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Seifenkisten wieder am Start

Die erste sächsische Sportveranstaltung mit Publikum startet nächstes Wochenende in Kleinnaundorf.

Von Annett Heyse
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Vanessa Schumann bekommt Starthilfe von Thomas Käfer (li.) und Freitals Oberbürgermeister Uwe Rumberg.
Vanessa Schumann bekommt Starthilfe von Thomas Käfer (li.) und Freitals Oberbürgermeister Uwe Rumberg. © Egbert Kamprath

Ein bisschen schüchtern ist sie noch, mit 14 Jahren hat man ja schließlich keine große Presseerfahrung. Aber dann, als es ums Foto geht, rückt Vanessa Schumann zielstrebig ihr Gefährt ins Bild, schwingt sich locker auf die Karosse und lässt sich auch noch ein Stückchen anschieben. Hilfe darf sie allerdings nicht beanspruchen, wenn sie am kommenden Wochenende beim Seifenkistenrennen in Kleinnaundorf startet. "Wir Fahrer müssen schon selbst mit der Strecke klarkommen."

Es ist die erste größere Sportveranstaltung mit Publikum in dieser Sommersaison in ganz Sachsen, die in Freital-Kleinnaundorf vom 14. bis zum 16. August veranstaltet wird. Das liegt auch an Thomas Käfer, Ortsvorsteher und mit dem Heimatverein G-Haus äußerst umtriebiger Seifenkisten-Pilot. Käfer und seine Mitstreiter wollten das alljährliche Sportereignis - den Pokallauf der Stadt Freital - eigentlich bereits im Juni durchführen. Die Corona-Beschränkungen machten alle Pläne zunichte. "Wir haben dann lange diskutiert, ob wir alles komplett ausfallen lassen oder verlegen." Äußerst knapp sei die Entscheidung ausgegangen. 

Nun findet am dritten Augustwochenende nicht nur der 8. Pokallauf der Stadt Freital statt, sondern auch die 11. Auflage der deutschen Meisterschaften im Speed Down, so die offizielle Bezeichnung der Sportart. Freital springt damit für einen anderen Veranstaltungsort ein. Allerdings gibt es strenge Auflagen. So dürfen nur 980 Zuschauer an die Strecke gelassen werden. Die Kleinnaundorfer müssen deshalb die Eingänge von fünf auf drei reduzieren. Es wird nummerierte Eintrittskarten geben. Die Einlässe sind per Funk verbunden - sobald die Besucherhöchstgrenze erreicht ist, wird der Zugang gesperrt. "Wer dann noch rein möchte, muss  warten, bis Zuschauer wieder gegangen sind", sagt Käfer. Das System ist umständlich, es wird wahrscheinlich enttäuschte Gesichter geben. Die Alternative wäre gewesen, gar keine Rennen durchzuführen.   

Teilnehmer auch aus dem Ausland

Doch genau darauf freuen sich alle Piloten, weil 2020 alle Veranstaltungen abgeblasen wurden. Kurz nachdem in den Rennfahrerkreisen bekannt geworden war, dass die Kleinnaundorfer nun doch einladen, trafen dutzende Anmeldungen ein. Inzwischen haben um die 80 Piloten ihre Teilnahme zugesagt, darunter auch Seifenkisten-Fans aus Tschechien, Österreich und Belgien. "Die starten dann eben außerhalb der Wertung, weil es ja eben eine Deutsche Meisterschaft ist", erklärt Thomas Käfer. Beim Stadtpokal wiederum spiele die Nationalität keine Rolle.

Käfer begeistert sich seit Jahren für Seifenkisten. Als vor acht Jahren alles anfing, war er in der Umgebung der einzige Pilot. Inzwischen, so schätzt er, gibt es zwischen 20 und 25 Teams. Eines davon ist die Familie Schumann aus dem Nachbarort Cunnersdorf. Vanessa Schumann stand schon als Grundschülerin als Posten an der Strecke, weil ihr Vater Erik mitfuhr. Inzwischen hat sie eine eigene Seifenkiste. "Die habe ich allerdings nicht selbst gebaut, wir haben sie jemandem abgekauft." Blau-grau-weiß war das Mobil damals. Vanessa hat es zum weiß-schwarzen Ghostmobil umlackiert, inklusive einer Gruselpuppe im Heck als Maskottchen. 

Wo sie mit der Seifenkiste übt? "Eigentlich gar nicht", sagt sie. Vater Erik erklärt, dass sämtliche potenzielle Rennstrecken öffentliche Straßen seien. "Wo will man da trainieren? Wir brauchen nun mal eine asphaltierte Abfahrt mit Kurven." Eine normale Straße aber darf nicht als Trainingsstrecke herhalten. So bleibt der Wettkampf. 

Beim Seifenkistenrennen gibt es zwei Disziplinen und unterschiedliche Wettkampfklassen, gestaffelt nach Alter der Piloten. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Speed und Gleichmäßigkeit. Bei den Speed-Piloten gewinnt der Teilnehmer mit der schnellsten Fahrzeit. Bei der Gleichmäßigkeits-Wertung, wo die Fahrer mit den ulkigsten Seifenkisten insgesamt fünfmal antreten, wird gemessen, wie weit die Fahrzeiten der einzelnen Läufe auseinanderliegen. Wessen Läufe sich am geringsten unterscheiden, gewinnt.    

Die Fahrer starten wieder am Kleinnaundorfer Bahnhof. Von dort geht es steil bergab bis auf Höhe des Festplatzes. Insgesamt ist die Strecke 700 Meter lang. Es gibt sogar eine kleine Steigung kurz vor dem Ziel und mehrere Kurven. Die Kleinnaundorfer Piste gilt in der Szene als anspruchsvoll, man kann dort schon mal auf 70 Stundenkilometer kommen. Gefährlich aber sei das alles nicht, sagt Vanessa Schumann. "Meine Seifenkiste hat eine ordentliche Lenkung und eine Bremse. Ich freue mich auf den Wettkampf."

www.seifenkiste-freital.de

Programm: Freitag, 14. August: Filmnacht für die ganze Familie "Das große Rennen"; Sonnabend, 15. August: 9.45 Uhr: Eröffnung, 10-16 Uhr Kinderfest auf dem Dorfplatz, 13 und 15.30 Uhr Wertungsläufe, ab 20 Uhr Party und Bühnenprogramm im Festzelt; Sonntag, 16. August: 10 und 13 Uhr Wertungsläufe, dazwischen Kinderfest auf dem Dorfplatz

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