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Corona: So läuft der neue Fern-Unterricht

Die Schulen sind geschlossen, lernen sollen die Schüler trotzdem. Kann das funktionieren? Drei Beispiele aus dem Landkreis Bautzen.

Von Theresa Hellwig
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Karsten Vogt, Schulleiter des Bautzener Philipp-Melanchthon-Gymnasiums zeigt der SZ die Plattform, über die seine Schüler in der nächsten Zeit lernen sollen.
Karsten Vogt, Schulleiter des Bautzener Philipp-Melanchthon-Gymnasiums zeigt der SZ die Plattform, über die seine Schüler in der nächsten Zeit lernen sollen. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Statt im üblichen Layout erscheint die Homepage des Bautzener Philipp-Melanchthon-Gymnasiums (PMG) in diesen Tagen mit einem roten Banner überlegt. Von unterrichtsfreier Zeit ist da die Rede: Wegen der Ausbreitung des Coronavirus ist in ganz Sachsen die Schulpflicht ausgesetzt worden, ab Mittwoch schließen im Landkreis Bautzen Schulen und Kitas. Abiturienten bangen nun vielleicht, jüngere Schüler jubeln – doch es gilt weiterzulesen. Der entscheidende Satz steht auf dem Banner gleich darunter: „Zugang zum Aufgabenpool für Schülerinnen und Schüler“.

Denn die Aussetzung der Schulpflicht heißt nicht, dass alle Schüler nun verlängerte Ferien haben. Sie sollen zu Hause weiterlernen. Die Schulen sind vom Landesamt für Schule und Bildung dazu angehalten, Fernunterricht zu organisieren. Aber wie sieht das aus? Karsten Vogt, Schulleiter PMG, hat deshalb mit der Bautzener Stadtverwaltung zusammengesessen. Entstanden ist eine Cloud, auf der Unterrichtsmaterialien zur Verfügung gestellt werden sollen. Wie also sieht so eine digitale Unterrichtsstunde aus? „Jede Klasse bekommt dort einen Ordner für jedes Fach“, erklärt Vogt. Immer donnerstags sollen ihm die Lehrer alle Unterrichtsmaterialien zusenden, Vogt lädt sie hoch. Vor allem um Arbeitsblätter geht es, aber auch Videoanleitungen können versendet werden.

Plattform des Freistaats überlastet

„Wenn Schüler Rückfragen haben, können sie diese aber per Mail senden.“ Skype-Gruppen-Konferenzen, die einer Unterrichtssituation ähneln, plant das PMG noch nicht. „Die Situation zwingt uns dazu, neue Wege zu suchen“, sagt Karsten Vogt, „ich hoffe, dass die Digitalisierung des Unterrichts nachhaltig Bestand hat.“ Vor allem aus einem Grund hat sich das PMG für die Cloud der Stadt Bautzen entschieden: Viele andere Schulen greifen auf eine Lernplattform des Freistaats zurück – Vogt sorgt sich, dass das System angesichts der Mengen an Schüler überlastet ist.

Diese Erfahrung hat eine Schule in Kamenz am Montag gemacht. Wolfgang Rafelt leitet das Gotthold-Ephraim-Lessing-Gymnasium. Auch hier soll es digitale Lernangebote für die Schüler geben, über die Plattform Lernsax, die der Freistaat schon seit Längerem zur Verfügung stellt. Weil am Montag aber so viele Lehrer und Schüler zugreifen wollten, war das System überlastet. In den nächsten Tagen will das Gymnasium hier aber Lernmaterialien bereitstellen.

Hausaufgaben via Whatsapp

Über diese Plattform können Schüler auch Fragen stellen. Damit davon die ganze Klasse profitiert – ähnlich wie im Unterricht – gibt es dafür Foren. Aber auch E-Mails an die Lehrer sind möglich. Vorrangig soll es jetzt Inhalte für die Jahrgänge zwölf und elf geben, weil die kurz vor dem Abitur stehen. Den Fokus legt die Schule auf die Kernfächer Deutsch, Mathe und Englisch. Es folgen die Hauptfächer. Nebenfächer spielen eine untergeordnete Rolle. „Wir wollen in allen Stufen Lernmaterialien bereitstellen, in den niedrigen aber dosiert“, sagt Rafelt. Die Jahrgänge fünf und sechs seien vielleicht weniger in der Lage, mit dem neuen Modell umzugehen.

Diese Schwierigkeit sieht auch Uwe Barkow, Schulleiter der Grundschule Goldbach in Bischofswerda. Er arbeitet eng mit der Grundschule Süd zusammen, in deren Gebäude die Schüler gerade ausgelagert sind. So konnte die Schule beispielsweise einen Elternbrief der Schulleiterin übernehmen. Während an den Gymnasien nur wenig Schüler für eine Notbetreuung auftauchten – am Lessing-Gymnasium waren es zwei – kamen an Barkows Schule deutlich mehr Kinder. Von 90 Schülern insgesamt waren es 20. Doch nicht nur die Betreuung, auch der Fernunterricht gestaltet sich schwieriger. „Das Problem ist, dass die Kinder – anders als an weiterführenden Schulen – natürlich viel Anleitung brauchen“, erklärt Uwe Barkow. 

Noten für kleinere Tests

Die Lehrer seiner Grundschule informieren jetzt Eltern über kostenlose Lernplattformen im Netz. Und: „Vieles läuft über Klassenchats“, sagt er. Die Kinder und Eltern haben sich selber über den Chat-Anbieter WhatsApp organisiert, darüber werden jetzt Informationen verteilt. „Es gibt kleine Aufgaben, in Musik zum Beispiel das Gestalten von Plakaten über Musiker“, erklärt Barkow. Auch Wetterbeobachtungen sind möglich, Aufgaben im Matheheft oder das Lesen von Büchern.

Schwierig gestaltet sich das Feedback der Lehrer. „Wir besprechen die Aufgaben erst, wenn wieder Unterricht in der Schule stattfindet“, sagt Barkow. Und wie sieht es mit Noten an den anderen Schulen aus? Wolfgang Rafelt will es damit erst mal locker halten, benotete Kontrollen gibt es in den nächsten zwei Wochen nicht. Karsten Vogt hingegen plant, auch Zensuren zu vergeben. Klausuren soll es in der Zeit zwar nicht geben, aber Tests sehr wohl.

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