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Vision Energiehöfe weiterentwickeln

In Knappenrode wurden die Ergebnisse der bisherigen Bürgerwerkstätten vorgestellt. Das Projekt geht aber weiter.

Von Andreas Kirschke
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Mehrere Bürgerwerkstätten gab es in Knappenrode seit 2016. Kürzlich wurden die Ergebnisse vorgestellt. Danach folgte ein Rundgang durch den Ort und durch die Energiefabrik.
Mehrere Bürgerwerkstätten gab es in Knappenrode seit 2016. Kürzlich wurden die Ergebnisse vorgestellt. Danach folgte ein Rundgang durch den Ort und durch die Energiefabrik. © Foto: Andreas Kirschke

Knappenrode (ein Hoyerswerdaer Ortsteil) und das Lausitzer Bergbaumuseum Energiefabrik Knappenrode sollen künftig eine Einheit bilden. Brücke zwischen Dorf und Museum könnte das Projekt „Energiehöfe“ sein. „Sie sind kein Spielball, sondern Standbein. Sie sind elementarer Verbinder zwischen Ort und Museum. 

Das Konzept sollte konsequent realisiert werden. Stadträte und Kreisräte sind jetzt am Zug, um es einzufordern“, unterstrichen Prokuristin Heidi Pinkepank und Geschäftsführer Dr. Lars Scharnholz vom Institut für Neue Industriekultur GmbH Cottbus (INIK) kürzlich im Bürgerzentrum Knappenrode. Dort wurden die Ergebnisse der Bürgerwerkstätten vorgestellt, die seit 2016 stattgefunden haben. Das Cottbuser Institut begleitete dabei fachlich.

Grundgedanke des Projekts „Energiehöfe“ ist: vom Museum künftig nicht mehr genutzte Gebäude werden Erlebnis-Werkstätten. Glas, Holz, Ton, Textilien und weitere Themen wären möglich. Die Produktion könnte originell und lebensnah gezeigt und erläutert werden. Vorstellbar sind zudem Cafés, kleine Läden und Beherbergung. Besucher der Energiefabrik würden länger vor Ort verweilen. „Die große Herausforderung ist, Menschen zu finden, die investieren wollen“, sagte Heidi Pinkepank. Vom Landkreis Bautzen, so regte Lars Scharnholz an, sollte ein professioneller Standort-Manager angestellt werden. Er fügte an: „Die Rahmenbedingungen sind jetzt optimal, um für innovative Ideen wie das Konzept Energiehöfe eine Finanzierung zu erhalten.“ Rund 1,5 Millionen Euro müsste der Landkreis Bautzen als Eigenkapital beisteuern. Im günstigsten Fall gäbe es bis zu 90 Prozent Förderung. „Wir hoffen, dass wir Mittel des Strukturwandels (etwa durch das Struktur-Stärkungs-Gesetz) erhalten und einsetzen können“, meinte Jens Frühauf, Leiter des Kreisentwicklungsamtes. Er unterstütze die Idee Energiehöfe.

Fragepunkt Vertriebenenzentrum

„Wie passt sie zusammen mit dem künftig geplanten Vertriebenen-Zentrum im Gelände der Energiefabrik?“, fragte Stadtrat Ralf Zeidler (Freie Wähler Stadtzukunft) nach. „Natürlich starten wir mit einem gewissen Anachronismus“, räumte Jens Frühauf ein. „Doch das Zentrum passt durchaus vor Ort.“ Kamen doch Kriegsflüchtlinge und Vertriebene 1945 auch hierher. Die geplante Bildungsstätte Flucht und Vertreibung, so Jens Frühauf, sei ein Beitrag zur Demokratie-Erziehung. Sie steigere die Aufenthaltsdauer der Besucher im Ort. „Das Konzept Energiehöfe wird nicht behindert“, sagte der Leiter des Kreisentwicklungsamtes: „Wir sollten die Chance nutzen. Zeit, Ort und Gelegenheit für das Konzept Energiehöfe passen gut.“

Weiteres Treffen 2020 geplant

Einige Bürgerwerkstätten fanden in Knappenrode bereits statt. Die Auftakt-Werkstatt im Oktober 2016 sichtete erste Ideen. Werkstatt zwei im März 2017 forderte gezielt die Jugend auf. Die dritte Werkstatt fand im Februar 2018 statt. Was als Ausblick bleibt? Am 3. Juli 2020 um 15 Uhr wird die Energiefabrik wieder öffnen. Das Institut INIK will die Bürgerwerkstätten weiter begleiten. Als Termin regt es den 5. September 2020 um 11 Uhr an.

Seit März dieses Jahres besteht die „Interessengemeinschaft Zukunft Knappenrode“. Sieben Bürger und Ortschaftsräte ergriffen die Initiative. „Ziel ist, das Städtebauliche Entwicklungskonzept Ernst-Thälmann-Straße Knappenrode weiterzuführen“, sagte Mitgründer Otto-Heinz Lehmann, 2009 bis 2019 Ortsvorsteher. „Der innere August-Bebel-Platz ist jetzt saniert. Jetzt kommt es darauf an, eine Lösung für die Kulturhaus-Flächen (im Westteil) und für die Werkkaufhaus-Flächen (im Ostteil) zu finden. Der Nordbereich des Platzes mit gepflasterter Fläche sollte vermarktet werden. Dort sollte Wohnbebauung möglich sein. Der Südbereich Richtung Energiefabrik sollte mit einem Grüngürtel geschlossen werden.“ Die Fläche von der Einmündung Friedrich-Ebert-Straße bis Garagen steht für fünf Einfamilienhäuser zur Bebauung bereit. Eine Lösung, so Otto-Heinz Lehmann, sollte auch für die Garagen selbst und für den Bereich dahinter gefunden werden. Für alle diese Ziele will sich die Interessengemeinschaft einsetzen. Jeder kreative und konstruktive Mitstreiter ist willkommen. Ansprechpartner ist Ortsvorsteherin Ulrike Neumann.

Anregungen bei der Begehung

Wie Otto-Heinz Lehmann und weitere Einwohner und Interessierte nahm sie nach Vorstellung der Ergebnisse der Bürgerwerkstätten noch an der Orts- und Museums-Begehung teil. Dabei kamen immer wieder Anregungen. Heike Krupka und Frank Hassemeier vom Bereich Stadtplanung der Stadt Hoyerswerda erläuterten die Ideen für den August-Bebel-Platz und für die Bebauungsflächen Ernst-Thälmann-Straße. „Interessenten können sich melden. Die Bebauung ist unkompliziert möglich. Es ist kein Bauantrag notwendig, nur eine Bauanzeige. Ansprechpartner ist Dietmar Wolf“, erläuterten die beiden Mitarbeiter. Karin Turek, von 2004 bis 2009 Ortsvorsteherin in Knappenrode, unterstrich beim Rundgang: vom Ortsausgang Knappenrode bis Koblenz sollte künftig ein passabler Radweg entstehen. „Gerade dieses Stück ist sehr gefährlich. Es gibt keinen Randstreifen“, erläuterte sie.

Herausforderung im Denkmal

In der Energiefabrik selbst erläuterte Museumsleiterin Kirstin Zinke das künftige Konzept, die Baufortschritte, Einzigartigkeiten und Hoffnungen, die sich mit dem Umbau verbinden. Das Museum, so unterstrich sie, wird künftig barrierefrei sein. Es wird auch Obersorbisch bei der Beschriftung wichtiger Inhalte zumindest in den Überschriften mit beachten. Es wird anschaulich die Erfahrungsberichte von Zeitzeugen einbinden. „Wir sind ein Museum in einem Industriedenkmal“, sagte sie. „Das ist eine enorme Herausforderung. Es ist Aufgabe unseres Museums, dieses Industriedenkmal zu schützen und zu pflegen.“