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„Unsere Leute sind richtig gut“

Für die behinderten Mitarbeiter ist die Holzwerkstatt im Epilepsiezentrum Kleinwachau enorm wichtig. Aber die Auftragslage ist schwankend.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Liegau-Augustusbad. Ein Virus warf den Lebensplan von Markus Birndt komplett um. 16 war der heute 36-Jährige damals, und seither leidet er unter einer geistigen Behinderung. Ein schwerer Schlag natürlich auch für seine Eltern. Doch Barbara Birndt hat damit längst ihren Frieden gemacht und klingt durchaus zufrieden, wenn sie darüber spricht, dass ihr Sohn seit einigen Jahren in der Holzwerkstatt des Epilepsiezentrums Kleinwachau in Liegau arbeitet. „Ein großes Glück“, sagt sie. Denn es gebe keine bessere Möglichkeit für ihren Sohn. „Er geht gern dorthin, hat seine Tagesstruktur und ein Umfeld, das wunderbar auf ihn eingeht – er hat sich dort richtig toll entwickelt“, schwärmt Barbara Birndt. „Dort gibt es einen wirklich ansteckenden Teamgeist, niemand wird allein gelassen!“

Und doch zeigten sich jüngst ein paar dunkle Wolken am Himmel. Denn die Holzwerkstatt braucht natürlich auch Aufträge, damit sie die Behinderten beschäftigen kann. Und die Aufträge waren am Anfang dieses Jahres rar – was sich mittlerweile aber wieder gebessert hat. „Wir haben bis vor einigen Jahren sehr viel für Industriebetriebe gearbeitet, für Unternehmen, die zum Beispiel Ladeneinrichtungen bauen – aber solche Aufträge gibt es für Werkstätten wie unsere kaum noch“, sagt Knut Richter, der Leiter der Holzproduktion in der Kleinwachauer Werkstatt. Der Kostendruck aus Osteuropa sei einfach enorm, fügt er an. So sei beispielsweise fast die komplette Palettenproduktion weggebrochen, die bis vor einigen Jahren noch für pralle Auftragsbücher gesorgt hatte. „Das ist ja eine sehr tolle Arbeit, gerade für Mitarbeiter, denen es nicht ganz so leicht fällt“, bedauert Knut Richter den Wegfall.

Auftragslage schwankend

Also ist die Werkstatt eher auf Einzelaufträge angewiesen. Und da ist die Lage schwankend, macht Knut Richter deutlich - und bleibt dennoch gelassen. „In den ersten Monaten dieses Jahres war es wirklich ein wenig schwierig, jetzt hat sich die Lage deutlich gebessert“, sagt der Tischler mit Blick in die Auftragsbücher. Und macht deutlich, dass die Werkstatt natürlich jederzeit offen für Aufträge ist. „Wir haben eine komplette Tischlereiausstattung, sogar eine große Plattensäge, unsere Leute sind richtig gut, wir können in einer wirklich sehr guten Qualität liefern“, wirbt Knut Richter. Zaunlatten, Gartenbänke, Gartentische; was gebraucht wird. „Auch für Privatpersonen sind unsere Möglichkeiten sicher interessant“, ist Knut Richter überzeugt. Und ist optimistisch, „dass wir auch weiterhin ausreichend Aufträge zusammenbekommen – aber natürlich wissen auch viele gar nicht, was wir so zu bieten haben“, sagt er.

Wobei es längst auch echte Fans der Angebote aus dem Werkstattbereich gibt, weiß Martin Wallmann, der Chef des Epilepsiezentrums. Und so hatte die Einrichtung ja bekanntlich erst vor gut zwei Wochen zum Beispiel eine Art „Gläserne Manufaktur“ an der Stolpener Straße in Radeberg eröffnet. Dort haben die Metallwerkstatt und die Keramikwerkstatt ihr Domizil. Und hier gibt es nun neben dem ebenfalls neu eröffneten Werksverkauf eben auch die Möglichkeit, zuzuschauen, wie so manches Keramik-Schmuckstück entsteht. Und natürlich gibt es hier auch Angebote der Holzwerkstatt. Als Schaufenster quasi.

„Ich hoffe wirklich sehr, dass sich auch weiterhin Auftraggeber finden, die dieses wichtige und tolle Angebot für Leute wie meinen Sohn unterstützen – und die dafür auch wirklich super Qualität bekommen“, rührt auch Barbara Birndt noch einmal kräftig die Werbetrommel.

Ansprechpartner Holzwerkstatt Kleinwachau in Liegau-Augustusbad: Knut Richter, Gruppenleiter Holzproduktion, einfach per Telefon 03528 4311760 oder per Mail: [email protected]