Gröditz. Erst einen Tag zuvor habe es wieder stark gerochen, sagt Frank Geschawitz. Als penetrant, beißend beschreibt der Gröditzer, was ihm da in die Nase fuhr. Vier Stunden lang sei das so gewesen an dem Abend, bis halb Zwölf abends. Man habe nicht vor die Tür treten können. Später wird der Gröditzer sagen, dass schon vieles besser geworden sei. „Aber mit dem Geruch, da müssen Sie ran.“
Es ist Mittwochabend und Frank Geschawitz einer von etwa zehn Anwohnern, die zum Informationstag der Schmiedewerke gekommen sind. Das erste Mal gab es den Anfang 2018, einen weiteren vor einem Jahr. Gröditz' größter Betrieb will mit seinen Nachbarn über Umweltbelastungen Gespräch kommen. „Wir haben großes Interesse an guter Nachbarschaft“, betont der Geschäftsführungs-Vorsitzende Dr. Klaus Harste, der auch bei dem rund einstündigen Treffen dabei ist.
Ursachen eingegrenzt
Das dreht sich vor allem um die Gerüche: Neun der zehn Anwohnerbeschwerden, die der Betrieb im letzten Jahr bekam, gab es aus diesem Grund, hieß es von den Werkverantwortlichen.
Woher die Gerüche kommen, hat das Unternehmen laut dem Leiter des Stahlwerks Dr.-Ing. Stefan Lachmann schon eingrenzen können. Demzufolge gibt es zwei Hauptquellen: Zum einen das Aufheizen neuer Stahlpfannen im Stahlwerk. Zum anderen die Vergütungsprozesse im Ringwalzwerk.
Im Ringwalzwerk werden die Ringe in eine Polymerlösung getaucht, um sie zu härten. Dieses Polymer verdampft, wenn es warm wird, und wird dann im Umfeld des Betriebs wahrgenommen. Unter anderem sei das Polymerbad getauscht worden. Mit einem Ventilator, der die Dämpfe gezielt zurück in Richtung des Werksgeländes drückt, versuche man, das Problem zu lindern. Die Gerüche abzusaugen, ist laut Unternehmen schwierig bis nicht machbar.
Lösung noch im ersten Halbjahr
Die meiste Anwohnerkritik gibt es aber aus Sicht des Werks wohl eher wegen der Gerüche, die bei einem anderen Prozess entstehen – beim Aufheizen der Stahlpfannen im Stahlwerk. Die Pfannen dienen als Transportgefäße, wenn der flüssige Stahl aus dem Elektroofen kommt. Innen sind die Pfannen mit einem Stein aus feuerfestem Beton ausgekleidet. Auch diese Steine sind kunstharzgebunden und gasen aus, wenn sie mit einem sogenannten Pfannenfeuer vor der ersten Inbetriebnahme aufgeheizt werden, so Stefan Lachmann.
Alternativen zum verwendeten Material gebe es nicht, deswegen müsse man technisch ansetzen. Unter anderem sei die Aufheizzeit der Pfannen bereits vor anderthalb Jahren von zwölf auf 16 Stunden verlängert worden. Damit sollen die Gerüche weniger stoßartig freigesetzt werden. Außerdem habe man die Absaugung der Abgase, die wie eine große Dunstfilterhaube aufgebaut ist, rund um die Pfanne verbessert. Dass es gar nicht mehr riecht, habe man bisher aber nicht abstellen können
Zwar sei der Bau einer Art großen Geruchsfilters denkbar, aber diese Anlage hätte eine Dimension, die unbezahlbar sei. Machbar sei hingegen wohl eine Nachverbrennung der Abgase, um so die Gerüche zu neutralisieren. Dazu würden bereits Stoffuntersuchungen und Temperaturmessungen laufen. Noch im ersten Halbjahr 2020 wolle man eine entsprechende Lösung finden, so das Unternehmen.
Werk braucht genaue Angaben
Anwohner Henry Wendt, der in den Vorjahren Lärmbelästigungen kritisiert hatte, die das Werk inzwischen beheben konnte, zog ein positives Fazit: „Ich fühle mich ernst genommen.“ Wendt meinte: „Wenn Sie das mit dem Geruch hinkriegen und den Lärm nicht vergessen, sind wir auf gutem Weg.“
Die Werkverantwortlichen appellierten in Richtung Anwohner, sich bei Problemen an das Unternehmen zu wenden, damit dort reagiert werden kann. Bei Geruchsbelästigungen sei zudem eine möglichst genaue Angabe von Datum und Uhrzeit wichtig, damit die Ursachen besser eingegrenzt werden können.
Die regelmäßigen Informationsveranstaltungen will das Werk fortsetzen.
Kontakt ins Werk: [email protected] oder das ständig besetzte Pförtnertelefon 035263 62428.
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