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Schonfrist für Herzensprojekt Jugendhaus

Die Kommune stößt Häuser ab, die sie nicht mehr nutzt. In einem Fall ist das anders. Ideen für die Zukunft sind gefragt.

Von Heike Heisig
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Das Haus in Naundorf bei Leisnig hat schon einige Nutzer gesehen.
Das Haus in Naundorf bei Leisnig hat schon einige Nutzer gesehen. © Dietmar Thomas

Leisnig. Das waren noch Zeiten, als im Jugendhaus Naundorf in der geräumigen Küche auf allen Herdplatten internationale Gerichte gekocht wurden oder als alle mit anpackten, um Räume zu verschönern. Mit der Betriebsamkeit und dem Gewusel von Kindern und Jugendlichen in dem Haus an der Ortsdurchfahrt ist es seit Anfang 2018 vorbei. Seitdem werden Räume nur noch sporadisch genutzt. So zum Beispiel von der Trommelgruppe, die im Jugendhaus seit eh und je Probenräume hat. Doch viel mehr passiert dort eigentlich nicht.

Nach Angaben von Bürgermeister Tobias Goth (CDU) hat es nach Beendigung der Jugendarbeit Anfragen für eine eher sporadische Nutzung gegeben. Ein Konzept für das gesamte Haus liege allerdings nicht vor. „Vielleicht fällt uns dazu ja noch etwas ein oder es ergibt sich etwas“, sagte Goth auf Anfrage von Rainer Tzschoppe im Technischen Ausschuss. Der wollte wissen, wie es mit der Immobilie weitergeht.

Ein Verkauf sei vorerst nicht vorgesehen, sagte der Rathauschef. Das ist verwunderlich. Denn seit mehreren Jahren schon trennt sich die Kommune konsequent von den Häusern, die sie selbst nicht mehr nutzen will oder kann. Dazu gehörten zum Beispiel ein altes Feuerwehrhaus in Fischendorf, das frühere Gemeindeamt in Bockelwitz, der einstige Jugendclub in Korpitzsch und zuletzt der Peter-Apian-Platz 3. In diesem Haus befanden sich einst die Teestube der Kirchgemeinde, Räume des Fördervereins für Kinder- und Jugendfreizeit sowie eine Beratungsstelle der Caritas unter einem Dach. Mit den Verkäufen musste die Kommune über mehrere Jahre hinweg Löcher im Haushalt stopfen. In 2017 hatte Kämmerin Andrea Graupner zum Beispiel 150 000 Euro an Einnahmen aus Immobilienverkäufen geplant, um Schulden pünktlich tilgen zu können.

„Das Jugendhaus in Naundorf wollen wir dagegen vorerst nicht verkaufen“, so Tobias Goth. Darüber sei er auch mit den Bockelwitzer Ortschaftsräten übereingekommen, die über lange Zeit eigenes und Fördergeld eingesetzt hatten, um Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche auf dem Land zu schaffen und zu erhalten. „Für Bockelwitz ist das Jugendhaus ein Herzensprojekt gewesen“, so der Bürgermeister. 

Das betrifft gewiss nicht nur die Räte. Auch viele Firmen aus der Umgebung haben das Jugendhaus über Jahre begleitet, immer wieder gespendet, damit das Haus ausgestattet werden konnte und sich die Nutzer Extras wie eine Bühne einbauen konnten. Eltern leisteten immer wieder Arbeitseinsätze, um den inzwischen abgebauten Abenteuerspielplatz Wabyrinth instand zu halten oder andere Aktionen des Trägervereins Spielträume zu unterstützen.

Ehe aus der Immobilie ein Jugendhaus geworden ist, war sie eine Gaststätte mit Hotel. Einige Zimmer wurden belassen. Dort haben 2018 die Teilnehmer des Städtepartnerschaftstreffens übernachtet. Weil das Haus ansonsten aber weitgehend ungenutzt ist, mussten einige Helfer vorher putzen und Betten beziehen.