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Von der Frauenkirche in den Wald

Die Schutzhütte fand schon in Dresden Bewunderer. Nun ziert sie den Wanderparkplatz bei Großröhrsdorf. Dort fällt noch mehr auf.

Von Reiner Hanke
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Azubi Alexander Hahnewald zimmert das nächste Brett auf die Schutzhütte an der Lichtenberger Straße zwischen Eierbergkreisel und Großröhrsdorf. Die wurde insbesondere für eine Schau an der Frauenkirche in Dresden mit ihrer Schnitzerei zum Blickfang.
Azubi Alexander Hahnewald zimmert das nächste Brett auf die Schutzhütte an der Lichtenberger Straße zwischen Eierbergkreisel und Großröhrsdorf. Die wurde insbesondere für eine Schau an der Frauenkirche in Dresden mit ihrer Schnitzerei zum Blickfang. © René Plaul

Großröhrsdorf. Bewunderer hat die neue Wanderhütte am Waldrand zwischen Großröhrsdorf und dem Eierbergkreisel schon etliche gefunden. Aber es fehlte bisher noch ein wichtiges Bestandteil – gerade für eine Schutzhütte: das Dach. Derzeit wird die Rasthütte komplettiert. Dazu rückten am Mittwoch zwei Handwerker der Großharthauer Firma Dachbau Rodig an. Wobei Hütte gar nicht das richtige Wort ist. Fachleute vom Forstbezirk Plauen haben ein massives Blockbohlenhäuschen errichtet. Dort hatte der Forstbezirk Neustadt die Schutzhütte in Auftrag gegeben. Es ist ein echter Blickfang. Eine Waldarbeitertruppe aus dem Forstamt Plauen habe sich auf solche Bauten gut spezialisiert, erklärt Kerstin Rödiger, Waldpädagogin und Pressesprecherin des zuständigen Forstbezirks Neustadt. Auch für den Holzbau am Kleinen Stern in der Massenei setzten die Plauener Kollegen die Motorsäge an. Eigentlich sollte das Häuschen schon eher stehen. Waldarbeiten wegen des Wind- und Schneebruch aus der jüngsten Vergangenheit zögerten das etwas hinaus. Dazu kam noch eine Präsentation. So war genau diese Hütte auch ein Schaustück beim ersten Waldmarkt des Sachsenforstes Mitte Mai an prominenter Stelle neben der Dresdner Frauenkirche. Auf dem Transportweg von Plauen zum Waldparkplatz bot es sich einfach an, die Station in Dresden einzulegen.

Erste Bewunderer waren schon da

Schon dort fand die Hütte ihre Bewunderer. Auch wegen der aufwendigen Gestaltung durch Revierleiter Uwe Hempel aus dem Plauener Forst. Er lebt damit nebenberuflich seine künstlerische Ader aus. So ziert eine Schnitzerei mit Eulen am linken Pfosten die Hütte. Am rechten arbeiteten die Forstleute eine Baumknolle sehenswert aus dem Holz. Die Schnitzerei kam extra wegen der Schau an der Frauenkirche an die Hütte. Die ist damit ein ganz besonderes Unikat. Uwe Hempel sei ein echter Künstler, schätzt Kerstin Rödiger ein. „Fantastisch“, fand jetzt auch Dachdecker Udo Preusche. Hoffentlich bleibe die schöne Arbeit lange für die Wanderer und Spaziergänger erhalten, wünschte er sich, bevor er auf die Leiter stieg. Der Handwerker verschalte zuerst die Giebel, während der Kollege schon die ersten Bretter fürs Dach aufnagelte. Das werde ganz zum Schluss noch mit Bitumenschindeln gedeckt. 23 000 Euro investierte der Forstbezirk in Abriss, Fundamente und Neubau.

Eine Schnitzerei mit Eulen ziert den linken Pfosten die Hütte.
Eine Schnitzerei mit Eulen ziert den linken Pfosten die Hütte. © SZ/ Reiner Hanke

Die alte Hütte wurde Anfang der 1990er-Jahre gebaut und war inzwischen verfallen. Eine Reparatur sei nicht mehr wirtschaftlich gewesen, so Kerstin Rödiger. Die neue Hütte wertet den Wander-Parkplatz daneben deutlich auf und ist auch etwas geräumiger für die Spaziergänger, die gern im Wald zwischen Eierberg und Autobahn unterwegs sind. Auf dem Parkplatz gibt es unterdessen noch mehr Bemerkenswertes gleich neben der Hütte zu beobachten. Ein Teil wurde großflächig mit schwarzer Folie abgedeckt. Auf einem Schild des Forstamts ist die Bitte formuliert, die Folie nicht zu entfernen. Damit will der Forst einem aggressiven sogenannten Neophyten beikommen. Das sind aus fernen Regionen eingeschleppte Pflanzen. Im Forstbezirk vermutet Kerstin Rödiger, dass dieser Sachalin-Knöterich wohl mit illegal entsorgten Gartenabfällen in die Wälder eingeschleppt wurde. Deshalb auch gleich das nächste Warnschild am Baum hinter der Folie: „Abfall aus Haus und Garten gehört nicht in den Wald“ Verstöße würden konsequent geahndet. Vorausgesetzt freilich, Täter lassen sich erwischen. Der Müll an dem Waldstück bzw. der Kreisstraße bringt die Forstleute regelmäßig auf die Palme. „Uns Forstleute und andere Waldbesucher ärgert das sehr und auch das Ökosystem Wald wird gestört“, stellte die Sprecherin bereits in der Vergangenheit klar. Gerade jetzt mit der schicken Raststätte erneuert sie die Bitte um Ordnung und Sauberkeit, damit es lange ein schöner Anblick bleibt.

Kampf dem Knöterich

Nun muss noch der Knöterich verschwinden. Der vermehre sich extrem schnell und verdränge einheimische Pflanzen. Mit Jäten sei dem Kraut nicht beizukommen, weil es sich über die Wurzel vermehre. Unkrautvernichter könne und wolle man dort am Waldrand nicht einsetzen.

Neben der Hütte fällt die schwarze Folie auf. Hier wird ein Knöterich bekämpft. 
Neben der Hütte fällt die schwarze Folie auf. Hier wird ein Knöterich bekämpft.  © SZ/ Reiner Hanke

Der Großröhrsdorfer Revierförster sammle hier Erfahrungen mit einer anderen Art der Unkraut-Bekämpfung. Die heißt „Ausdunkeln“. Dabei werde eine extrastarke UV-beständige Siloplane ausgelegt, die bis zu drei Jahre auf der Fläche verbleiben müsse. Damit soll die Ausbreitung gebremst werden. Uwe Leonhardt vom Forstamt des Landkreises, bestätigt, dass der Knöterich nicht nur in diesem Bereich Sorgen bereite. Leonhardt ist als Mitarbeiter der Kreisbehörde für dieses Gebiet verantwortlich. Unter der Folie entstehe zugleich eine relativ hohe Temperatur, die die Pflanzenzellen absterben lasse. Mit der Methode könne zum Beispiel auch von Borkenkäfern befallene Rinde behandelt werden, um dem Schädling beizukommen.

Unterdessen geht es auf dem Dach der Schutzhütte voran. Azubi Alexander Hahnewald zimmert das nächste Brett auf den Unterbau. Am Donnerstag soll alles fertig werden und die Hütte dann auch den entsprechenden Schutz von oben bieten.