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Senioren ziehen bald in die Blumenfabrik

Mit viel Liebe zum Detail baut der ASB Neustadt sein neues Seniorenwohnheim. Bewohner sollen sich wie zu Hause fühlen.

Von Siri Rokosch
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ASB-Ortsverbandgeschäftsführer Alexander Penther vor dem Haupteingang des neuen Pflegeheims.
ASB-Ortsverbandgeschäftsführer Alexander Penther vor dem Haupteingang des neuen Pflegeheims. © Dirk Zschiedrich

Geschwungene Fenster, doppelverglast und originalgetreu nachgearbeitet, ein dunkelbrauner Toreingang mit Holzschnitzereien, die Eichenlaubblätter zeigen: Die alte Blumenfabrik an der Dr.-Wilhelm-Külz-Straße in Neustadts Innenstadt sieht fast wieder so aus wie vor rund 110 Jahren. Und die Geschichte des Ziegelbauwerks soll sich auch im Inneren der Einrichtung widerspiegeln.

„Am alten Eingangsportal haben die Handwerker Schicht für Schicht die Farbe abgetragen, die Holzschnitzereien freigelegt und dann eine historische Farbgebung wieder aufgebracht“, sagt Alexander Penther, Geschäftsführer des Ortsverbands Neustadt des Arbeitersamariterbundes (ASB). Insgesamt wurden außerdem 13 Fenster originalgetreu wieder angefertigt und eingesetzt.

Derzeit läuft in dem vierstöckigen Gebäude der Innenausbau. Mitte August sollen die Küchen für die Wohneinheiten geliefert werden, Ende August die Möbel für die Zimmer, inklusive der 50 benötigten Pflegebetten. „In unserem neuen Seniorenwohnheim sollen vier Wohneinheiten entstehen. Auf jeder Etage eine. Da wir wahrscheinlich viele demenzkranke Menschen versorgen werden, haben wir uns ein individuelles Farbkonzept ausgedacht. Jede Etage bekommt eine andere Grundfarbgebung, sodass sich die Bewohner besser orientieren können“, erklärt Penther.

Ein originalgetreu restauriertes Fenster im Dachgeschoss.
Ein originalgetreu restauriertes Fenster im Dachgeschoss. © Dirk Zschiedrich

Auf jeder Etage sollen 13 Menschen ihr neues Zuhause bekommen. Sie leben in Einzelzimmern mit einer Größe von 18 Quadratmetern, plus Flur und Badezimmer. Alle Zimmer sind mit einem eigenen Internetanschluss ausgestattet. Außerdem werden sich in jedem Geschoss ein Aufenthaltsraum, eine Art Wohnraum sowie Rückzugsecken und eine eigene Küche befinden. „Das gemeinsame Kochen steht für uns ziemlich im Mittelpunkt“, sagt der ASB-Geschäftsführer und begründet: „Ältere Menschen – oder eigentlich alle Menschen – lieben den Geruch frisch zubereiteten Essens und viele helfen gerne mit. Das soll auch bei uns so sein. Menschen brauchen eine Aufgabe, und kochen können auch Demenzkranke. Das vergessen sie meist nicht.“ Ab Oktober sollen die ersten Bewohner einziehen, schrittweise und ganz in Ruhe. Sie dürfen auch eigene Möbel mitbringen. Die Eröffnung des Gebäudes ist für September geplant. Bis dahin soll auch der kleine Gartenbereich entstehen. „Dort können sich die demenz-erkrankten Bewohner allein bewegen, da wir das Gelände einzäunen werden. Somit können sich die Bewohner viel eigenständiger fühlen“, begründet Alexander Penther. Die Kosten für die Unterbringung der Pflegebedürftigen sollen laut Penthers Aussage, trotz vergleichsweise gehobener Ausstattung des Hauses, nicht höher sein als in anderen Pflegeeinrichtungen.

Bisher haben sich 29 künftige Bewohner für einen Pflegeplatz angemeldet, es gibt also noch freie Zimmer. Nur bei der Suche nach Personal gibt es noch zwei Lücken, sagt Alexander Penther: „Wir suchen aktuell zwei Pflegefachkräfte und zwei Alltagsbetreuer.“ Die Alltagsbetreuer kümmern sich im Zwei-Schicht-Dienst um je eine Station mit 13 Menschen. Dabei gehen die Arbeitszeiten von 7 bis 13 oder von 13 bis 19 Uhr. Insgesamt sind für das Pflegeheim 35 neue Mitarbeiter eingeplant.

Die alte Blumenfabrik wird seit Herbst 2017 vom ASB Neustadt für rund sechs Millionen Euro saniert und umgebaut. Zu DDR-Zeiten wurden in dem Gebäude im „VEB Kunstblume“ nachgebildete Blüten für Hüte und Kleider gefertigt. Nach der Wende diente es als Umschulungszentrum und Sitz der Firma Voigt Lampenschirme GmbH.