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Fleisch aus der Region liegt im Trend

Gammelfleisch, BSE oder Tönnies: Solche Skandale fördern ein Umdenken der Menschen. Und Fleischer des Landkreises Meißen profitieren.

Von Martin Skurt (Nutzer gelöscht und neu angele
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Regionale Fleischer können sagen, woher ihr Fleisch kommt. Das honorieren auch Verbraucher.
Regionale Fleischer können sagen, woher ihr Fleisch kommt. Das honorieren auch Verbraucher. © Mohssen Assanimoghaddam/dpa (Symbolbild)

Landkreis. In der Fleischerbranche stehen nicht nur die Arbeitsbedingungen seit Tönnies zur Debatte, sondern seit Jahren auch die Herkunft und Haltung der Tiere. Regionale Fleischer trifft der Fleischskandal allerdings eher nicht. Zum Beispiel Andreas Münch aus Lommatzsch. Bei ihm gab es bisher wenige Nachfragen, woher sein Fleisch stammt. Denn seine Kunden kaufen gerade bei ihm, weil er die Herkunft offenlegt. „Wir kaufen nur regional“, so der Fleischermeister. In den vergangenen Wochen verzeichnete er deshalb einen Umsatzgewinn.

Der Fleischer aus Lommatzsch ist seit etwa zehn Jahren Obermeister bei der Fleischer-Innung in Nordostmittelsachsen. Wenn es aber um regionales Fleisch geht, möchte er nicht für alle Fleischer sprechen, die er vertritt. Eine Spezialität der Fleischerei Münch ist das Elbweiderind aus Torgau, das nur jeden zweiten Donnerstag im Monat angeboten wird.

Laut Angaben des Fleischers, steht es das ganze Jahr auf der Weide und wird dadurch artgerecht gehalten: auf einer 250 Hektar großen Fläche. Ohne dass sie in einem Stall angebunden sind. Die Rinder bekommen Weidegras, Wiesenkräuter und Heu. Laut dem Besitzer der Tiere, Matthias Schneider, leben sie in einer natürlichen Herdenstruktur. Die Kälber dürfen bei ihren Müttern langsam aufwachsen. „Eigentlich wäre dies Bio-Fleisch, aber eben nicht zertifiziert“, sagt Andreas Münch.

Regionales Fleisch zu verkaufen, rechnet sich dann, wenn es dafür zahlende Kunden gibt. „Denn das Fleisch ist teurer“, so Andreas Münch. Er bezahle zum Beispiel schon allein für die gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchungen seiner Schweine mehr als die von größeren Schlachtbetrieben. Seitdem er verstärkt regionales Fleisch anbiete und seine Produktion transparent mache, habe er jedoch mehr Kunden, so Andreas Münch. 

Andreas Münch aus Lommatzsch ist wichtig, dass sein Fleisch aus der Region kommt.
Andreas Münch aus Lommatzsch ist wichtig, dass sein Fleisch aus der Region kommt. © Claudia Hübschmann

Verbraucher bestimmen die Herkunft des Fleisches

Skandale wie bei Tönnies regen in seinen Augen Verbraucher zum Nachdenken an, ob sie Fleisch aus der Massentierhaltung dulden wollen. Natürlich erreiche man kaum die Menschen, die weiterhin billig im Discounter kaufen wollen. Doch gerade in Zeiten, in denen immer mehr bewusster essen, müsse der regionale Fleischer eine nachhaltige Alternative zum Discounter sein, erklärt Andreas Münch. 

Viehhändler Frank Dietze aus Mochau bei Döbeln kann das bestätigen. „Viele Fleischer fragen vor allem Rinder aus der Region an“, so der Viehhändler. Er beliefert unter anderem Andreas Münch. „Regionales Fleisch lohnt sich aber nur, wenn die Verbraucher umdenken.“ Das heißt, sie müssen es kaufen. Die Verantwortung liegt dabei beim Fleischer, ob er es richtig vermarkte. Deshalb betrachtet er auch Bio-Fleisch kritisch.

Denn eine Bio-Zertifizierung von Tieren lohne sich für ihn kaum, zumindest aus wirtschaftlicher Sicht. „Zum einen hat der Händler wesentlich mehr Papierarbeit, zum anderen weiß er nicht, ob er das Vieh überhaupt losbekommt“, so Frank Dietze. Das liegt maßgeblich am Preis von Bio-Fleisch. Zudem dürften auch nicht so viele Bio-Fleisch anbieten – da dies den Preis auf dem Markt drücken würde. Und das lohne sich am Ende für ihn nicht mehr, so Frank Dietze.

Dieses Jahr hatte der Viehhändler jedoch ein ganz anderes Problem: Sein Futter für die eigenen Rinder wird knapp. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit der vergangenen Tage konnte er nur einen Schnitt machen. „Sonst sind es immer zwei bis drei. Meine Wiesen sind verbrannt.“ Deswegen muss er an seine Reserven heran und eventuell zukaufen. Im schlimmsten Fall führt das dazu, dass er vorzeitig seine Tiere abstoßen muss, da er sonst keinen Gewinn machen würde.

Sachsen fehlt ein größerer Schlachthof

Frank Dietze wünscht sich außerdem einen größeren Schlachthof in der Region beziehungsweise in Sachsen, genauso wie Andreas Münch. Für sie würde das vieles erleichtern. Zum Beispiel fallen dann Fahrten zu größeren Schlachthöfen weg. Das sei zum einen umweltschädlich, zum anderen schlecht für den Geschmack der Tiere. Je länger sie zum Schlachter transportiert werden, desto gestresster sind die Tiere.

Schlachttiere der Fleischerei Münch sind etwa 50 Kilometer unterwegs, und zwar zur Emil Färber GmbH & Co. KG in Belgern-Schildau. Laut Tierschutzverordnung darf der Transport acht Stunden nicht überschreiten, zumindest innerhalb Deutschlands. In der EU dürfen zum Beispiel Rinder durchaus mehr als einen Tag transportiert werden.

Der deutschlandweite Trend zeigt jedoch, dass sich eher überregionale Schlachthäuser etablieren. Denn laut dem Bericht der Markt- und Versorgungslage Fleisch des Landwirtschaftsministeriums erreichen die drei größten Schlachtbetriebe von Schweinen – Tönnies, Westfleisch, Vion – einen Marktanteil von etwa 60 Prozent. In Zukunft werden es demnach noch weniger Betriebe, aber dafür größere. Inwieweit sich dann regionale Fleischer wie Andreas Münch noch halten können – das entscheidet letztlich der Verbraucher. 

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