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So teuer wird Bus- und Bahnfahren

In der Oberlausitz müssen jetzt viele Fahrgäste tiefer in die Tasche greifen. Doch das ist nicht ihr einziges Ärgernis.

Von Theresa Hellwig
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Wer mit einem Katzensprungticket von Bautzen nach Dresden fahren will, muss künftig mehr bezahlen. (Symbolfoto)
Wer mit einem Katzensprungticket von Bautzen nach Dresden fahren will, muss künftig mehr bezahlen. (Symbolfoto) © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Frust, immer mehr Frust macht sich in Jörg Krenz breit. Seit 1993 steigt er so gut wie jeden Morgen in den Zug, pendelt von Bautzen zur Arbeit nach Dresden. Der Grund: Er begann mit einem monatlichen Ticketpreis von 115 DM. Eine Summe, von der er heute nur noch träumen kann. Jetzt muss er über 200 hinlegen, und zwar Euro. Schon lange wurmt ihn das. Und vor Kurzem, da war es schon wieder so weit. „Die Kinder wollten am letzten Ferientag nach Dresden fahren“, erzählt er. „Sie wollten sich ein Katzensprungticket kaufen.“ 15 Euro, so hatte er es in Erinnerung, müsste das kosten. In der Auskunft erfuhr er, dass das Ticket mittlerweile 16 Euro koste – und als er und seine Kinder das Ticket lösen wollten, waren es bereits 16,70 Euro: Die Länderbahn hat die hauseigenen Ticketpreise erhöht. Was steckt dahinter? Und wie steht es um die anderen Fahrpreise in der Region?

Diese Ticketpreise wurden erhöht

Zum Fahrplanwechsel, also zum 15. Dezember 2019, hat die Länderbahn die hauseigenen Ticket-Preise angezogen. Auch die Kosten für das Sachsen-Ticket sind erhöht worden. Im Schnitt sind die Preise für Flexpreis-Tickets dabei um 1,7 Prozent gestiegen; Zeitkarten kosten etwa zwei Prozent mehr. Das geht aus einer Mitteilung des Tarifverbands der Bundeseigenen und Nichtbundeseigenen Eisenbahnen (kurz: TBNE) hervor, dem Vertreter der Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland. Die Verkehrsverbünde VVO und Zvon fahren eine eigene Preispolitik. Beide Verbünde geben an, zum Fahrplanwechsel ihre Ticketpreise nicht erhöht zu haben. Und die Bahn hatte bekannt gegeben, zum Fahrplanwechsel die Preise zumindest im Fernverkehr nicht erhöhen zu wollen.

Das kosten die Bahn-Tickets jetzt mehr

Ein Katzensprung-Ticket von Dresden nach Bischofswerda kostet jetzt nicht mehr 11 Euro, sondern 11,50 Euro. Das Katzensprungticket für die Strecke Dresden – Bautzen oder Wilthen wurde von 16 Euro auf 16,70 Euro erhöht. Noch stärker angezogen hat die Länderbahn bei den Trilex-Tagestickets, eine solche Fahrkarte kostet jetzt je Mitfahrer einen Euro mehr. Der Grundpreis liegt weiterhin bei 23 Euro, jeder Mitfahrer zahlt nun acht statt sieben Euro. Bedeutet: Eine Gruppe von vier Personen zahlt 47 statt 44 Euro. Sachsen-Tickets für eine Person kosten weiterhin 25 Euro, für zwei Personen sind es jetzt 33 statt 32 Euro. Drei Personen zahlen 41 Euro anstelle der gewohnten 39 Euro – und auch größere Reisegruppen zahlen nun mehr als zuvor. Die Mitteldeutsche Regiobahn, die die Kamenzer Strecke bedient, hat nach eigenen Angaben keine Haustarife.

So handhaben es VVO und Zvon

Der Zvon erhöht seine Ticketpreise in der Regel zum Schuljahresbeginn und hat deshalb bereits zum 1. August 2019 um im Schnitt vier Prozent angezogen. Die Einzelfahrt im Stadtverkehr ist von damals 1,50 Euro auf 1,60 Euro angestiegen. Dieses Jahr erfolgt nach Angaben von Zvon-Sprecherin Sandra Trebesius keine Erhöhung. Im VVO, der die westliche Hälfte des Landkreises umfasst, wurden die Ticketpreise zuletzt im August 2018 erhöht. Zu sehr freuen sollten sich diejenigen, die regelmäßig im VVO-Gebiet unterwegs sind, trotzdem nicht: Noch in diesem Jahr werden auch hier die Fahrpreise erhöht. Knapp vier Prozent müssen VVO-Kunden ab dem 1. August mehr zahlen. Eine Einzelfahrt wird dann nicht mehr 2,40 Euro, sondern 2,50 Euro mehr kosten.

Darüber ärgern sich die Pendler

„Ich habe ein Jobticket bei der Deutschen Bahn“, erzählt eine Bahn-Pendlerin, „und bin empört über die ständig steigenden Preise.“ Vor allem störe sie, dass sich für ihr Gefühl am Angebot der Regionalbahnen nichts verbessere, im Gegenteil: Es verschlechtere sich. Auch Jörg Krenz empfindet das so. Erst jetzt, mit dem Fahrplanwechsel wieder. Da hätten sich für Pendler wie ihn die Anschlüsse und Fahrzeiten verschlechtert, es führen zu den klassischen Pendler-Zeiten mehr „Bummelzüge“. „Vermeintlich gestiegene Energie- und Lohnkosten sind in meinen Augen nur Alibiargumente“, ärgert er sich über die Preiserhöhung. „Wenn der Staat Klimaschutz betreiben will, frage ich mich, warum ausgerechnet wir ÖPNV-Nutzer unverändert alljährlich mehr zur Kasse gebeten werden.“

Das sind die Gründe für die Erhöhung

Dass die Preise gestiegen sind, wird nicht per se durch ein besseres Angebot aufgewogen. „Die Preisanhebung beruht auf der allgemeinen und speziellen Kostenentwicklung, es besteht kein direkter Zusammenhang mit Angebotsverbesserungen“, erklärt Länderbahn-Sprecher Jörg Puchmüller. Er verweist auf die Mitteilung des TBNE. Der Preisanstieg liege demnach vor allem an steigenden Betriebskosten. Und auch Landrat Michael Harig (CDU), Vorsitzender der Zvon-Verbandsversammlung, erklärt das so: Der Antrag des Zvon für die Anpassung sei begründet durch „steigende Kosten im Bereich Personal, Kraftstoff und auch bei den Fahrzeugen“. Zur politischen Dimension des Ganzen sagt er nichts – erklärt aber: „Die Verkehrsunternehmen haben einen Anspruch darauf, entsprechende Anträge stellen zu können.“

Das kosten die Trilex-Tickets jetzt

Art des Tickets bis 14.12.2019 seit 15.12.2019

Katzensprungticket Dresden – Bischofswerda 11,00 Euro (alt) 11,50 Euro (neu)

Katzensprungticket Dresden – Wilthen 16,00 Euro (alt) 16,70 Euro (neu)

Katzensprungticket Dresden – Bautzen 16,00 Euro (alt) 16,70 Euro (neu)

Trilex-Tagesticket für eine Person 23,00 Euro (alt) 23,00 Euro (neu)

Trilex-Tagesticket für zwei Personen 30,00 Euro (alt)  31,00 Euro (neu)

Trilex-Tagesticket für drei Personen 37,00 Euro (alt) 39,00 Euro (neu)

Trilex-Tagesticket für vier Personen 44,00 Euro (alt) 47,00 Euro (neu)

Trilex-Tagesticket für fünf Personen 51,00 Euro (alt) 55,00 Euro (neu)

Gebiete der Verkehrsverbünde VVO und Zvon
Gebiete der Verkehrsverbünde VVO und Zvon © VVO

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