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Semperopernball: Auch Mareile Höppner sagt ab

Sie sollte Ersatz für Ball-Moderatorin Judith Rakers sein, doch nun zieht auch sie sich zurück. Grund seien massive Anfeindungen. Wie Ball-Chef Frey reagiert.

Von Nadja Laske & Nancy Riegel & Georg-Dietrich Nixdorf
 5 Min.
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Mareile Höpner wird den Semperopernball nun doch nicht moderieren.
Mareile Höpner wird den Semperopernball nun doch nicht moderieren. © Sebastian Willnow/dpa

Mareile Höppner wird doch nicht an der Seite von Roland Kaiser den Semperopernball in Dresden moderieren. Das gab der Sender MDR am Samstag bekannt. Damit tritt die Moderatorin nur zwei Tage nach Veröffentlichung ihres Engagements zurück. Grund dafür seien massive Anfeindungen gegenüber der 42-Jährigen. "Mareile Höppner hat uns mitgeteilt, dass sie in den vergangenen Tagen einen unerträglichen Grad an Hass bis hin zu Bedrohungen erleben musste", so der MDR. 

Mareile Höppner sollte anstelle von Judith Rakers die Moderation des Balls am 7. Februar übernehmen. Rakers hatte nach der Verleihung des St.-Georg-Ordens an Ägyptens Machthaber Al-Sisi Konsequenzen gezogen und per Twitter mitgeteilt, den Semperopernball nicht mehr moderieren zu wollen. Höppner war kurzfristig eingesprungen mit der Begründung, der Ball sei wichtig für die Stadt Dresden. "Es gab in diesem Jahr viel Trubel um den Opernball. Daraus haben alle ihre Lehren gezogen, Haltung gezeigt und das war wichtig."

Diese Einstellung schien dazu zu führen, dass die Moderatorin in den vergangenen zwei Tagen angefeindet und bedroht wurde. Sie hat laut MDR und Ballverein mittlerweile Anzeige erstattet. 

Das sagt Mareile Höppner

Auch Mareile Höppner selbst äußerte sich: "Ich hatte gehofft, nach all den Skandalen und der sehr berechtigten Kritik an der Auswahl eines Preisträgers, dass ich diesen Abend für ein neues Zeichen, für einen Abend im Sinne unserer guten demokratischen Werte, würde gestalten können" schrieb sie auf Instagram.

Statt dessen hätten einige Reaktionen jede Grenze überschritten: "Ich bin nun Opfer und Zielscheibe von schlimmstem Hass und Anfeindungen geworden. Selbst vor meinem Kind wurde dabei nicht halt gemacht."

Sie wünsche nun Roland Kaiser viel Kraft für den Abend. In Richtung von  Opernball-Chef Hans-Joachim Frey heißt es: "Von dem Verantwortlichen des Balls erwarte ich, dass er endlich wirklich neue Zeichen setzt."

Das sagt Hans-Joachim Frey

"Wir haben volles Verständnis für die Entscheidung von Mareile Höppner", teilt der Ballverein am Samstagabend mit. Man sei entsetzt über die Anfeindungen, habe Mareile Höppner doch nur "Feuerwehr" spielen wollen, um das Ansehen des Balls zu retten, wird Ballchef Hans-Joachim Frey zitiert.

Konkrete Angaben zu einer Nachfolge für Mareile Höppner machte er jedoch nicht. Man  werde alles dafür tun, auch die diesjährige Ausgabe zu einem "wunderbaren Fest" werden zu lassen, hieß es. Man sei vorbereitet und habe "alle Vorkehrungen" getroffen.

Alle Partner hätten die Entschuldigung angenommen. Man habe daraus gelernt und wolle für die Zukunft mit allen Partnern in intensiven Gesprächen gemeinsam reagieren.

Man sehe jetzt mit großer Sorge, wie "einige wenige dem Semperopenball mit völliger Unnachgiebigkeit und Unversöhnlichkeit" gegenüber treten und dabei nicht  einmal vor persönlichen Drohungen zurückschreckten. "Das muss aufhören!"

MDR prüft Übertragung des Balls

Trotz des Rücktritts der mittlerweile zweiten Moderatorin will der MDR den Ball in diesem Jahr noch im Fernsehen übertragen. Die Entscheidung gründe auf dem Wissen, was die Veranstaltung "tausenden Dresdnern und Besuchern" bedeute. Für sie wäre der Ball ein Zeichen von Toleranz, Weltoffenheit und Freiheit.

Fraglich ist offenbar, welche Entscheidung der MDR zum künftigen Engagement bei dem Opernball treffen wird. "Wir werden die künftige Übertragung des Balls anschließend intern kritisch auf den Prüfstand stellen", heißt es in der Stellungnahme vom Samstag. 

Die Auszeichnung des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi mit dem St. Georgs-Ordens des Dresdner Semperopernballs war auf harsche Kritik gestoßen. Unter anderem erklärte der Dresdner Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn (Grüne), es sei beschämend, die Menschenrechtsverletzungen al-Sisis auszublenden. In Ägypten würden Oppositionelle, Aktivisten und Journalisten inhaftiert und entführt. Ballchef Hans-Joachim Frey hatte sich zunächst damit gerechtfertigt, mit dem Orden kulturelle Brücken bauen zu wollen. Kurz darauf hatte er sich allerdings für die Verleihung entschuldigt

Trotz dieser Entschuldigung wollte Judith Rakers den Opernball nicht mehr moderieren und bat um eine Auflösung des Vertrags. Co-Moderator Roland Kaiser erklärte auf Facebook, die Verleihung an al-Sisi "widerspricht allem, wofür ich als Künstler und als Mensch stehe". Er distanziere sich von ihr "mit allergrößtem Nachdruck". Letztendlich habe er sich dafür entschieden, den Semperopernball trotzdem zu moderieren. 

In eigener Sache

DDV-Mediengruppe distanziert sich von Semperopernball-Preisträger: Der künstlerische Leiter des Semperopernballs, Hans-Joachim Frey, hat am Sonntag den ägyptischen Staatspräsidenten Abdel Fatah Al-Sisi mit dem St.-Georgs-Orden des Dresdner Semperopernballs ausgezeichnet.


Die DDV-Mediengruppe ist seit vielen Jahren offizieller Medienpartner des Dresdner Semperopernballs. Ziel dieses Engagements war und ist es, ein Dresdner Event mit nationaler Ausstrahlung für Sachsen aufzubauen und zu befördern. Umfang und Art dieses Engagements werden regelmäßig neu bewertet.

Die DDV-Mediengruppe hat keinen Einfluss auf die inhaltliche Gestaltung des Balls.

Die DDV-Mediengruppe (u.a. Sächsische Zeitung, Morgenpost, sächsische.de, TAG24.de) distanziert sich ausdrücklich von der Entscheidung, den ägyptischen Staatspräsidenten Al-Sisi mit dem St.-Georgs-Orden des Dresdner Semperopernballs auszuzeichnen. Missachtung von Menschenrechten einschließlich des Rechts auf freie Meinungsäußerung sind nicht vereinbar mit Haltung und Selbstverständnis von Verlag und Redaktionen in der DDV-Mediengruppe.

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