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Tut sich etwas am Steinberg?

An der Rauhentalstraße soll saniert werden – zieht nun auch das Umfeld nach?

Von Udo Lemke
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Ruine mit grünem Hinterland: In die alte Reichmühle am städtischen Schauweinberg Steinberg könnten attraktive Wohnungen eingebaut werden.
Ruine mit grünem Hinterland: In die alte Reichmühle am städtischen Schauweinberg Steinberg könnten attraktive Wohnungen eingebaut werden. © Claudia Hübschmann

Meißen. Der Straßenzug direkt gegenüber der Porzellan-Manufaktur – die Häuser Rauhentalstraße 2 bis 8 und die angrenzende Talstraße 87 – sollen mit einem Aufwand von fünf Millionen Euro saniert werden. Hier will der Investor Corte Harmjanz ein Quartier mit dem Namen „Palais am Steinberg“ mit 25 Wohnungen bauen (SZ berichtete).

Und der „Rest?“ Was wird aus dem Umfeld? Die Häuser, die der Rauhentalstraße 2 bis 8 gegenüber Am Steinberg stehen, sind in den vergangenen Jahren schon zum großen Teil saniert worden. Daran schließt sich stadteinwärts der Schauweinberg der Stadt, eben der namensgebende Steinberg, an. Hier sind zwar derzeit prächtige Weintrauben zu sehen, aber eben auch eingefallene Mauern. 

Insgesamt sind auf dem etwa 5.000 Quadratmeter großen Steilhang etwa 2.000 Weinstöcke angepflanzt worden, was in einem guten Jahr bis zu acht Tonnen Traubenernte ergibt. Aber einige der bis zu vier Meter hohen Trockenmauern auf den acht Terrassen sind eingestürzt.

Nachdem der Stadtrat im Juni die Freigabe von Mitteln zur Sanierung von Weinbergsmauern beschlossen hatte, scheint es nun auch für den Steinberg Hoffnung zu geben, denn dieser ist in die Förderliste aufgenommen worden. „Derzeit wird das Leistungsverzeichnis für die Sanierung der Weinbergsmauern überarbeitet, sodass über die Vergabe der Bauleistungen in der Dezembersitzung des Bauausschusses entschieden werden kann“, erklärte Michael Eckardt von der Pressestelle der Stadt. Das heißt, dass die Schäden im kommenden Jahr behoben werden könnten und der Steinberg wieder als städtischer Schauweinberg geöffnet werden könnte.

Er bildet für die Häuser an der Rauhental- und Talstraße und Am Steinberg das grüne Hinterland. Allerdings schaut man vom Weinberg auf ein großes, verfallendes Gebäude – die alte Reichmühle.

Eigentümer des Gebäudekomplexes, zu dem neben dem Mühlengebäude noch mehr oder weniger verwinkelte Wohnhäuser gehören, ist Udo Hirth aus Meschede im Sauerland, 70 Kilometer Luftlinie südöstlich von Dortmund. Im August 2017 hatte er in der SZ erklärt, dass er nirgends Fördermittel für die Mühle bekommen habe. „Meine eigene Tochter lässt mich vor die Wand fahren, ich habe ihr anderthalb Millionen überschrieben.“

Ein neuerliches Telefonat mit Hirth hat ergeben, dass sich an dieser Situation nichts geändert hat. Der Plan, ein Museum in der Reichmühle einzurichten, sei ebenso aussichtslos, wie irgendein anderes Projekt. Und er betont noch einmal: „Ich bin in finanzielle Schwierigkeiten gekommen und will die Reichmühle verkaufen, ich gehe auf die 80 zu.“

Investor Corte Harmjanz winkt ab beim Thema Reichmühle. Er sieht nur eine Chance für den Erhalt des Komplexes, wenn die Denkmalpflege dem Einbau von Eigentumswohnungen in das Gebäude zustimmt. Dazu soll es noch im Herbst eine weitere Begehung geben. Er selbst möchte eine zur Reichmühle gehörende Teilfläche von Hirth kaufen, um dort ein Parkdeck errichten zu können.

Bleibt noch der zweite große Gebäudekomplex, der gegenüber dem Steinberg liegt: die ehemalige Bienenwirtschaft. Seit fast zwanzig Jahren steht die einstige Honigfabrik leer. Sie gehört, ebenso wie die neue Bienenwirtschaft im Gewerbegebiet Zaschendorf, der Breitsamer + Ulrich GmbH & Co KG in München. Auf Nachfrage teilte die Pressestelle der Stadt dazu mit: „Die Stadtverwaltung steht in ständigem Kontakt mit den Eigentümern des genannten Grundstücks und sucht das Gespräch. Bis jetzt wurde seitens des Eigentümers kein Verkaufsinteresse signalisiert.“

Eine gleichlautende Auskunft gab es schon vor zwei Jahren. Vielleicht tut sich ja etwas, wenn demnächst der Sachbearbeiter für verwahrloste Grundstücke im Ordnungsamt anfängt.