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So kann der Dorfladen besser werden

Dem kleinen Lebensmittelgeschäft in Oybin fehlen die Kunden. Handelsexperten geben Tipps, was der Inhaber anders machen kann, um erfolgreicher zu werden.

Von Jan Lange
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Marica Pawlik vom Handelsverband Sachsen (links) und Thomas Tamme von der Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK) geben Inhaber Frank Fetzko Tipps, wie er den Dorfladen noch attraktiver gestalten kann.
Marica Pawlik vom Handelsverband Sachsen (links) und Thomas Tamme von der Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK) geben Inhaber Frank Fetzko Tipps, wie er den Dorfladen noch attraktiver gestalten kann. ©  Matthias Weber

Seit Dezember 2018 gibt es in Oybin wieder ein kleines Lebensmittelgeschäft. Richtig gut läuft der Dorfladen bis jetzt nicht, die Umsätze sind nach wie vor mau. Gewinn macht Inhaber Frank Fetzko mit seinem "Lebens-Mittel-punkt" noch nicht. Wie dem Oybiner Dorfladen geht es vielen kleinen "Tante-Emma-Läden". Auf Initiative der SZ haben sich Marica Pawlik vom Handelsverband Sachsen und Thomas Tamme, Wirtschaftsförderer der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Zittau, am Oybiner Beispiel vor Ort umgesehen und geben dem Einzelhändler Tipps, wie er mehr Kunden anlocken kann.

Gut ausgeschildert?

Es beginnt schon bei der Ausschilderung. Den Oybinern muss man kaum erklären, wo der Dorfladen zu finden ist. Denn Frank Fetzko hat sein Geschäft in den Räumen eines früheren Lebensmittelmarktes eröffnet. Für auswärtige Kunden ist es dagegen schwer, den Weg zum Laden zu finden. Mehrere Schilder habe er angebracht, erklärt Fetzko.

So beispielsweise am Parkplatz am Haus des Gastes sowie am Abzweig Straße der Jugend/Kammstraße. Letzteres hängt jedoch so, dass es aus Richtung Lückendorf gesehen wird. Einer Richtung, aus der weniger potenzielle Kunden kommen als aus der Gegenrichtung. Überhaupt findet sich aus Richtung Zittau kein Hinweis direkt an der Hauptstraße, was auch den Handelsexperten auffällt.

Mit dem Mitarbeiter des Bauhofes sei er durch Oybin gegangen und habe die Standorte der Hinweisschilder ausgesucht, erklärt Fetzko. Die Gemeinde würde ihn auch durchaus dabei unterstützen, wenn er weitere Schilder aufstellen möchte, bietet Bürgermeister Tobias Steiner (SPD) an. Die Schilder errichten könne die Gemeinde aber nicht.

Darüber hinaus wirbt Frank Fetzko mit Flyern für seinen Dorfladen. Sie liegen in den Gästemappen der örtlichen Hotels aus. Der Flyer sei gut gemacht, finden auch die beiden Handelsexperten und sehen in dieser Richtung kaum Verbesserungspotenzial.

Mehrere Schilder im Ort weisen auf den Dorfladen hin. Teilweise hängen sie aber an ungünstigen Stellen, sind kaum zu sehen oder werden von anderen, größeren Schildern verdeckt.
Mehrere Schilder im Ort weisen auf den Dorfladen hin. Teilweise hängen sie aber an ungünstigen Stellen, sind kaum zu sehen oder werden von anderen, größeren Schildern verdeckt. ©  Matthias Weber

Weniger Teesorten, dafür etwas Obst und Gemüse

Werden die richtigen Produkte angeboten? "Die Bandbreite ist da, die Einheimische und Touristen anspricht", findet Marica Pawlik. Es gibt Getränke, Kühlwaren, Süßigkeiten, Gewürze in größerer Auswahl, Reinigungsmittel und auch ein Zeitungsregal. Vom Bürgermeister bekommt Frank Fetzko dafür ebenfalls Lob: "Das Sortiment ist für einen kleinen Laden gut." Positiv findet Steiner auch, dass viele regionale Produkte angeboten werden - angefangen von heimischen Biersorten bis hin zu Süßwaren.

Potenzial sehen Marica Pawlik und Thomas Tamme dennoch. So sei zum Beispiel das Angebot an losen Teesorten zu groß, mehr als 25 verschiedene Sorten stehen im Regal. Vielfalt ist immer gut, aber wie viele Kunden kaufen Sorten wie "China Bancha" oder "Rote Grütze"? Ein kleiner Laden wie der in Oybin müsse nicht unbedingt Waren anbieten, die nur von einem Kunden gekauft werden, weist Frau Pawlik den Händler hin.

Auch ein kleines Obst- und Gemüseangebot könne hilfreich sein. Kartoffeln, Äpfel und Gurken wären nicht schlecht, so die Vertreterin des Handelsverbandes. Frank Fetzko begründet das fehlende Angebot mit der Gärtnerei in der Nähe, der er keine Konkurrenz machen will. Von dort könne er vielleicht die Waren beziehen, meint Frau Pawlik. Die Kunden gehen erfahrungsgemäß nicht an fünf Orte, um alle Produkte zu bekommen. Stattdessen kaufen sie dann beim Discounter ein, wo alles an einem Ort erhältlich ist.

Das Sortiment im Oybiner Dorfladen ist vielfältig. Dennoch sollten nicht unbedingt Waren angeboten werden, die nur ganz selten verkauft werden, so die Empfehlung der Handelsexperten.
Das Sortiment im Oybiner Dorfladen ist vielfältig. Dennoch sollten nicht unbedingt Waren angeboten werden, die nur ganz selten verkauft werden, so die Empfehlung der Handelsexperten. ©  Matthias Weber

Sind die Preise zu hoch?

Kleine Dorfläden können vor allem bei der Preisgestaltung nicht mit den großen Discountern mithalten, die sich mit immer günstigeren Angeboten gegenseitig unterbieten. Wer in einem kleinen Lebensmittelgeschäft einkauft, weiß, dass er hier etwas mehr bezahlen muss. Der Oybiner Dorfladen hat nach Einschätzung der Handelsexperten keine überteuerten Preise. Die Packung Zucker gibt es hier beispielsweise für 79 Cent. Nur geringfügig günstiger gibt es ihn zum Beispiel bei Aldi.

Marica Pawlik rät davon ab, Produkte anzubieten, die bei den großen Märkten fast dauerhaft preisreduziert erhältlich sind. In solchen Fällen sollte man auf einen anderen Hersteller setzen. Oder eben das entsprechende Produkt gar nicht anbieten.

Die Preise sollten für den Kunden auf den ersten Blick erkennbar sein, rät die Vertreterin des Handelsverbandes mit Blick auf die teilweise nicht immer lesbaren Preisschilder.

Der Kassenbereich ragt mitten in den Laden hinein - eine ungewöhnliche Anordnung. Frank Fetzko sieht darin aber auch Vorteile.
Der Kassenbereich ragt mitten in den Laden hinein - eine ungewöhnliche Anordnung. Frank Fetzko sieht darin aber auch Vorteile. ©  Matthias Weber

Eingangsbereich muss einladender werden

Der erste Eindruck ist bekanntlich entscheidend. Das gilt bei Menschen wie auch in Wohnungen oder Geschäften. An diesem ersten Eindruck kann Frank Fetzko nach Ansicht der Handelsexperten noch arbeiten. Die Eingangsfläche sei noch nicht richtig einladend. Als allererstes sehen die Kunden ein Regal, in dem Flyer, Hefter und andere Dinge verstaut sind. Stattdessen könne hier ein Regal mit regionalen Produkten wie Baumkuchen oder Oybin-Bitter stehen, schlägt Marica Pawlik dem Einzelhändler vor.

Auch das Regal rechts vom Eingang kann nach ihrer Ansicht hübscher hergerichtet werden. Bisher verstaut Frank Fetzko hier die Pakete des Paketdienstes. Die könnten in einer anderen Ecke des Ladens gestapelt werden, so der Vorschlag der Handelsexpertin.

Darüber hinaus sollte das Regal, das die Kunden durchs große Schaufenster als erstes sehen, mit zusätzlichen Waren gefüllt werden. Es sollte ein Regal sein, so Frau Pawlik, das die Kunden in den Laden zieht. Zudem sollten in dem Regal direkt neben der Kasse andere Produkte stehen. Derzeit finden die Kunden hier Wasch- und Reinigungsmittel, Sachen also, die sie nicht tagtäglich kaufen.

Zwei Eingänge - oder doch nicht?

Offiziell betreten die Kunden durch die große Holztür den Laden. Gleichzeitig gibt es im Schaufensterbereich eine zweite Tür, die vom früheren Inhaber als regulärer Eingang genutzt wurde und die Frank Fetzko ebenfalls immer offen hält, weil hier der Ausgang ist. An dieser Tür finden die Kunden ebenso den Hinweis auf den anderen Eingang. Das wirkt verwirrend, finden die Handelsexperten und schlagen vor, das Schild ganz zu entfernen.

Länger öffnen

Derzeit öffnet Frank Fetzko seinen Laden von 9 bis 17 Uhr, samstags bis 12 Uhr. Dienstags ist geschlossen, den Tag nutzt er für Einkäufe im Großmarkt. Er habe eine durchgängige Öffnung an sechs Tagen probiert, aber es habe sich gezeigt, dass der Dienstag kein Einkaufstag ist, so Fetzko.

Er könnte sich aber vorstellen, am Samstag etwas länger zu öffnen. Das wäre eine Möglichkeit, um auch Berufstätigen die Möglichkeit zum Einkauf zu geben, meinen die beiden Handelsexperten. Alternativ könnte der Dorfladen auch in der Woche einen Tag länger offen sein. Dass die Öffnungszeiten noch in der "Testphase" sind und sich verändern, findet Frau Pawlik nicht schlimm. Aber irgendwann sollten die passenden Zeiten gefunden sein. Ständige Änderungen schrecken die Kunden auch ab.

Thomas Tamme findet es auch wichtig, dass die Gemeinde den Laden unterstützt, indem sie selbst hier einkauft. Wie Bürgermeister Tobias Steiner erklärt, werden die Getränke für die Ratssitzungen und auch Präsente im Dorfladen gekauft.

Derzeit hat der Dorfladen vier Tage in der Woche von 9 bis 17 Uhr geöffnet, am Samstag ist bis 12 Uhr offen. Geschlossen ist sonntags und dienstags.
Derzeit hat der Dorfladen vier Tage in der Woche von 9 bis 17 Uhr geöffnet, am Samstag ist bis 12 Uhr offen. Geschlossen ist sonntags und dienstags. ©  Matthias Weber

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