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Steinigtwolmsdorf wählt neuen Bürgermeister

Zwei Kandidaten bewerben sich um das höchste Amt in der Gemeinde Steinigtwolmsdorf. Wir stellen sie vor.

Von Franziska Springer
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In Steinigtwolmsdorf wird am 26. Mai ein neuer Bürgermeister gewählt.
In Steinigtwolmsdorf wird am 26. Mai ein neuer Bürgermeister gewählt. © Steffen Unger

Steinigtwolmsdorf. Als eine von lediglich drei Gemeinden im Landkreis Bautzen wählt Steinigtwolmsdorf mit den Ortschaften Ringenhain und Weifa am 26. Mai auch ein neues Gemeindeoberhaupt. Zwei Kandidaten, die im Ort keine Unbekannten sind, haben sich aufstellen lassen um die Nachfolge des scheidenden Bürgermeisters Guntram Steglich (parteilos) anzutreten. Sie beide setzen im Falle ihrer Wahl vor allem auf Kommunikation und Nähe zu den Bürgern, haben aber auch schon konkrete Pläne für die künftige Entwicklung der Gemeinde im Kopf.

Raimo Ache setzt auf Transparenz und klare Worte

Raimo Ache trifft man dort, wo es Arbeit gibt – etwa auf einer Baustelle seines Unternehmens. Das könnte sich bald ändern. Im Fall seiner Wahl denkt der gebürtige Tautewalder, der sich selbst als Macher bezeichnet und seit 1999 in Steinigtwolmsdorf lebt, über den Verkauf der Firma nach.

So will er sich den nötigen Freiraum zur Bewältigung der neuen Aufgaben schaffen. Ihm ist bewusst: „Die ersten zwei Jahre im Amt werden richtig hart.“ Blinder Aktionismus aber ist dem parteilosen Kandidaten, der sich auf der Liste der CDU aufstellen lässt, fremd: „Bevor ich große Investitionen anstrebe, verschaffe ich mir einen Überblick“, sagt er und meint: „Nicht nur hinter dem Schreibtisch sitzen.“ Als erste Amtshandlung möchte er sukzessive die drei Orte abgehen, mit den Anwohnern, genau wie den Gewerbetreibenden ins Gespräch kommen – solange, bis er über jede Problemlage in der Gemeinde Bescheid weiß.

Die Arbeit als Bürgermeister vergleicht der Chef vierer Angestellter gern mit Unternehmensführung. Alleine entscheiden möchte er dennoch nicht und hofft auf konstruktive Zusammenarbeit sowohl mit dem Gemeinderat als auch mit der Verwaltung. Sich selbst nimmt er aus dem Lernprozess nicht aus: Nach seiner Wahl plant er den Besuch eines Bürgermeisterseminars. Bis dahin stehen Bücher über Kommunalpolitik auf dem Lektüreplan.

Inhaltlich setzt Ache auf stärkere Zusammenarbeit mit den Ortschaftsräten und kann sich vorstellen, die Gemeinderatssitzungen auch an wechselnden Orten in Weifa und Ringenhain abzuhalten. Langfristig strebt er auch eine engere Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde Neukirch an, weiß aber: „Das muss wachsen.“

Um mehr junge Erwachsene ins Dorf zu ziehen, will Ache Bauland schaffen. Einige potenzielle Grundstücke hat er dafür im Blick. Besonders um Schandflecke, wie etwa das Gemeindeamt in Ringenhain will er sich kümmern. Konkrete Pläne hat er bereits für das ebenfalls leerstehende Erbgericht in Steinigtwolmsdorf: „Ich hoffe, einen Investor für ein Projekt für altengerechtes Wohnen zu gewinnen. Andernfalls wäre ein Abriss denkbar.“ Bei Projekten, auf deren Realisierung die Gemeinde nur bedingt Einfluss nehmen kann – gemeint ist etwa der Ausbau der B 98 oder der Breitbandausbau – will er vor allem „Druck auf die entsprechenden Behörden ausüben.“ Andere sanierungsbedürftige Gemeindestraßen will er zeitnah selbst angehen – etwa den Ausbau des Hohwaldweges. Dieser sei „der schlimmste Weg im ganzen Ort.“

Profitieren sollen in Aches Amtszeit vor allem die Vereine. Sie will er an einen Tisch holen, ihre Bedürfnisse erfassen und sie beim Eintreiben von Spendengeldern unterstützen. Besonders im Blick hat Ache den Erhalt des Freibades, das er als „schönsten Ort der Gemeinde“ bezeichnet. Mithilfe der touristischen Gebietsgemeinschaft will er die Einrichtung besser vermarkten.

Dass der gewählte Kandidat unter strenger Beobachtung stehen wird, ist ihm bewusst: „Durch Offenheit und klare Worte, die ich in der Kommunikation anstrebe, fordere ich mir diese Kontrolle ohnehin ein“, versichert er. So hofft er, das Vertrauen der Bürger in die Verwaltung wieder herzustellen. Fürs erste appelliert er an alle Steinigtwolmsdorfer, ihre Stimme abzugeben – „zum Wohl der ganzen Gemeinde.“

Noch orchestriert Raimo Ache das Entstehen neuer Bauwerke. Schon bald lenkt er mit unternehmerischem Know-How vielleicht die Geschicke Steinigtwolmsdorfs.
Noch orchestriert Raimo Ache das Entstehen neuer Bauwerke. Schon bald lenkt er mit unternehmerischem Know-How vielleicht die Geschicke Steinigtwolmsdorfs. © Steffen Unger

Lutz Förster will Vereine zur Selbsthilfe befähigen

Das Gerätehaus der Steinigtwolmsdorfer Feuerwehr ist das zweite Zuhause von Lutz Förster. Seit 35 Jahren ist der gebürtige Steinigtwolmsdorfer in der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes aktiv. Seit fünf Jahren sitzt er außerdem für die Bürgerbewegung im Gemeinderat und „in jeglichen Ausschüssen“, wie er sagt. Der Vater einer erwachsenen Tochter, der sich selbst als Zahlentalent bezeichnet, hat sich zu seiner Kandidatur für das Bürgermeisteramt in Steinigtwolmsdorf schon frühzeitig entschlossen und weiß: „Auch in Zukunft muss ich mir Freizeit hart erarbeiten.“

Obwohl die Kommunalpolitik für ihn bekanntes Terrain ist und er in Vorbereitung auf das mögliche Amt bereits ein Bürgermeisterseminar besucht hat, ist ihm klar: „Ich muss mich erst einarbeiten.“ Damit der neue Wind im Rathaus für die Bürger der Gemeinde dennoch unmittelbar nach der Wahl spürbar wird, hat er einen klaren Plan: „Ich möchte offensiver kommunizieren und zuerst unseren Internetauftritt überarbeiten.“ Künftig sollen dort Informationen über die Wassertemperatur im Freibad, die Vereinsarbeit oder Übernachtungsangebote im Ort zu finden sein – auf Deutsch und Tschechisch.

Von den Vereinen des Ortes will er sich „mit Informationen füttern“ lassen – und sie außerdem zur Selbsthilfe befähigen. Ihm schwebt vor, sie mit Material der Gemeinde bei ihren Vorhaben zu unterstützen. Auch dafür ist er bereit, in neue Technik zu investieren. Da viele kommunale Aufgaben so mit weniger Personal zu erfüllen seien, sei das, so findet er, allemal effektiver als ständig Fremdfirmen zu beauftragen. – Überhaupt plant Förster, die kommunalen Ausgaben zu verringern, ohne die Gemeinde aber kaputtzusparen. Dabei setzt er vor allem auf Solarenergie und moderne Technologien. So schwebt ihm vor, Gemeindeamt und Freibad mit Solarstrom zu betreiben. Im gleichen Atemzug denkt er über Möglichkeiten nach, das Freibad ganzjährig nutzbar zu machen.

Besonders im Blick hat Förster die teils veraltete Straßenbeleuchtung im Ort. Diese will er sukzessive durch LED-Beleuchtung ersetzen. Auch das bringt Einsparungen. Die sollen nicht im Gemeindesäckel landen, „sondern den Bürgern zurückgegeben werden“. Ihm schwebt vor, im Gegenzug die Leuchtzeiten zu verlängern. Dann soll es auf den Straßen nur noch zwischen 0 und 4 Uhr dunkel bleiben. „Das bringt Lebensqualität und Sicherheit“, findet er.

Beide Eigenschaften sollen die Attraktivität der Gemeinde für junge Familien erhalten, denen er Am Valtenbergblick fünf bis sechs weitere Bauplätze für Einfamilienhäuser anbieten will. Überflüssige Parkplätze sollen dort dafür wegfallen.

Zur Finanzierung all dieser Vorhaben möchte er enger mit den Nachbargemeinden zusammenarbeiten und die Antragstellung möglichst an einer gemeinsamen Stelle bündeln. Auch den Zusammenschluss mit Neukirch schließt er nicht aus – „sollte dieser politisch oder wirtschaftlich nötig werden“. Entscheiden lassen will er das allerdings die Bürger. Noch, sagt er, seien die Einwohner in Steinigtwolmsdorf und den Ortsteilen in dieser Fragestellung zerrissen.

Seine möglicherweise künftige Aufgabe sieht er vor allem darin, „die Regie zu übernehmen, zu leiten und zu lenken“, dabei aber stets offen zu kommunizieren.

Bei der Feuerwehr lernte Lutz Förster, auch in brenzligen Situationen die Ruhe zu bewahren. Dieses Talent soll ihm als Bürgermeister zugutekommen. 
Bei der Feuerwehr lernte Lutz Förster, auch in brenzligen Situationen die Ruhe zu bewahren. Dieses Talent soll ihm als Bürgermeister zugutekommen.  © Steffen Unger