Telekom klemmt Baufirma vom Netz ab

Die Ansage klingt merkwürdig. Wer die Festnetznummer der Baufirma Henry Schekar in Hartmannsdorf anruft, bekommt vom Band mitgeteilt: „Diese Rufnummer ist uns nicht bekannt. Bitte fragen Sie bei der Auskunft nach.“ Es kann auch passieren, dass ein Besetztzeichen kommt und das Telefon anzeigt: „Falsche Nummer“.
Heidi Schekar, die für die Büroarbeiten im Unternehmen verantwortlich ist, weiß nicht mehr weiter. Seit dem 3. Juni ist der Anschluss abgeklemmt. „Ich habe schon alles Mögliche versucht, ohne Erfolg“, sagt die Unternehmersfrau. „Bei der Telekom führt bisher kein Weg rein, dass wir wieder ans Netz kommen.“
Vor allem ärgert sie die Ansage. „Das macht mich völlig verrückt. Es klingt ja so, als ob wir uns auf die faule Haut gelegt hätten, einfach ausgewandert wären oder so etwas.“ Dabei ist Henry Schekar mit fünf Mitarbeitern aktiv wie eh und je und hat viel Arbeit zu organisieren. Das läuft derzeit alles über die Mobilfunkanschlüsse. „Jedoch haben wir viele Privatkunden. Die rufen oft übers Festnetz an und bekommen dann keinen Kontakt“, sagt Heidi Schekar. Sie vermutet, dass die Firma bei der technischen Umstellung vom bisherigen ISDN-Anschluss auf die neuen Telefonanschlüsse unter die Räder gekommen ist.
Derzeit ist die Telekom dabei, deutschlandweit ihr ISDN-Netz abzuschalten und künftig alle Telefongespräche über das Internet laufenzulassen. Fachleute sprechen dann von Voice over IP (Voip). Dazu verschickt die Telekom Kündigungsschreiben für die bisherigen Anschlüsse, bietet aber im gleichen Atemzug neue Verträge an. Sie will ja ihre Kunden behalten, wie es in den Schreiben steht.
Eine solche Kündigung haben Schekars im vergangenen Herbst schon erhalten. Nun wird aber in Hartmannsdorf wie auch im gesamten Vorwahlbereich 037326, dem Amt Frauenstein, derzeit erst schnelles Internet verlegt. Also hat Frau Schekar bei der Telekom angerufen und abgesprochen, dass die Umstellung erst dann erfolgt, wenn bei ihnen auch schnelles Internet anliegt. Das ist ja Voraussetzung für Voip. Diese Verlängerung des alten Vertrags hat über Monate funktioniert - bis dann am 3. Juni das Telefon auf einmal tot war. „Aus heiterem Himmel, ohne dass noch einmal eine Information kam“, wie Heidi Schekar berichtet. Für die Firma ist das fatal.
In Hartmannsdorf und auch in Reichenau wird derzeit das Internet ausgebaut, wie Bürgermeister Reinhard Pitsch (parteilos) bestätigt. Die Arbeiten haben schon vor einem Jahr begonnen und laufen derzeit noch. Die Firmen „Glasfaser Polen“ und „Berger Bau“ haben die Erdarbeiten erledigt und verlegen derzeit die Kabel, wie Pitsch beobachtet.
Er hat die Auskunft, dass im dritten Quartal 2019 die Orte angeschlossen werden. Genauer hat es ihm die Telekom nicht mitgeteilt. Das könnte schon in zehn Tagen eine Lösung bringen, kann aber auch noch drei Monate dauern.
Heidi Schekar ist nur froh, dass sie ihren Internetanschluss nicht über die Telekom laufen haben, sondern über eine Funklösung der Firma Philis aus Dorfchemnitz. Diese bietet im Raum von Hermsdorf/E., Rehefeld, Hartmannsdorf bis Friedersdorf sowie in den Dippser Ortsteilen Schönfeld, Ammelsdorf, Naundorf und Hennersdorf schnelles Internet durch Funkübertragung an. Weil diese schneller funktioniert als das bisherige Telefonkabel in Hartmannsdorf, hat sich Schekar dafür entschieden. „Jetzt bin ich heilfroh, dass wir das haben. So sind wir wenigstens über E-Mail erreichbar“, sagt Heidi Schekar.
Die Sächsische Zeitung hat bei der Telekom angefragt, warum sie den Anschluss der Firma Schekar schon umstellen wollte, obwohl der Breitbandausbau in Hartmannsdorf noch gar nicht abgeschlossen ist und ob es eine Lösung gibt, wie die Firma schnell wieder ans Festnetz kommt. Bis Freitabnachmittag war noch keine Antwort eingegangen. Die SZ wird ihre Leser aber über den Fortgang informieren.
Derzeit ist die Firma Schekar über die Rufnummer 0170 3810805 oder über Mail erreichbar: [email protected].
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