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Ein Tuk-Tuk zum Verlieben

Lars Heinrich aus Neugersdorf hat in Bayern ein Kultgefährt entdeckt - und will damit jetzt die Elektromobilität beleben.

Von Markus van Appeldorn
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Lars Heinrich mit seinem dreirädrigen "Elektro Runner".
Lars Heinrich mit seinem dreirädrigen "Elektro Runner". ©  Rafael Sampedro

Reisender, kommst Du nach Thailand, an einem Verkehrsmittel führt dort kein Weg vorbei - dem Tuk-Tuk. Das sind diese dreirädrigen Motor-Rikschas, die nicht nur in Bangkok, sondern in ganz Südostasien durch die Straßen knattern. Lars Heinrich aus Neugersdorf war nie im Leben in Thailand. Eine Liebe auf den ersten Blick haben die Dinger bei ihm dennoch entfacht. So intensiv, dass er sie jetzt ins Oberland bringt - und das auch noch ganz umweltfreundlich ohne Stinkerei.

Bei einer Reise im letzten Jahr an den bayerischen Main hatte Lars Heinrich eigentlich erwartet auf guten Wein zu treffen. Eine Erwartung, die auch keineswegs enttäuscht wurde. Bei einem Aufenthalt im Winzerort Sommerach nahe Würzburg machte der Fleischermeister dann aber am Straßenrand eine Entdeckung, die ihn gleich viel mehr in den Bann zog.

"Ein Landtechnik-Unternehmen dort vertreibt Elektro-TukTuks eines chinesischen Herstellers", erzählt Heinrich. Wie sich herausstellte beliefert dieser Hersteller auch den Postdienstleister DHL mit diesen Gefährten. Und er vertreibt die TukTuks auch als Bausätze in Deutschland - Hauptimporteur eben jenes Landtechnik-Unternehmen in Sommerach.

Leisetreter mit Einfach-Technik

"So was gibt's bei uns ja noch gar nicht, habe ich mir gedacht" erzählt Lars Heinrich. Und im ersten Augenblick dachte er auch erst mal an eine Nutzung für sich selbst - für eine optimale Auslastung der Solaranlage auf dem Dach seiner Garage in Neugersdorf. "Meine Kunden habe ich alle im Umkreis von etwa 20 Kilometern", sagt er, "und anstatt den nicht genutzten Strom für 11 Cent ins Netz zu speisen, kann ich damit doch besser so ein Fahrzeug laden."

Heinrich war überzeugt vom Nutzwert des kleinen Fahrzeugs. Es gibt nur zwei Ausführungen - als offene Pritsche oder mit einem einfachen Blechkasten-Aufbau. Die Ladefläche hat genau die Größe einer Europalette. Und bis zu 30 Stundenkilometer schnell surrt das Ding beinahe lautlos durch die Gegend - mit bis zu 300 Kilo Zuladung. Lars Heinrich beschloss: "Ich steige in den Vertrieb für Ostdeutschland ein. Zu Beginn des Jahres gründete er seine Firma "Elektro Runner" und vermarktet den praktischen Allrounder.

"Das ist einfachste Technik", sagt er. Für Lars Heinrich ein bisschen zu einfach, als dass er das TukTuk für seine Kunden nicht noch etwas hätte verbessern können. So konstruierte er für den im Originalprodukt unter der Pritsche offen liegenden Batteriekasten eine Ummantelung aus feuerfestem Dämm-Material. Das schützt die Batterien nicht bloß vor Spritzwasser. "Bei uns ist es ja auch schon mal etwas kälter", sagt er. Und er hat's ausprobiert. "Bei minus sieben Grad bin ich schon 41,8 Kilometer mit einer Batterieladung gekommen", sagt er. Unter gewöhnlichen Bedingungen seien 50 bis 60 Kilometer Reichweite drin.

Allrounder zum kleinen Preis

Auch die an der Pritsche klappbaren Seitenwände hat er mit einer Schutzplatte versehen und mit Silikon versiegelt. "Das bildet einen zusätzlichen Korrosionsschutz", sagt Heinrich. Und in die Seitenwände des Kastenmodells hat er für einen noch höheren Nutzwert Leisten montiert, in die sich mit wenigen Handgriffen Zwischenböden einhängen lassen. Sogar einen anhängbaren Tisch hat er aus einer Stahlplatte konstruiert. "So kann man das etwa als Verkaufswagen mit einem Grill nutzen", sagt er. Das ist dann aber Sonderausstattung nach Kundenwunsch.

Als Abnehmer seines "Elektro Runner" sieht er etwa Gartenbaubetriebe, die damit ihre Ware zum Markt befördern. "Es ist aber auch ideal, für junge Menschen oder Senioren, die damit einfach mal rasch zum Einkaufen fahren. Platz ist auf der Ladefläche genug", sagt Heinrich - und es genügt zum Fahren ein einfacher Moped-Führerschein. "Für Menschen bis Geburtsjahrgang 1968 ist das Fahrzeug sogar führerscheinfrei", sagt er. Und: Es braucht keinen TÜV, lediglich ein Versicherungskennzeichen ist für den Betrieb im Straßenverkehr vorgeschrieben. Und der Preis: "Mit 2.990 Euro kostet die Pritsche auch nicht wirklich mehr als ein Moped", sagt Lars Heinrich. Das Kastenmodell ist 100 Euro teurer.

Absatz-Probleme wegen Corona

Nun, der Vertrieb des "Elektro Runner" stockt aktuell noch etwas. "Ich habe bisher drei Stück verkauft", sagt Lars Heinrich - allerdings noch keines im näheren Umkreis. Einer fahre nun an der Ostsee, zwei weitere für Gärtnereibetriebe im Dresdner Raum. "Wegen der Corona-Krise kann ich jetzt natürlich keine Messen besuchen, um dafür zu werben", erzählt er. So hätte er sich etwa bei der abgesagten Konventa in Löbau regen Zuspruch für sein Gefährt erwartet.

Dennoch wirbt Lars Heinrich so gut er kann für seinen "Elektro Runner". "Ich fahre damit etwa zum Einkaufen und dann steht er mit Werbetafeln an den Seiten eine Weile auf dem Parkplatz", sagt er, "und manchmal packe ich einen einfach auf den Hänger, fahre nach Dresden und stelle ihn da für ein paar Stunden in der Innenstadt ab." Lars Heinrich hofft, demnächst zwei Stück monatlich absetzen zu können. Und die Zeichen stehen auf Expansion: Ich plane hier bei mir für den Verkauf den Bau eines Carports und eines kleinen Büros."

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