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Sommer, Sonne, Eiszeit

Seit fünf Jahren besteht das Eiscafé Gruner in Uhyst – mit Klassikern und Sorten für mutige Gaumen.

Von Constanze Knappe
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Das Eiscafé von Christian Gruner hat viele kleine und große Fans.
Das Eiscafé von Christian Gruner hat viele kleine und große Fans. © Foto: Joachim Rehle

Uhyst. Selbst nach der besten Kaffeezeit herrscht im Außenbereich des Eiscafés in Uhyst Hochbetrieb. Gerlind Frenzel aus Königswartha hat sich mit ihren Freundinnen auf einen Erdbeerbecher verabredet. Familie Woithe aus Klitten entschied sich für Ananas/Basilikum. Man könne aber auch Pfefferminz und sogar Knoblauch etwas abgewinnen. 

Kathleen Riemer aus Halle hingegen mag besonders das Lakritz-Eis, ihre Tochter Sina schwärmt für Mango und Heidelbeer. Die zwei sind für eine Woche bei der Oma in Uhyst zu Besuch. „Das geht nicht ohne Eis ab“, sagen sie. Heribert Mocha aus Kringelsdorf ist mit den Enkeln Anton (5) und Helene (3) aus Berlin erschienen. Erdbeer steht bei allen dreien ganz hoch im Kurs. Aber ganz egal, wie unterschiedlich die Geschmäcker auch sind – in einem sind sich die Gäste einig: „Es schmeckt alles gut“. Seit mittlerweile fünf Jahren betreibt Christian Gruner sein Eiscafé am Dorfplatz in Uhyst. Genauer gesagt in einem ehemaligen Friseurladen am Rathaus, der lange Zeit leer stand.

„Lehrjahre sind Wanderjahre“. Diesem Spruch der Handwerkerzünfte ist auch er gefolgt. Den studierten Betriebswirt (BA) im Hotelmanagement verschlug es nach München und Schwerin. Er sei durch ganz Deutschland gezogen, sagt er schmunzelnd und zählt weitere Stationen auf. Als sich 2011 Familiennachwuchs ankündigte, war für den gebürtigen Uhyster und seine Frau klar: Sie machen einen Cut! Zurück in die Heimat wollten sie sowieso. Man mag es heute kaum glauben, dass ihm die hiesige Arbeitsagentur einen Kurs im Westen bezahlte. Er wollte lernen, wie man richtig Eis macht. Dass dies sein Leben komplett auf den Kopf stellen würde, ahnte der Uhyster da noch nicht. Aber schon am ersten Abend meldete er von dem Lehrgang nach Hause: „Ich mache ein Eiscafé auf!“ Nachdem 2013 seine Tochter geboren war, nutzte er die Elternzeit für die Vorbereitung der Unternehmensgründung – vom Konzept bis zu den Investitionen. Der Kursleiter aus jenem Eislehrgang stand ihm dabei beratend zur Seite. Nach dem Ausbau der Räume wurde das Eiscafé im April 2014 eröffnet. Mitten im Dorf, direkt am Spreeradweg. „Anfangs waren es vor allem Radler, die aus Neugier anhielten“, erinnert sich Christian Gruner. Heute würden sich Touristen und Einheimische in etwa die Waage halten.

Begonnen hat er alleine mit nur einer Aushilfe. Inzwischen stehen 16 Beschäftigte bei ihm in Lohn und Brot, darunter drei Festangestellte in Voll- und zwei in Teilzeit. Die Aushilfen sind Abiturienten, die die Zeit bis zum Studium überbrücken wollen, und Studenten. Alleine um den reibungslosen Betrieb am Sonntag zu garantieren, seien für Eisproduktion und Bedienung der Gäste acht Leute nötig. Manchmal wünsche er sich, „dass das Schuljahr schon im Mai zu Ende ist“, sagt er lachend. Die Sahara-Hitze ist übrigens nicht der beste Freund der Eismacher in Uhyst. „Da gehen die Leute lieber baden oder bleiben gleich ganz zu Hause“, hat Christian Gruner festgestellt. Besonders gut läuft es stattdessen bei radfahrangenehmen Temperaturen zwischen 22 und 25 Grad Celsius.

Zunächst gab es die Klassiker Vanille, Erdbeer und Schoko. Für ein Jahr arbeitete sein Bruder, der den Kochberuf in München erlernte, im Eiscafé in Uhyst. Er brachte viele Ideen mit. Aber für so ausgefallene Sachen wie Eis, das nach Bratwurst mit Sauerkraut schmeckt, dafür finden sich wohl nur in der Großstadt Fans. In Uhyst gibt es inzwischen täglich an die 20 Sorten – von alles in allem 76 möglichen, darunter laktosefreies Fruchteis und neuerdings sogar veganes Eis. Vanille, Erdbeer und Schoko sind aber immer noch die Renner. Aktuell ist das Quark-Eis mit Ananas und Basilikum sehr beliebt. Die Tonkabohne gleichfalls. „Das Konditoreigewürz ist im Lebkuchen drin. Daran scheiden sich die Geister“, weiß Christian Gruner.

In diesem Jahr will er noch Eis mit Fruchtpüree aus Physalis und Fruchteis aus Kaktusfeige neu anbieten. Manchmal reiche schon die Änderung einer Zutat, bei anderen Sorten braucht es eine neue Rezeptur. Auch darf man 2019 noch auf ein Leberwurst-Eis gespannt sein. Als Gag für Hunde – und ebenso für ganz mutige Menschen. Nicht jeder Wunsch der Gäste sei von heute auf morgen umsetzbar. Das Fruchteis mit Milch zum Beispiel hätten sich Kunden aus dem Café gewünscht.

Pro Tag werden 30 Schalen Eis produziert. Bis zu 120 Liter pro Woche. Zuerst die hellen, dann die dunklen Sorten. Beliefert werden unter anderem Kunden in Hoyerswerda, Senftenberg und seit kurzem in Hirschfelde bei Zittau. Er selber mag Zitronensorbet und die Sorten Joghurt, Haselnuss und ganz besonders Tiramisu, erzählt Christian Gruner. Mango weniger, aber er probiere es wenigstens. Denn der Chef kostet alles selbst. Um auf neue Ideen zu kommen, probiert er auch bei anderen. Aber eigentlich esse er im Sommer wenig Eis. Das sei dem Stress geschuldet. Auch nach fünf Jahren hat sein Arbeitstag noch immer zwischen 12 und 16 Stunden. Dennoch habe er den Schritt in die Selbstständigkeit nie bereut; daran lässt er keinen Zweifel.

Das Eiscafé ist ein Saisongeschäft. Wichtig sei ihm, „dass das feste Personal trotzdem im Sommer mal Urlaub hat, die Beine hochlegen und runterkommen kann“. Ab November ist nur noch an den Wochenenden geöffnet, den Winter über ganz geschlossen. 2019 war erstmals im Februar auf. „Da gab es angenehme Tage. Die Leute hatten richtig Lust auf Eis“, sagt er.

Gelegentlich sei er auf Festen wie in Kromlau dabei gewesen. Mit dem neuen Verkaufswagen werde das leichter. Das möchte er 2020 weiter ausbauen. Über Facebook werde er immer wieder nach Softeis gefragt. „Dafür fehlt in Uhyst der Platz“, sagt er, und dass er darüber nachdenke, irgendwo eine kleine Softeishütte aufzustellen. Womöglich in Weißwasser. Gerne würde Christian Gruner durchweg produzieren und mit den Wintersorten auf Weihnachtsmärkte fahren. Da fehle ihm allerdings noch „die zündende Idee“, auch weil es hygienerechtlich so einiges zu beachten gilt. Während er den Blick vorausschweifen lässt, ist das Eiscafé noch immer gut gefüllt, hat sich Veit Tschirch aus Friedersdorf für Schoko entschieden und Sohnemann William sogar die scharfe Chili-Note gewählt.