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Die Camper sind zurück

Seit dem 15. Mai sind die Zeltplätze wieder geöffnet. Neben den Kurzurlaubern über Himmelfahrt kommen auch solche, die eigentlich ganz woanders sein wollten.

Von Katarina Gust & Annett Heyse
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Malter statt Karibik: Lena, Christian, Hannah und Anne Bauer (v.l.) genießen ihren Urlaub im Wohnanhänger.
Malter statt Karibik: Lena, Christian, Hannah und Anne Bauer (v.l.) genießen ihren Urlaub im Wohnanhänger. © Karl-Ludwig Oberthuer

Es ist erst später Vormittag, doch die Jugendwiese füllt sich bereits. Hier, unweit des Strandbades auf der Paulsdorfer Seite der Talsperre Malter, werden vor allem feierlustige Camper untergebracht. Sie haben meist kleine Zelte und wenig Gepäck dabei, dafür oft laute Musik und das eine oder andere alkoholische Getränk. Vor allem am Himmelfahrtstag. Es ist die erste Bewährungsprobe für den Campingplatz in Paulsdorf in Zeiten von Corona.

Seit dem 15. Mai dürfen die Campingplätze in Sachsen wieder öffnen, der an der Talsperre ging am 18. Mai in Betrieb. Der Ansturm an der Malter ist noch überschaubar, aber die große Campingwelle kommt - spätestens ab Pfingsten. "Wir haben deutlich mehr Buchungen bereits im Frühsommer als sonst üblich", berichtet Marlen Alexander, die Geschäftsführerin. Ihre Mitarbeiter kämen kaum noch hinterher mit der Beantwortung von E-Mails und den Buchungsbestätigungen. Auch die Nachfrage nach Stellplätzen im Dauercampingbereich sei ungewöhnlich hoch. 

Camping an der Malter statt Flugreise in die Karibik? Christian und Anne Bauer können darüber sogar lachen. Das Ehepaar aus Leipzig verbringt mit den zwei kleinen Töchtern eine Woche Urlaub an der Talsperre. "Das ist unsere Hochzeitsreise", erklärt Anne Bauer. Eigentlich hatten sie einen dreiwöchigen Kuba-Urlaub gebucht. Nun wohnen sie in einem flugs gemieteten Wohnwagen. "Und da hatten wir noch Glück, dass wir so kurzfristig überhaupt einen bekommen haben", sagt Anne Bauer. Die Familie ist dennoch zufrieden mit dem Urlaub. Die Malter wurde ihnen von Freunden empfohlen. "Schön ist es hier", bestätigt Christian Bauer. Sie seien schon Wandern und Radfahren gewesen und hätten einen Ausflug mit der Weißeritztalbahn gemacht. Nachher wollen sie noch mit dem Schlauchboot aufs Wasser und auf die andere Uferseite zum Eisstand. 

Das Wasser ist es auch, von dem sich eine 84-jährige Thüringerin immer wieder an die Malter locken lässt. Seit 1967 kommt die Dauercamperin nach Paulsdorf. Ihren Namen möchte sie nicht nennen, sagt sie, während sie mit einem Putzlappen ihren Sommersitz auf Hochglanz bringt. "Aber eines können sie mal schreiben: Hier ist es toll, die Luft ist wunderbar. Man hat in Dippoldiswalde gute Einkaufsmöglichkeiten und im Café Achat gibt es den besten Mohnkuchen, den ich kenne. Und außerdem mag ich den Menschenschlag hier."

Noch geschlossen: Das Strandbad in Paulsdorf darf erst öffnen, wenn das Hygienekonzept vom Amt genehmigt ist. Bei gerade einmal 14 Grad Wassertemperatur ist das aber verschmerzbar.
Noch geschlossen: Das Strandbad in Paulsdorf darf erst öffnen, wenn das Hygienekonzept vom Amt genehmigt ist. Bei gerade einmal 14 Grad Wassertemperatur ist das aber verschmerzbar. © Karl-Ludwig Oberthuer

Strandbäder öffnen später

Dass immer noch das Corona-Virus durchs Land geistert, kann man auf dem Campingplatz schnell vergessen. Allerdings nur so lange, bis man die sanitären Anlagen aufsuchen muss. Dort hängen sie wieder, die Achtungs-Zeichen und Vorschriften in dicken roten Lettern. Damit der Campingplatz überhaupt öffnen durfte, musste ein Hygienekonzept erstellt werden. Nun darf sich nur eine bestimmte Personenzahl gleichzeitig im Waschraum aufhalten, in der Rezeption herrscht Maskenpflicht und das Strandbad ist noch komplett geschlossen. "Wir haben auch dafür ein Hygienekonzept beim Gesundheitsamt eingereicht und hoffen, dass die Bäder um Pfingsten herum öffnen können", sagt Geschäftsführerin Alexander. Was sie nicht sagt: Das Wasser hat ohnehin gerade einmal 14 Grad Celsius.

Die Himmelfahrtsgäste von der Jugendwiese sehen das nicht so eng. Hier liebäugeln einige mit einem Sprung ins Wasser. Ein Trupp aus Dresden hat seine Zelte aufgeschlagen. Die jungen Männer, alle Ende 20, kennen sich noch aus der Schulzeit, vom Sportverein, vom Studium.

Die Jugendwiese ist der Partyort für feiernde Campinggäste- besonders am Himmelfahrtstag. Ein Sicherheitsdienst achtet darauf, dass es nicht zu hoch hergeht.
Die Jugendwiese ist der Partyort für feiernde Campinggäste- besonders am Himmelfahrtstag. Ein Sicherheitsdienst achtet darauf, dass es nicht zu hoch hergeht. © Karl-Ludwig Oberthuer

"Wir wollten uns schon lange mal wieder sehen", sagen sie und prosten sich zu. Noch halten sie Abstand. Um sie herum herrscht ein Durcheinander von Rucksäcken, Handtüchern, Bierkästen. Nachher wollen sie noch eine kleine Herrentagswanderung unternehmen. Und dann? Sie grinsen. "Ist ja Himmelfahrt und morgen müssen wir schon wieder nach Hause", sagt einer vieldeutig.

Regelrecht überrannt

In Königstein am Elbufer steht ein Campingtisch, die Liegestühle auch. Christine und ihr Mann haben es sich gemütlich gemacht. Das Ehepaar aus Niederbayern genießt den Blick auf den Fluss und den Lilienstein. Diese Aussicht gibt es für alle, die auf dem Campingplatz am Treidlerweg in Königstein Urlaub machen.

Als die Wiedereröffnung der Plätze bekannt wurde, stand bei Campingplatzchefin Diana Blanco das Telefon nicht mehr still. "Wir wurden regelrecht überrannt", sagt die Inhaberin der Frank Nuhn Freizeit und Erlebnislandschaften, zu denen das Elbefreizeitland und auch der Campingplatz am Treidlerweg gehören. Über Himmelfahrt und Pfingsten ist der Campingplatz bereits komplett ausgebucht. Dazwischen gibt es noch einige freie Plätze.

Der Campingplatz am Treidlerweg in Königstein ist über Himmelfahrt gut besucht.
Der Campingplatz am Treidlerweg in Königstein ist über Himmelfahrt gut besucht. © Daniel Schäfer

Für die Unternehmerin kam der Ansturm überraschend. Umso mehr hilft er nun, die finanzielle Lage, die die Corona-Krise verschlechtert hat, zu stabilisieren. Nicht nur der Campingplatz musste über Wochen eine Zwangspause einlegen. Auch das benachbarte Elbefreizeitland musste die Türen dicht machen. "Noch einen Monat länger und wir hätten wahrscheinlich Personal entlassen müssen", sagt Diana Blanco. Die Mitarbeiter hat sie bereits in Kurzarbeit schicken müssen. Der Neustart kommt nun zur richtigen Zeit.

Urlauberin Christine und ihrem Mann machen die Corona-Einschränkungen wenig aus. Mit ihrem Reisemobil seien sie unabhängig. Beide sind froh, dass sie in Königstein noch einen freien Stellplatz bekommen haben. "Bei uns in Bayern lässt uns Herr Söder ja noch nicht campen", sagt sie. Denn Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will die Campingplätze in Sachsens Nachbar-Freistaat erst ab dem 30. Mai öffnen.