SZ + Dippoldiswalde
Merken

Mobile Saftpresse tourt durch Ostsachsen

Ab 100 Kilogramm Obst kann sich jeder seinen eigenen Apfelsaft pressen. Aromatisch, haltbar, ohne Zusatzstoffe. Das Internet hilft, Wartezeiten zu verkürzen.

Von Siiri Klose
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Andreas Wegener wartet derzeit seine Mobile Apfelpresse. Ab nächster Woche touren er und sein Kompagnon Dirk Riedel durch Ostsachsen.
Andreas Wegener wartet derzeit seine Mobile Apfelpresse. Ab nächster Woche touren er und sein Kompagnon Dirk Riedel durch Ostsachsen. © Daniel Schäfer

Die härtesten Wochen des Jahres stehen kurz bevor: "Das muss man können und wollen", sagt Andreas Wegener angesichts der 14-Stunden-Schichten, die er und sein Kompagnon Uwe Riedel ab nächster Woche bei Wind und Wetter an ihrer mobilen Kelterei stehen werden. Doch ihm ist klar, warum er das will und kann: "Die Verwertung  gehört zu Streuobstwiesen einfach dazu", sagt er. 

Streuobstwiesen, ihr Erhalt, ihre Pflege und ihre positiven Effekte für Natur und Menschen sind seit über zehn Jahren das Thema des Streuobstwiesen-Projektleiters der Grünen Liga Dresden. Und die größte Motivation für den Menschen, Streuobstwiesen oder wenigsten diesen oder jenen alten Apfelbaum zu erhalten, ist immer noch der Apfelsaft - frisch gepresst, naturtrüb, ohne Zusätze und unvergleichlich aromatisch, findet er.

Termine im Internet reservieren

Deshalb touren Wegener und Riedel alljährlich durch Ostsachsen, machen Station von Dippoldiswalde bis Ehrenberg und hängen auch noch ein paar Tage mehr dran, wenn mancherorts die Press-Termine zu schnell ausgebucht sind. "Pro 100 Kilogramm Äpfel setzen wir eine viertel Stunde an", sagt Wegener. 

Aus den stundenlangen Wartezeiten in den ersten Jahren sind die beiden Keltereibetreiber schnell klug geworden. Jetzt geben sie allen Interessenten die Möglichkeit, sich im Internet einen oder mehrere Termine zu reservieren: "Dort kann man sich auch wieder abmelden, wenn es doch nicht klappt", sagt Wegener: "idealerweise wenigstens drei Tage im Voraus." 

Die Freude daran, den Saft der eigenen Apfelernte für fünf Euro in Fünfliter-Kunststoffbeuteln - sogenannten Bag-in-Boxes - nach Hause zu tragen, führt allerdings nur selten zu Absagen.  Die Pappkartons zur Aufbewahrung schlagen noch einmal mit 50 Cent zu Buche, doch Stammnutzer der Mosterei bringen oft die vom Vorjahr wieder mit. 

Start mit frühen Apfelsorten

"Für die frühen Sorten wie den Klarapfel oder Gravensteiner starten wir am 9. September", sagt Wegener. Wichtig ist, dass die Apfel- oder Birnenkerne schon dunkelbraun sind: "Nicht verwechseln mit dem Fallobst vom zweiten Fruchtfall", gibt er mit auf den Weg: "Das ist unreifes Obst, was der Baum fallen lässt, weil der Apfelwickler drin ist. Der Saft daraus schmeckt nur muffig." 

Das gilt auch für jene Äpfel, Birnen und Quitten später im Jahr, die bereits viele braune Faulflecken haben. "Dann besteht auch Byssochlamys-Gefahr", sagt Wegener: Dieser Schimmelpilz übersteht die 78 Grad, auf die das zerkleinerte Obst in der Presse erhitzt wird, vermehrt sich auch ohne Sauerstoffzufuhr und sorgt später dafür, dass der Saft schleimig wird, vergoren schmeckt und in machen Fällen den Kunststoffbeutel aufbläht. "Nur aus gutem Obst wird auch guter Saft", erklärt Wegener.

Ein Birnenjahr bahnt sich an

Um die Ernte und damit ihre Keltereitage einzuschätzen, beobachten er und Riedel den Sommer über die Bäume. "Dieses Jahr tragen die Birnen besonders gut", sagt Wegener. "Das ist der Vorteil der vielfältigen Landschaft in Sachsen: Während die Eisheiligen mancherorts in die Blüte gefahren sind, hatten die Bäume in anderen Lagen noch gar nicht so weit ausgetrieben." Die Birnen werden mit zwei Teilen Äpfeln gekeltert: "Die Säure der Äpfel konserviert den Saft." 

Bei nahezu einem Drittel der 35 Press-Tage werden die Termine schon knapp: "Das ist es, was mir die Freude bringt an dieser harten Arbeit: dass die Leute ihre Bäume wieder schätzen." Die Stimmung an der Presse sei immer fröhlich - ältere Menschen schwören auf ihre Lieblingssorte; Eltern erklären ihren Kindern, wie die Presse funktioniert: "Jeder wirft seine Äpfel selbst ein und packt am Ende die warmen Saftbeutel in die Kartons. Dazwischen lässt sich der Weg von den Äpfeln zum Saft gut beobachten", sagt Wegener: "Auch das ist eine Art Umweltbildung."   

Termine der Mobilen Kelterei: 9. September in der ehemaligen Kelterei Lockwitzgrund 44; 11. September in der Alten Schäferei in Dippoldiswalde, OT Elend; 12. September im Vorwerk Podemus, Dresden-Podemus; 14. September in der  Obstsammelstelle Wolf in Grumbach; 15. September im Technikstützpunkt der Agrargenossenschaft Klingenberg, OT Colmnitz; 19. September im Ehrenberger Landservice bei Hohnstein OT Ehrenberg, 22. September bei Daniel Welde in Borlas, Hauptstr. 53. Weitere Termine und Reservierung: www.apfel-paradies.de