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Wann funktioniert der Pöbeldamm?

Die großen Bauarbeiten sind fertig. Jetzt läuft die Feinarbeit zum Hochwasserschutz des Weißeritztals bis Dresden.

Von Franz Herz
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Betriebsleiterin Birgit Lange steht vor dem fertigen Hochwasserschutzdamm im Pöbeltal. Noch laufen die Feinarbeiten, die sich auf das Betriebsgebäude im Hintergrund konzentrieren.  Fotos: Karl-Ludwig Oberthür
Betriebsleiterin Birgit Lange steht vor dem fertigen Hochwasserschutzdamm im Pöbeltal. Noch laufen die Feinarbeiten, die sich auf das Betriebsgebäude im Hintergrund konzentrieren. Fotos: Karl-Ludwig Oberthür © Karl-Ludwig Oberthür

Was der Pöbelbach in Schmiedeberg momentan an Wasser führt, ist kaum der Rede wert. Man müsste nur die Schuhe ausziehen, die Hosen etwas hochkrempeln und könnte durch den Bach spazieren. Aber dieses Bächlein kann auch ganz anders, kann sich als reißender Strom durchs Tal wälzen, schwere Schäden anrichten, die Menschen dazu zwingen, ihre Häuser zu verlassen, beispielsweise das Kinderheim zu räumen, wie es 2013 und 2002 der Fall gewesen ist.

Um das Hochwasserrisiko für das Pöbeltal und weiter auch für das Weißeritztal zu senken, hat die Landestalsperrenverwaltung den neuen Damm im Pöbeltal errichten lassen. Das Vorhaben ist seit 2004 in der Vorbereitung. Damals haben die ersten Planungen begonnen, 2011 hat die Landesdirektion diese genehmigt. 2014 hat der Bau begonnen. Inzwischen wächst auf dem Damm schon das erste Gras.

Von hier oben werden die schweren Metallplatten, die den Straßen- und Wasserdurchlass absperren, abgesenkt und angehoben.
Von hier oben werden die schweren Metallplatten, die den Straßen- und Wasserdurchlass absperren, abgesenkt und angehoben. © Karl-Ludwig Oberthür

Wann wirkt nun eigentlich der Hochwasserschutz im Pöbeltal? Das fragte die Sächsische Zeitung Birgit Lange, Leiterin des Betriebs Oberes Elbtal der Landestalsperrenverwaltung. „Die erste Trockenabnahme ist im Oktober geplant“, sagt Lange. Dann wird die komplette Technik geprüft, ob sie funktioniert, wie geplant. Die Elektronik, welche den Damm überwacht, muss ebenfalls ihren Test bestehen. Zudem wird jeder Motor gecheckt, auch, ob er richtig angeschlossen ist.

Wenn dieses Testprogramm erfolgreich durchgelaufen ist, dann ist zwar nur der erste Schritt der Bauabnahme getan. Aber der entscheidende, denn danach werden die Durchlässe für die Straße und den Pöbelbach geschlossen – und damit können sie ein eventuelles Hochwasser aufstauen. Dann schützt der Damm zuerst Schmiedeberg, aber auch die weiteren Orte entlang der Roten Weißeritz wie Dippoldiswalde, Freital und sogar Dresden.

Wenn der Damm einmal angestaut ist, lassen diese Kegelstrahlschieber das Wasser kontrolliert abfließen.
Wenn der Damm einmal angestaut ist, lassen diese Kegelstrahlschieber das Wasser kontrolliert abfließen. © Karl-Ludwig Oberthür

Funktioniert alles perfekt, wäre den Bauverantwortlichen sogar ein kleines Hochwasser willkommen. Denn sie haben zwei sogenannte Nassabnahmen geplant. Bei der ersten wird der Bach ein klein wenig angestaut. Bei der zweiten, dem sogenannten Probestau, soll das Wasser bis zu 22 Meter hoch angestaut werden. 

„Da hoffen wir, dass die Schneeschmelze genug Wasser bringt“, sagt Lange. Dann gibt es ein genau festgelegtes Programm, was alles gemessen und überprüft werden soll. Eine Reihe von Messpunkten wurde eingebaut. Damit lassen sich wichtige Dinge feststellen: ob sich der riesige Schotterdamm unter dem Druck des Wassers bewegt, ob er auch dichthält oder wie sich die Technik unter dem Druck der Wassermassen verhält. 

Immerhin soll der Damm, wenn er im Ernstfall einmal ganz gefüllt wird, 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten. Das ist ein knappes Drittel des Inhalts, der momentan in der Talsperre Malter steht.

Solche Messstellen überwachen die Sicherheit des Dammes.
Solche Messstellen überwachen die Sicherheit des Dammes. © Karl-Ludwig Oberthür

Heute ist die Situation einem Haus vergleichbar, das im Rohbau steht, auch Türen und Fenster sind schon eingebaut, aber die Elektriker müssen noch deren Steuerung installieren. Diese Arbeiten konzentrieren sich im Betriebsgebäude, das oben auf dem Damm steht. 

Mehrere mannshohe Schaltschränke vermitteln einen Eindruck davon, wie kompliziert diese Anlage ist. Aber sie ist entscheidend für die Funktion der Hochwasserschutzanlage. Der Damm im Pöbeltal wird von der Staumeisterei in Malter aus betreut. Also müssen die Daten, die dorthin übermittel werden, zuverlässig stimmen. Außerdem muss die Technik im Ernstfall funktionieren.

Der kann beispielsweise eintreten, wenn der Strom ausfällt. Dafür ist eine dreifache Sicherung vorgesehen. Zwei Stromleitungen führen zum Damm, eine aus Schmiedeberg und eine aus Bärenfels. Außerdem sind die Vorrichtungen zum Absenken der Schütztafeln so konstruiert, dass die Metalltore – von denen wiegt eines 45 Tonnen und eines 36 Tonnen – auch von Hand geschlossen werden können.

Techniker der Firma Alltec installieren die komplizierte Steuerung.
Techniker der Firma Alltec installieren die komplizierte Steuerung. © Karl-Ludwig Oberthür

Mitarbeiter der Firma Alltec, die auch schon an der Talsperre Klingenberg gearbeitet hat, installieren derzeit die gesamte Steuerungstechnik. Außerdem wird die Ampelanlage aufgebaut, die später bei einem Stau auf Rot schaltet und verhindert, dass Autofahrer noch in den Staubereich hineinfahren.

 Es ist also noch eine Menge Arbeit zu erledigen, ehe der Damm seine Schutzwirkung entfaltet. Aber das Ziel ist jetzt nach jahrelangen Bauarbeiten für Oktober in Sicht.