Schmackhafter Plan B

Kamenz. Manchmal stellen sich im Leben die Weichen völlig neu. Bei dem einem passiert das abrupt. Beim anderen mit Ansage. Diana Heinrich jedenfalls brauchte etwas länger für ihren Plan B. Aber sie trug ihn im Herzen. Nun erfüllte sich ihr Traum von der Selbstständigkeit Mit jeder Menge Leidenschaft, Fleiß und Durchhaltevermögen. Die Planungsphase von der ersten zaghaften Idee bis zur Eröffnung des etwas anderem Bistros am Kamenzer Saumarkt, dauerte am Ende nicht einmal ein Jahr. Nun trägt die neue Adresse sogar den Namen „Plan B.“ Das hat mehrere Gründe.
Noch einmal alles auf Anfang
Zum Beispiel ihre Rückkehr: Die 48-Jährige ist Kamenzerin. Und das mit Leib und Seele. Auch wenn sie der Heimat aus familiären Gründen 24 Jahre den Rücken kehrte. Ihre Wurzeln konnte sie nie verleugnen und wollte das auch nicht. „Unsere Stadt ist schön, und die Menschen hier sind interessant. Manchmal spröde, meistens zugänglich. Aber sie haben große Herzen“, sagt sie. Kaum ein Forstfest verging, an dem es sie nicht nach Hause zog. Alte Freunde warteten dann auf sie. Wie die ehemaligen Klassenkameraden. Oder ihre Uralt-Freundin Ina Förster. Auch wenn „uralt“ schrecklich klingt – dahinter steckt eine Lebensgeschichte voll bunter Erinnerungen. Eine, die die Frauen bis heute verbindet. „Wenn man zusammen in den Kindergarten gegangen ist und später zehn Jahre auf der Schulbank saß, Discozeiten und den ersten Liebeskummer gemeinsam erlebt hat, dann darf man das schon mal so benennen“, sind sich die Zwei einig. Die Idee für das Bistro mit dem außergewöhnlichen Namen Plan B. hatten dann ursprünglich auch beide. „Wir haben zusammen gefrühstückt und sind anschließend durch die Altstadt gebummelt. Überall leer stehende Geschäfte, aber so viele herrliche alte Häuser mit ihren Geschichten und Erinnerungen. Da haben wir uns gesagt: Eigentlich müssten wir nun langsam mal unser Café aufmachen, von dem wir schon immer mal gesponnen haben“, schmunzelt Diana Heinrich heute.
Sie arbeitete zu dieser Zeit noch als Krankenschwester im Bautzner Krankenhaus. Das anstrengende Drei-Schicht-System und das Pendeln ließ leider wenig Zeit für Familie und Freunde übrig. „Ich habe meinen Beruf geliebt, doch nicht um jeden Preis“, sagt sie. Viele Veränderungen im medizinischen Versorgungsbereich der letzten Jahre sind schwer zu ertragen. Der Patient steht leider nicht mehr so im Mittelpunkt. Außerdem ist die Arbeit schwer. Erste Verschleißerscheinungen sind mit fast 50 an der Tagesordnung. Diana Heinrich packt also ihren Plan B. aus der Tasche. Und wagt den Neuanfang. Das ist mutig. Und viele fragen sich, was einen bewegt, wenn man einen sicheren Job aufgibt, um ins Ungewisse zu springen. Denn springen muss sie allein. Weggefährtin Ina Förster steht ihr zur Seite. Doch es ist schnell klar, dass das kleine Tages-Bistro mit zwölf Plätzen nur eine einzige Gründerin braucht. Dafür viele Freunde, Unterstützer und Helfer. Als die Frauen Ende März 2018 den kleinen idyllischen Bilderrahmenladen von Dorlis Augustin an der Bautzner Straße 33 ins Visier nehmen, ist es bald um sie geschehen. „Das war einfach eine Bauchentscheidung: Die Lage mit dem Platz samt Bäumchen, das alte Haus mit rustikalen Türen und Eigenarten. Der Rosenstock vor dem Schaufenster, der für unsere Freundschaft eine besondere Bedeutung hat. Und die zugängliche Vermieterin – das hat einfach alles gepasst“, so Diana Heinrich.
Seit 1990 betrieb Dorlis Augustin mit ihrem Mann Gerd das gleichnamige Bilderrahmengeschäft in Kamenz. Als sie 2018 in den Ruhestand wechselte, glaubte sie eigentlich nicht daran, dass sich noch einmal ein Interessent für den Laden findet. Das Schicksal entschied anders. Und bald wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Diana setzte sich noch einmal auf die Schulbank, arbeitete ein paar Monate in der Gastronomie, um alte Erfahrungen aufzufrischen, und investierte in ihren Traum. Eine große Unterstützung bei allem war Lebensgefährte Matthias Nitsch. Und ihre Söhne, die mittlerweile beide in Kamenz leben. Matthis kocht in der Villa Weiße. Johannes lernt in der Agrargenossenschaft Kaschwitz. Ein Jahr später steht Plan B. nun kurz vor der Eröffnung. Zum 2. Würstchenmarkt in Kamenz am 7. April steigt die offizielle Einweihung. „Aber ab 27. März starten wir schon einmal ganz langsam ab 11 Uhr in eine kleine Test-Phase“, heißt es.