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Schweizermühle soll wieder Kurperle werden

Für die Brache in dem einstigen Badeort gibt es ein Entwicklungskonzept – und mehrere Hürden, die zu überwinden sind.

Von Katarina Gust
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Um 1900 gehörten zur Schweizermühle mehrere Gebäude wie das markante Kurhaus (im Foto links, hinten Mitte).
Um 1900 gehörten zur Schweizermühle mehrere Gebäude wie das markante Kurhaus (im Foto links, hinten Mitte). © privat

Dass hier einmal der deutsche Hochadel Urlaub gemacht hat, ist nur schwer vorstellbar. Wie im Dornröschenschlaf liegen die Ruinen der Schweizermühle im Bielatal. 

Ein Teil des etwa einen Hektar großen Areals ist zugewuchert, Ruinen und Schuttberge prägen die exponierte Lage. Von der einstigen Kurperle mit Badehaus, Sommerhäusern, Gärten und Kneippbecken ist kaum mehr etwas übrig. Das soll sich ändern. Dafür wollen Kerstin und Tom Letz sorgen, die das Grundstück vor über zwei Jahren gekauft haben. Zusammen mit Schwiegersohn Maik Sachse-Letz und weiteren Unterstützern wollen sie die Schweizermühle wieder zu dem machen, was sie einmal war: ein weit über Sachsen hinaus bekannter Bade- und Kurort. Die Familie hat deshalb ein Entwicklungskonzept erarbeitet, das jetzt vorgestellt wurde.

Wie soll das Areal an der Schweizermühle entwickelt werden?

Nach dem Entwurf des Architekturbüros Ostgeen aus Dresden soll auf dem Areal ein Vier-Sterne-Caravanstellplatz angelegt werden. Bis zu 50 Reisemobile sollen hier einmal stehen können. „Es ist kein in sich geschlossener, rein funktionaler Caravanplatz“, erklärt Architekt Tobias Maisch. Neben einer Rezeption sei beispielsweise ein öffentlicher Garten geplant, in dem sowohl Urlauber als auch Einheimische entspannen und abschalten können. Im ehemaligen Förderturm könnte zudem ein Café einziehen, das ebenfalls von Touristen und den Anwohnern besucht werden kann.

Heute ist der einstige Kur- und Badeort als solcher nicht wiederzuerkennen. Das wollen die Eigentümer des Geländes aber ändern und an alte Traditionen anknüpfen. 
Heute ist der einstige Kur- und Badeort als solcher nicht wiederzuerkennen. Das wollen die Eigentümer des Geländes aber ändern und an alte Traditionen anknüpfen.  © Cosima Vogel

Herzstück der Anlage soll ein Badehaus sein, das an die alte Tradition der Schweizermühle anknüpfen soll – allerdings in modernem Gewand. „Das Badehaus soll auf dem Fußabdruck des ehemaligen Kurhauses positioniert werden“, kündigt Architekt Tobias Maisch an. Hinter dem Begriff Badehaus soll eine Art Therme stehen. Obwohl Maisch den Begriff nicht ganz treffend findet. Denn das Badehaus, das er für die Schweizermühle entworfen hat, soll einzigartig sein – nicht nur in Sachsen, sondern auch bundesweit und darüber hinaus. „Die Schweizermühle war ein Kur- und Badeort, das soll sie wieder werden“, beschreibt er die Vision, die er zusammen mit Kerstin und Tom Letz und Maik Sachse-Letz vor Augen hat. Das Badehaus soll ein exklusives Spa werden, das pro Tag nur von etwa 60 Gästen genutzt wird. Zum Komplex soll eine Trinkhalle gehören, in der Quellwasser sprudelt. Zudem sind mehrere Warmbadebecken geplant, Saunen, ein Außenbereich mit Becken und Ruhezonen. Tobias Maisch und seine Kollegin Inga Sachs wollen mit der Innenarchitektur des Badehauses ein Ausrufezeichen setzen. Die Landschaft des Bielatals soll sich hier widerspiegeln: die Enge des Tals, die steil aufragenden Felsen. Alles ohne Schnörkel und minimalistisch eingerichtet.

„Das ganze Areal soll Ruhe ausstrahlen“, betont Maik Sachse-Letz. Er will den sanften Tourismus zur Schweizermühle holen, keine Touristenmassen. Der gelernte Bankkaufmann ist überzeugt, dass dieses Konzept funktionieren kann und wird. Er will das Thema Baden wieder zurück an diesen Ort bringen. „Wir werden uns mit aller Kraft gegen den Verfall der Schweizermühle stemmen“, sagt Sachse-Letz.

Welche Hürden müssen die Investoren überwinden?

Die Schweizermühle nachhaltig zu entwickeln, ist eine Herkulesaufgabe. Dessen sind sich alle Beteiligten bewusst. Denn einfach losbauen, das dürfen die Investoren noch nicht. Für das Gebiet gibt es keinen Bebauungsplan. Die Gemeinde Rosenthal-Bielatal hatte im vergangenen Jahr den Antrag gestellt, sich die Erarbeitung eines Bebauungsplans für das rund einen Hektar großen Gebiets fördern zu lassen. Ein solches Vorgehen lassen die Verwaltungsvorschriften aber nicht zu. Bevor auf dem Areal etwas Stück für Stück entwickelt wird, fordert das Landratsamt einen Bebauungsplan. Hoffnungen, dass ein existierender Bebauungsplan aus dem 19. Jahrhundert dieses Problem lösen könnte, wurden inzwischen zerstreut. Denn dieser Plan wurde nach der Wiedervereinigung von der Kommune nicht auf das neue geltende Recht übertragen.

© ostgeen architektur

Außerdem befindet sich das Grundstück in einem Landschaftsschutzgebiet. Eine Situation, die Bauen fast unmöglich macht. Der Bereich könnte zwar ausgegliedert werden. Voraussetzung dafür sei aber ein gültiger Bebauungsplan, der begründet und erklärt, wie und warum das Areal umgestaltet werden soll. Dann könnte das Grundstück aus dem Geltungsbereich des Landschaftsschutzgebietes ausgegliedert werden.

Wie soll das Großprojekt finanziert werden?

Mit welchen Kosten die Investoren rechnen müssen, dazu will sich Maik Sachse-Letz im Moment noch nicht äußern. Zu früh sei es dafür. Ein konkreter Bebauungsplan werde den finanziellen Rahmen liefern. Das sei der nächste Schritt, der gegangen werden soll. Um selbst einen B-Plan zu erstellen, müssten die Eigentümer wahrscheinlich eine mittlere fünfstellige Summe in die Hand nehmen. Eine Investition, ohne zu wissen, ob der Plan auch tatsächlich genehmigt wird. Sachse-Letz hofft zudem auf Unterstützung durch Leader-Fördermittel. Noch bis Dezember 2020 läuft die aktuelle Förderperiode. Eine weitere soll es geben. Dann könnte auch für die Schweizermühle eine öffentliche Förderung fließen.

Einen genauen Zeitplan, bis wann die nächsten Schritte gegangen werden sollen, hat Maik Sachse-Letz nicht. „Es soll aber schnell gehen“, sagt er. Die Investoren seien angetreten, um den Entwicklungsplan zu realisieren. Andere große Player hätten es bereits versucht, hätten aber aufgegeben. Das komme für ihn nicht infrage. Zu viel Herzblut stecke in dem Projekt. „Wir wollen nicht nur unser Leben träumen, sondern unsere Träume leben“, formuliert es der Investor.