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Promifotograf rettet Belvedere

Einen Namen hat der neue Kulturtempel schon. Doch vor der ersten Veranstaltung ist noch eine Menge zu tun.

Von Cathrin Reichelt
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Mirko Joerg Kellner hat die vom ehemaligen Hotel Belvedere übrig gebliebenen Räume gepachtet. Sie sind in einem schlechten Zustand. Trotzdem ist er optimistisch, dass dort im Frühsommer 2020 bereits die ersten Veranstaltungen möglich sind.
Mirko Joerg Kellner hat die vom ehemaligen Hotel Belvedere übrig gebliebenen Räume gepachtet. Sie sind in einem schlechten Zustand. Trotzdem ist er optimistisch, dass dort im Frühsommer 2020 bereits die ersten Veranstaltungen möglich sind. © Dietmar Thomas

Leisnig. Vor dem Eingang wachsen Rosen und Efeu. Die Fenster haben Gitter, die Scheiben dahinter sind zerschlagen. „Bis auf verschiedene Sicherungs- und Aufräumarbeiten im Außenbereich wird das bis zum nächsten Frühjahr noch so bleiben müssen“, sagt Mirko Joerg Kellner. Er hat die Räume gepachtet, die vom ehemaligen Hotel Belvedere übrig geblieben sind.

Als Grund dafür, dass er noch nicht mit der Sanierung beginnen will, nennt der Promi-Fotograf Geld. „Es ist ein großes Objekt, und eventuell bestehen dafür Fördermöglichkeiten. Sollte das der Fall sein, möchte ich diese natürlich gerne nutzen“, so der 45-Jährige. Der Nutzungsvertrag mit der Stadt Leisnig sei inzwischen unterschrieben.

Trotzdem hat es augenscheinlich schon einige Aktionen gegeben, um wenigstens grob den Müll zu beseitigen. Der Vandalismus sei krass, meint Kellner. Die zerschlagenen Fenster wurden komplett ausgebaut, innen liegen Scherben, Büchsen, Pizzakartons und jede Menge herausgebrochene Steine. Vom Hotel scheinen vier Gartenstühle übrig geblieben zu sein.

Fotoshooting mit der Wetterfee

Nach den alten Plänen zu urteilen, sei es wohl das Souterrain, also Untergeschoss des Hotels gewesen. Der Rest wurde vor Jahren abgebrochen und auf der Fläche ein Parkplatz angelegt. Knapp 450 Quadratmeter sind übrig geblieben. Sie verteilen sich auf einen großen und mehrere kleinere Räume, die teilweise gewölbeartig angelegt sind. Möglicherweise befand sich dort einmal der Weinkeller.

Die Räume sollen multifunktional genutzt werden. Als Kunst-, Kultur- und Veranstaltungsareal bezeichnet Kellner das, was dort entstehen soll. Einen Namen gibt es bereits: Forte Belvedere Leisnig – FBL abgekürzt.

Das Belvedere in Leisnig in einer Außenansicht.
Das Belvedere in Leisnig in einer Außenansicht. © Dietmar Thomas

Als Bruchbude würde mancher den derzeitigen Zustand bezeichnen. Für den Fotografen hat sie einen gewissen Charme. „Schon jetzt bietet das Belvedere an tausend Ecken einen tollen Hintergrund, und erst die beeindruckend schöne Aussicht...“, sagt Kellner. Und er hat die Räume bereits genutzt. Mit der Schauspielerin Stephanie Stumpf und der MDR Wetterfee Michaela Koschak hat er dort Fotoshootings veranstaltet. Letztere schreibt ein Kochbuch über die richtige Küche zur richtigen Jahreszeit.

Aus Fenstern werden Türen

Mirko Joerg Kellner bezeichnet sich selbst als romantisch veranlagt. Er sieht in den Räumen ein großes Potenzial. Sie sollen sich verändern, aber nur teilweise. Denn der Charakter soll erhalten bleiben. „Die bestehende Optik ist sehr spannungsvoll. Möglichst viel davon soll erhalten bleiben. Der Betonboden soll repariert werden und seinen industriellen Look behalten. Die Sichtbetondecke ist fertig. Teile der Wände werden verputzt, bei anderen der Naturstein sandgestrahlt“, erklärt der Fotograf. Vier der Fenster werden geöffnet und stattdessen Türen eingebaut, so dass die anschließende Terrasse für Veranstaltungen mit genutzt werden kann. Von dort aus haben Gäste eine schöne Aussicht auf Leisnig und die Umgebung. Schließlich heißt Belvedere Aussichtspunkt. Aber auch die Sicherheit hat Kellner im Blick. Das Tor am Fuß der Treppen zur Bergstraße ist bereits verschlossen. Auch vom Parkplatz her wird es künftig ein Tor geben.

Weite ist für den Fotografen wichtig. Die Räume, die Platz für etwa 100 bis 120 Personen bieten werden, sollen nicht zugebaut werden. An den großen loftartigen Saal schließt sich ein kleinerer Raum an. Dort werde eine Inselküche installiert – für Kochkurse oder Showkochen. Kellner porträtiert Schauspieler und Sänger. Als zweites Standbein nennt er die Kunstfotografie. Aus diesen zwei Welten werde vieles in die Gestaltung der Räume einfließen. Die Umsetzung soll etappenweise bis in das Jahr 2021 hinein erfolgen.

Aber auch, wenn noch nicht alles fertig ist, kann sich der Pächter vorstellen, dass die ersten Veranstaltungen bereits im Frühsommer kommenden Jahres angeboten werden. Dabei ist er für vieles offen: Lesungen, Ausstellungen, Jazzabende, aber auch Firmenevents und Hochzeiten. Ein Open-Air-Kino sei ebenfalls möglich – über dem Forte Belvedere, auf einem Teil des Parkplatzes. Der könne auch in größere Veranstaltungen mit einbezogen werden.

Leisnig hat Potenzial

Der gebürtige Dresdener, der jetzt in einer ländlichen Gegend wohnt, hat Leisnig schon öfter als Kulisse für seine Fotos genutzt. Dadurch habe er die Stadt lieben gelernt und dabei sei er auch auf das Belvedere aufmerksam geworden. „Ich finde diese Stadt großartig, so authentisch – hoch, runter, die schmalen Gassen, die Burg, der Fluss“, zählt er auf.

Seiner Meinung nach habe die Stadt großes Potenzial als Kunst-, Design- und Kulturstadt. Und er habe durch seinen Job die Kontakte, die er nutzen wolle, um die Großstädter auf Leisnig aufmerksam zu machen und für die Stadt zu begeistern. „Sie ist gut gelegen, nahe der A 14 zwischen Dresden und Leipzig. Insbesondere für Kreative und junge Familien mit individuellen Wohnwünschen könnte diese Stadt zukünftig interessant werden“, meint Mirko Joerg Kellner.

Um das Forte Belvedere schon jetzt bekannt zu machen, werde derzeit auch an einer Internetseite www.forte-belvedere.de gearbeitet, die aber erst in ein paar Wochen freigeschaltet wird.