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Ansturm auf Textilreinigung wegen Masken

Nils Möller und sein Team produzieren in Freital am laufenden Band. Doch trotz dieses Zuspruchs hat die Corona-Krise die Branche hart getroffen.

Von Annett Heyse
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Sindy West und Nils Möller von der Textilreinigung Möller in Freital haben noch einige Schutzmasken im Angebot. Der Großteil ist schon raus, aber täglich gibt es Nachschub.
Sindy West und Nils Möller von der Textilreinigung Möller in Freital haben noch einige Schutzmasken im Angebot. Der Großteil ist schon raus, aber täglich gibt es Nachschub. © Egbert Kamprath

Eine Kiste voll ist noch da. Eine kleine Kiste. Darin stapeln sich Schutzmasken aus Baumwollstoff. "Meine drei Näherinnen arbeiten hintereinander weg. Sie sorgen täglich für Nachschub", erklärt Nils Möller und schmunzelt über das Dekor. Rote Blümchen auf weißem Untergrund, dazwischen graue Streifen - was in den Siebzigerjahren als Bettwäsche verkauft wurde, macht jetzt als Gesichtsmaske Karriere. 

Nils Möller ist Textilreinigermeister und betreibt zwei Geschäfte in Freital. Schon als die Corona-Misere vor vier Wochen an Fahrt aufnahm, hat er sich aufs Maskennähen konzentriert. "Wir hatten hier plötzlich nicht mehr viel zu tun", begründet er.

Eigentlich sind die Monate März und April eigentlich die Hochsaison in der Branche. Denn wenn alle ihren Frühjahrsputz machen, werden Wintermäntel, Anzüge, Federbetten zuhauf in der Textilreinigung abgegeben. Doch dieses Jahr: Fehlanzeige. "Viele haben nicht gewusst, dass wir weiterhin geöffnet haben und andere haben sich nicht zu uns getraut", vermutet Nils Möller. 

Dazu kommt, dass aufgrund von Home-Office und Kurzarbeit viel weniger Arbeitskleidung gewaschen werden muss. Vor allem das Reinigen und Bügeln von Herrenoberhemden, sonst ein zuverlässiges Geschäftsfeld, ist regelrecht weggebrochen. Möller, der auch stellvertretender Innungsobermeister der Textilreinigungsbranche in Sachsen ist, sagt: "Mancher Betrieb steht vor dem Aus." 

Dabei verfügt die Branche über ein Knowhow, dass jetzt gefragt ist. Anders als in der heimischen Waschmaschine werde bei den Textilreinigern die Wäsche nicht nur sauber, sondern man garantiere auch, dass Keime abgetötet werden. "Wir verwenden desinfizierende Reinigungsverfahren", wirbt Möller. Das treffe auf normale Wäsche ebenso zu wie auf die Chemischreinigung von Anzügen, Pelzkleidung oder Wollpullovern. 

Vor diesem Hintergrund werden die Textilreinigungsbetriebe speziell für Haushalte interessant, die vom Corona-Virus direkt betroffen waren. Für Nils Möller und sein Team wäre solche Wäsche absolut kein Problem. "Dieses Virus ist ether-, chloroform- und lösemittelempfindlich. Unsere Reinigungsverfahren töten Covid-19 ab", sagt Möller. Auch die Mundschutze würden entsprechend behandelt. 

Mehrere hundert Stück haben die Schneiderinnen der Textilreinigung inzwischen hergestellt. Den Stoff stellte zunächst Nils Möller zur Verfügung. Es reichte für 500 Masken. Auf einen Facebook-Aufruf hin spendeten viele Freitaler Geld oder Baumwollstoff und die nächste Masken-Charge wurde angefertigt. Die Masken gingen an Pflegedienste oder in Altenheime. Auch in seinen Läden verkauft Nils Möller den Gesichtsschutz. "Am vergangenen Sonnabend wurden wir regelrecht leer gekauft. Es war wie zu DDR-Zeiten", berichtet er. Eine Maske kostet bei ihm zwischen 4 und 5,50 Euro.

Möller empfiehlt für jeden, mindestens zwei Stück im Bestand zu haben. Eine für den Tag und eine auf der Leine. "Am besten ist, sie täglich zu wechseln. Denn wegen der feuchten Atemluft können sich die Keime im Tuch schnell vermehren." Das sei dann kontraproduktiv.  Die Möllerschen Masken sind vorgewaschen und kochfest. Man kann sie einfach in einen Topf mit kochendem Wasser werfen, um alle Keime abzutöten. Oder man bringt sie in die Textilreinigung. Das ist vor allem für Firmen oder Pflegedienste sinnvoll. Möller: "Mein Angebot an alle Freitaler: Ich wasche alle Masken desinfizierend - und das kostenlos." 

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