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Unfallchirurg geht nach Tansania

100 Betten hat das Krankenhaus in Mbozi. So wie das Nieskyer, in dem der leitende Oberarzt jetzt arbeitet.

Von Carla Mattern
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Jens Marcus Albrecht will von Niesky an das Krankenhaus im tansanischen Mbozi wechseln.
Jens Marcus Albrecht will von Niesky an das Krankenhaus im tansanischen Mbozi wechseln. © André Schulze

Ankommen und loslegen. So ging es Jens Marcus Albrecht, als er im Januar zum ersten Mal im Krankenhaus Mbozi war. Eigentlich wollte sich der Unfallchirurg und Chirurg aus dem Emmaus-Krankenhaus in Niesky dort erst einmal umsehen. Doch er wurde nicht nur freundlich und herzlich willkommen geheißen. Wie ein Besucher oder wie ein Gast wurde der 51-jährige Mediziner aber nicht behandelt. Erst ging es auf Visite und danach auch schon in den Operationssaal, erzählt Jens Marcus Albrecht. Das war zwar überraschend, aber auch völlig in Ordnung für den Mediziner. Er hatte sich auf den weiten Weg in die kleine Stadt Mbozi in dem ostafrikanischen Land Tansania gemacht, weil er sich dort umsehen wollte. Und um für sich die Frage zu klären, ob er sich vorstellen kann, da für länger als Arzt zu arbeiten.

Auf die Idee gebracht hat Jens Marcus Albrecht der Nieskyer Arzt Rüdiger Mieske. Der hatte selbst für einige Jahre in Afrika gearbeitet und wollte seinen jüngeren Kollegen dafür begeistern. Die Männer kennen und schätzen sich schon seit den 1990er Jahren. Jens Marcus Albrecht für den Auslandseinsatz zu begeistern, das war nicht wirklich schwer.

Denn zum einen arbeitete Jens Marcus Albrecht bereits von 2009 bis 2011 in der Gesundheitsstation in Singida in Tansania. Zum anderen gründete er mit Mitstreitern einen Verein, dessen Ziel es ist, die Menschen in Tansania zu unterstützen. Der Vereinsname ist Programm: Love and help for Africa, kurz Lahva oder zu Deutsch Liebe und Hilfe für Afrika. Das wichtigste Projekt dieses Vereins ist die Krankenstation in Singida. Wie ernst es dem aus Berlin stammenden Weigersdorfer damit ist, bewies er, als er im Jahr 2009 mit seiner Frau Katharina und den Kindern Helea, Johannes, Timeus und Noah, die damals zwischen vier und 14 Jahren alt waren, dorthin ging. Bereits als Student bereiste er 1991 den afrikanischen Kontinent, lernte, nur mit dem Rucksack unterwegs, fünf Länder kennen, darunter Angola und Mocambique.

Jetzt aber zieht es den Unfallchirurgen nach Mbozi. Die zwei Besuchswochen zu Jahresbeginn haben eine Entscheidung gebracht. „Ich kann mir gut vorstellen, dort zu arbeiten“, sagt Jens Marcus Albrecht. 13 Jahre war er am Städtischen Klinikum angestellt, nach der Rückkehr von den anderthalbjährigen Einsatz in der Krankenstation Singida startete der Arzt am Nieskyer Emmaus-Krankenhaus. Hier ist er seit sieben Jahre tätig, mittlerweile als leitender Oberarzt. Wenn die Pläne aufgehen, noch bis Ende März. Dann beginnt eine ganz intensive Vorbereitungsphase. Medizinische Kurse unter anderem zu Tropenmedizin und Dermatologie, ein mehrwöchiger Sprachkurs. Etwas Suaheli spricht Jens Marcus Albrecht bereits. Aber eher nur Flosklen, schränkt er ein. Das will er ausbauen. „Das ist eine schöne Sprache. Als Arzt muss ich mich mit den Patienten gut verständigen können“, sagt er.

Bevor er tatsächlich in Richtung Tansania aufbricht, sind noch viele Gespräche zu führen, Vorträge zu halten, Unterstützer zu begeistern oder auch Material zu organisieren. Zum Beispiel von einem pensionierten Arzt, der im Auslandseinsatz in Ghana war, und in Rietschen lebt, bekam er jede Menge Nützliches. „Das war wie Weihnachten“, freut sich Jens Marcus Albrecht. Denn natürlich braucht es für solch ein Projekt auch Partner, sowohl für die finanziellen als auch die fachlichen und medizinischen Fragen. Die Herrnhuter Missionshilfe der Evangelischen Brüder-Unität, Herrnhuter Brüdergemeine, unterstützt die Brüdergemeine Tansania, die Träger des Krankenhauses in Mbozi ist. Weitere Absprachen erfolgen auch mit Partnern von der Hilfsorganisation „Brot für die Welt“, welchen den Einsatz zu 75 Prozent fördert, mit dem „Deutschen Institut für ärztliche Mission“ sowie der Schweizer „Mission 21“. Wie die Herrnhuter Missionshilfe jetzt mitteilte, begrüßen die Leitungen des Hospitals und der tansanischen Südwest-Provinz den Einsatz des Nieskyer Arztes.

Das Mbozi Hospital hält für Kranke 100 Betten bereit und ist damit zumindest von der Bettenzahl dem Nieskyer Emmaus-Krankenhaus vergleichbar. Allerdings gibt es nicht Kliniken für Inneres und Chirurgie, sondern Männer, Frauen und Kinder sind auf Stationen zusammengelegt. Wie die Arbeit in Mbozi wird? „Besser und schlechter“, sagt der Nieskyer. Er könne selbst mehr steuern, es gibt weniger Bürokratie und sehr dankbare Patienten. Aber die medizinischen Bedingungen in den Häusern seien nicht zu vergleichen.