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Schnallenfabrik als Altlast bekannt

Ein offizielles Ergebnis der am Freitag in Leisnig genommenen Proben steht immer noch aus. War die Gefahr abschätzbar?

Von Heike Heisig
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Nur dieses große Gebäude der ehemaligen Schnallenfabrik ist von der Leisniger Weststraße aus zu sehen. Doch es gibt noch mehrere Hintergebäude. Im Keller des früheren Trafohauses haben sich am Freitag womöglich giftige Dämpfe gebildet.
Nur dieses große Gebäude der ehemaligen Schnallenfabrik ist von der Leisniger Weststraße aus zu sehen. Doch es gibt noch mehrere Hintergebäude. Im Keller des früheren Trafohauses haben sich am Freitag womöglich giftige Dämpfe gebildet. © Heike Heisig

Leisnig/Roßwein. Das Rätselraten geht weiter: Was waberte am Freitagmorgen über dem Stadtrand von Leisnig? 

Die gelben Nebel, die aufstiegen, lösten einen lange nicht dagewesenen Einsatz von Hilfskräften aus.Feuerwehr, Polizei, THW, verschiedene Behörden bis hin zu einer Spezialeinheit des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz beschäftigten sich mit den rätselhaften chemischen Reaktionen auf dem Gelände der früheren Schnallenfabrik an der Weststraße.

 Bis zum Abend war unsicher, ob das Krankenhaus und umliegende Wohnhäuser geräumt werden müssen.

„Mir war nicht klar, dass von dem Gelände solche unmittelbaren Gefahren ausgehen“, sagte Uwe Dietrich vom Bau- und Ordnungsamt der Stadt Leisnig, der am Freitag nahezu den gesamten Tag mit vor Ort war.

Freistaat führt über Altlasten Buch

Dass es mögliche Belastungen mit umweltschädlichen Stoffen gibt, das hat die Kommune aber sehr wohl gewusst. Mehrfach ging es im Zuge von Ersatzmaßnahmen darum, dass es in der Stadt kaum Brachen und Flächen gibt, die abgerissen und renaturiert werden können. 

Auch das Firmengelände an der Weststraße kam dabei zur Sprache. Schon Wirtschaftsförderer Tomas Schulze, der mittlerweile seit Jahren im Ruhestand ist, hat auf zwei Hinderungsgründe hingewiesen: das Privateigentum und mögliche Altlasten. Über diese wird im Freistaat sozusagen Buch geführt. 

Wie der Landkreis auf Anfrage von Sächsische.de mitteilt, sind die ehemaligen Produktionsgebäude im Sächsischen Altlastenkataster erfasst. „Es handelt sich um die frühere Metallverarbeitung Roßwein, Betriebsteil Leisnig“, konkretisiert André Kaiser, der Pressesprecher des Landratsamtes Mittelsachsen. 

1997 gab es eine Historische Erkundung

Wie er weiter erklärt, gab es 1997 eine sogenannte Historische Erkundung. Damit sei ein einschlägiges Ingenieurbüro beauftragt gewesen. Einen konkreten Verdacht habe es dafür nicht gegeben. Reguläre Altlastenerkundungen seien für alle bekannten Verdachtsflächen üblich gewesen.

Ergebnis dieser Erkundung ist nach Angaben des Landratsamtes gewesen, dass aufgrund der früheren Nutzung Kontaminationen der Bausubstanz und des Bodens im Bereich der ehemaligen Produktionsgebäude möglich sind. 

„Nach damaligem Kenntnisstand ergaben sich keine Anhaltspunkte, dass etwas zu einer Gefahrenabwehr unternommen werden muss“, so André Kaiser. Auflagen zu weiterführenden Untersuchungen oder Entsorgungen hat der Eigentümer laut der Umweltbehörde also nicht bekommen.

Polizei hat mögliche Beweise gesichert

Ob es sich dort, wo sich am Freitag die chemischen Reaktionen abspielten und später 100 Kubikmeter Füllmaterial ausgebaggert wurden, tatsächlich um ein Produktionsgebäude gehandelt hat, ist wohl noch zu klären. 

Während des Einsatzes war sowohl von der ehemaligen Galvanik, in der täglich mit Chemikalien umgegangen wurde, als auch von einem alten Trafohaus die Rede. In dessen verfülltem Keller könnte eine womöglich umweltschädliche Substanz illegal entsorgt und dann mit Schutt und Erde abgedeckt worden sein.

 Eventuelle Beweise hat die Polizei am Freitag sowohl vor dem Einsatz des Baggers als auch währenddessen gesichert.

  • Altlastverdächtige Flächen und Altlasten werden auf der Grundlage des Bundesbodenschutzgesetzes erhoben und entsprechend ihrer Priorität bearbeitet.
  • Die Aufnahme aller altlastverdächtigen Flächen und Altlasten mit Kennzeichnung des Bearbeitungsstandes erfolgt im „Sächsischen Altlastenkataster“ durch die unteren Bodenschutzbehörden. Das sind die Landkreise und kreisfreien Städte.
  • Auskünfte aus dem Sächsischen Altlastenkataster werden auf Anfrage durch die Bodenschutzbehörde erteilt. Quelle: sachsen.de

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