Auch deshalb hat ihr der Elbetierpark Hebelei am Sonnabend und Sonntag Aktionstage gewidmet. Zudem hat das Kuratorium - "Baum des Jahres der Dr. Silvius Wodarz Stiftung" die Echte Mehlbeere oder Gewöhnliche Mehlbeere zum Baum des Jahres 2024 gewählt.

"Die Echte Mehlbeere wächst gewöhnlich als mittelgroßer Baum, der bis zu zehn Meter hoch wird. Selten finden sich Exemplare, die eine Länge bis 20 Meter entwickeln und in West-, Mittel- und Südeuropa verbreitet sind", erklärt Tierparkchef Sven Näther.

Am Sonnabend und Sonntag gibt es um 11, 14 und 16 Uhr Tierparkführungen zum Thema heimische Baumarten. Es können Tiere gefüttert werden. Außerdem wird es verschiedene Aktionsstände und eine Hüpfburg geben.

Auch im Elbetierpark Hebelei ist die Mehlbeere zu finden. Pflanzen gibt es davon an Aktionstagen am Wochenende zu kaufen.
Auch im Elbetierpark Hebelei ist die Mehlbeere zu finden. Pflanzen gibt es davon an Aktionstagen am Wochenende zu kaufen. © privat

Die Entstehung des Namens "Mehlbeere" ist offensichtlich nicht eindeutig belegt. Neben dem mehligen Geschmack der Früchte sollen auch die bemehlt aussehenden jungen Triebe im Frühjahr und Blattunterseiten oder auch die Beimischung getrockneter Mehlbeerenfrüchte zur Streckung von Mehl in Notzeiten zur Namensgebung beigetragen haben, so Näther.

Die Mehlbeere komme zerstreut in sonnigen Eichen- und Buchenwäldern, im Trockengebüsch, auf Steinriegeln und an Felsen, auch im subalpinen Hochstaudengebüsch vor. Sie gedeihe am besten auf trockenen, kalkreichen Böden an sommerwarmen Stellen.

Mehlbeerenpflanzen sowie andere Sorbusarten wie Vogelbeere, Speierling und Oxelbeere und Bollweiler Birnenbäume können am Wochenende am Stand des Elbetierparks erworben werden. Der Erlös kommt dem Tierpark zugute.

Die Beeren sind eigentlich Früchte

Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni. Die weißen Blüten der Echten Mehlbeere stehen in zusammengesetzten halbkugeligen Scheindolden zusammen, die zur Blütezeit eine Breite von etwa sieben bis zwölf Zentimetern aufweisen. Im August reifen die gelbrot bis scharlachroten, eiförmig-kugeligen Apfelfrüchte und sind sogenannte Wintersteher, was bedeutet, dass sie im Winter am Strauch bleiben und somit für Vögel und verschiedene Säugetiere ein gutes Winterfutter sind und diese zur Verbreitung dieses Baumes beitragen.

"Die Früchte der Mehlbeere werden gewohnheitsmäßig Beeren genannt. Klein wie Beeren sind sie ja auch, und außerdem führt auch nicht nur die Mehlbeere selbst, sondern auch einige weitere nahverwandte Baumarten der Gattung Sorbus, die Beere in ihrem Namen, wie zum Beispiel die Elsbeere und die Vogelbeere. Doch botanisch korrekt wäre es, die Früchte als Apfelfrüchte zu bezeichnen. Denn wie beim Apfel, der ebenfalls zur näheren Verwandtschaft der Mehlbeere gehört, ist die eigentliche Frucht lediglich das sogenannte Kerngehäuse. Das mehr oder weniger saftige Drumherum ist der Blütenboden, in den die Fruchtanlage eingebettet ist, und der sich im Verlauf der Reife verdickt und die Frucht umschließt. Der vertrocknete Rest der Blüte ist, wie beim Apfel auch, bei der Mehlbeere am oberen Ende der Frucht noch gut zu erkennen" so Sven Näther.

Die Kerne lieber nicht essen

Ihre Früchte sind rundlich-oval und ein bis anderthalb Zentimeter groß, schmecken mehlig und eher langweilig fad. Nach dem ersten Frost allerdings ist der Gehalt an Gerbstoffen verringert und es kommt eine gewisse Süße durch, sodass der Saft der Früchte als Beimischung zu Säften, Marmeladen und Gelees infrage kommt. Auch Essig oder Branntwein lässt sich nach Zugabe von Zucker aus den Früchten gewinnen.

Die kleinen Kerne – zwei Stück pro Frucht – sollte man aber lieber nicht essen Sie sind zwar nicht giftig, aber eher unbekömmlich und können Brechreiz verursachen.

Eine größere wirtschaftliche Bedeutung haben diese Früchte aus diesen Gründen nie erlangt. In Notzeiten wurde die Mehlbeeren dem Mehl beigemischt und dann zu einer Art Früchtebrot verarbeitet. In der Volksmedizin fanden die Früchte in Gebirgsregionen bei Husten, Durchfall und Katarrh Verwendung. Auch wurden sie in der Schweinemast eingesetzt. Laub und dünne Zweige dienten als Futter für Kleinvieh. Aus den im Herbst abgeschnittenen Zweigen konnte eine schwarze Farbe zur Färbung von Wolle gewonnen werden.

Als Zierbaum wird die Echte Mehlbeere in Parks, Gartenanlagen und als Straßenbaum angepflanzt. (SZ/jm)