Viel los bei Dynamos Heimsieg

Es ist vollbracht! Dynamo hat den ersten Saisonsieg in der 2. Fußball-Bundesliga geschafft. Beim 1:0 vor 26.350 Zuschauern im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion gibt Stürmer-Neuzugang Alexander Jeremejeff einen auffälligen Einstand. Bevor er die Partie mit dem Tor zum 2:0 de facto bereits entscheidet, trifft Patrick Ebert mit einem Freistoß aus 18 Metern direkt über die Mauer.
Doch dann gibt es Elfmeter für die Gäste. Oder doch nicht? Schiedsrichter Patrick Alt schaut sich die Szene an, bleibt dabei - Denis Thomalla verkürzt. Dynamo muss noch mal zittern, zumal Dzenis Burnic verletzt draußen bleiben muss und Cristian Fiel bereits dreimal gewechselt hat. "Wahrscheinlich war ein Nerv getroffen, es scheint zum Glück nichts Schlimmeres zu sein", sagt der Trainer anschließend.
Seine Mannschaft verteidigt den Vorsprung in Unterzahl auch über die vier Minuten Nachspielzeit. Torwart Kevin Broll pariert in der letzten Aktion gegen Thomalla und verhindert den Ausgleich.
Die erste Analyse mit fünf Antworten auf fünf Fragen:

Wie kam der erste Saisonsieg zustande?
Dynamos optische Überlegenheit bringt bis zur Pause nichts Zählbares, danach wird Heidenheim offensiver und hat durch Oliver Hüsing die Chance zur Führung. Broll im Dresdner Tor hält stark (52.). Jetzt entwickelt sich das, was man einen offenen Schlagabtausch nennt.
Und Dynamos neuer Stürmer hat gleich zweimal das 1:0 auf dem Fuß, beide Male gut eingesetzt von Baris Atik. Beim ersten Zuspiel nimmt er den Ball gut mit, erwischt ihn dann aber nicht voll (59.). Beim zweiten steht er frei vor Heidenheims Torwart Kevin Müller – und scheitert (61.).

Dynamo erhöht den Druck, wird zielstrebiger. Und Ebert haut einen raus – und noch besser: Er haut ihn rein. Der Treffer ist der verdiente Lohn für sehr viel Aufwand. Jetzt kocht das Stadion, von der Führung und der Atmosphäre angestachelt ziehen die Dresdner ihr offensives Spiel weiter durch.
Wie ist der Einstand von Neuzugang Jeremejeff zu bewerten?
Er spielt auffällig - und letztlich mit seinem ersten Treffer für die Schwarz-Gelben erfolgreich. Nachdem der Versuch von Atik in der 82. Minute geblockt wurde, kommt Jeremejeff an den Ball - Innenpfosten, Tor, Sieg, Auswechslung, Applaus.
Schon in der 44. Minute hätte es ein glänzender Einstand werden können. Jeremejeff stibitzt dem Torwart den Ball, schiebt ihn aber aus spitzem Winkel ans Außennetz. So geht es torlos in die Pause.
Fiel hatte vorher Geduld angemahnt. Ein Spieler, der aus dem Ausland kommt, brauche einige Zeit, um sich an das neue Umfeld zu gewöhnen. Jeremejeff war zu Wochenbeginn vom schwedischen Erstligisten BK Häcken nach Dresden gewechselt. „Er ist ein spielintelligenter Stürmer, der einen guten ersten Kontakt hat, gute Räume findet“, nennt der Trainer die Stärken des 1,92 Meter großen Angreifers.
Jeremejeff setzt seinen Körper gut ein, ist beteiligt an der ersten Dynamo-Chance, spielt Sascha Horvath mit einem Doppelpass frei. Doch der Österreicher verpasst den Torschuss, seine Eingabe ist leichte Beute für die Heidenheimer. Lauf- und Passwege passen noch nicht immer. Anders beim Eckball. Chris Löwe findet Jeremejeff, dessen Kopfball geht knapp vorbei (39.). „Alex gibt uns mit seiner Größe noch mal ein paar andere Möglichkeiten, was Flanken und Standards angeht“, hatte Löwe vorher gesagt. „Das macht uns variabler, ein Stück unberechenbarer.“

Neuer Stürmer, neues Glück? Wie verändert sich Dynamos Spiel?
Die Anlage bleibt zunächst gleichdas Problem zunächst auch. Dynamo hat viel Ballbesitz, aber von allem zu wenig, was wirklich zählt: Tempo, Raumgewinn, Abschlüsse. Anstatt mit Risiko nach vorn zu spielen, wird der Sicherheitspass quer oder zurück bevorzugt. Das sieht vielleicht dominant aus, bleibt jedoch ertragslos. Da nutzt es auch nichts, dass sie den Gegner anfangs früh attackieren und einige Balleroberungen haben. Wenn sie sich an den Strafraum kombinieren, fehlen spätestens dort die zündende Idee und die Entschlossenheit.
Erst in der Schlussphase der ersten Hälfte wird es zwingender. Außer den beiden Chancen von Jeremejeff hat Patrick Ebert per Hechtkopfball einen guten Abschluss – gehalten (44.).

Warum fehlt Moussa Koné?
Als verletzt war der Koné nicht gemeldet – und das ist der Stürmer auch nicht, wie es auf Nachfrage vom Verein hieß. Demnach handele es sich auch nicht um eine disziplinarische Maßnahme, sondern es habe sportliche Gründe. Oder verlässt der Senegalese etwa doch noch den Verein? Er war unter anderem mit dem französischen Traditionsklub Girondins Bordeaux in Verbindung gebracht worden, hatte aber während der Vorbereitung erklärt, in Dresden bleiben zu wollen.
Mit den beiden Neuzugängen könnte er seine Situation jedoch neu bewerten. Immerhin stehen bei Dynamo jetzt nominell sechs Angreifer im Aufgebot. So begründet auch Fiel auf Nachfrage in der Pressekonferenz seine Entscheidung. "Wir haben jetzt zwei Spieler mehr für die Offensive und den Konkurrenzkampf, den wir haben wollen", erklärt der Chefcoach. "Heute hat es Moussa und Ossi (Osman Atilgan/d. A.) getroffen, in der nächsten Woche kann es auch wieder anders aussehen."
Welche Rolle spielte Dynamo-Schreck Schnatterer?
Vor ihm hatte Fiel besonders gewarnt, schließlich hatte ihm Marc Schnatterer vor einem Jahr sein Spiel als Interimscoach vermasselt. „Seine Standards sind außergewöhnlich“, sagte Dynamos Trainer in Erinnerung an diese schlechte Erfahrung. Damals traf er per Elfmeter und Freistoß, gefühlt knipst er in jedem Spiel gegen die Schwarz-Gelben. Diesen Eindruck bestätigt die Statistik jedoch nicht, vielmehr hatte er in den neun Duellen zuvor lediglich ein Tor erzielt, aber vier vorbereitet.
Seinen Schlenzer lenkt Broll mit den Fingerspitzen zur Ecke (20.). Kurz zuvor hatte er nach einem Konter gegen Jonas Föhrenbach bereits pariert. In der 64. Minute wird Schnatterer ausgewechselt, er ist diesmal kein Faktor.