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Wann kommt die erste Gemeinde-App?

Echtzeitinformationen über kommunale Belange werden auch auf dem Lande immer wichtiger – die Software-Entwickler stehen in den Startlöchern.

Von Manfred Müller
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Echtzeit-Kommunikation per Gemeinde-App: In den Landkommunen Schönfeld und Lampertswalde wird darüber nachgedacht.
Echtzeit-Kommunikation per Gemeinde-App: In den Landkommunen Schönfeld und Lampertswalde wird darüber nachgedacht. ©  Anne Hübschmann

Schönfeld. Sturmtief Sabine hat in der Elbe-Röder-Region zwar keine größeren Schäden angerichtet, aber die Erinnerung an Vorgängerin Friederike geweckt. Der Orkan knickte am 18. Januar 2018 tausende Bäume um und verursachte in Größenordnungen Feuerwehreinsätze und Straßensperrungen. 

Eine Push-Nachricht auf dem Mobiltelefon, welche Strecken man besser meiden sollte, wäre für viele Landbewohner hilfreich gewesen. Erst recht bei Ereignissen wie dem Pfingst-Tornado 2010 oder dem 2013er Elbe-Hochwasser. Damals waren solche Handy-Echtzeitinformationen noch Zukunftsmusik. Heute lässt sich das problemlos organisieren. Das Instrument dazu heißt Gemeinde-App.

„Das ist eine Entwicklung, der wir uns nicht verschließen können“, erklärt Schönfelds Bürgermeister Hans-Joachim Weigel. Die Gemeinde an der A 13 setzt auf den Zuzug von jungen Leuten, und die sind übers Smartphone am ehesten ansprechbar. Nicht nur bei außergewöhnlichen Ereignissen, sondern auch bei normalen kommunalen Belangen. Warum nicht das bevorstehende Dorffest mit regelmäßigen Push-Nachrichten ankündigen, damit es die Leute in ihrer Terminplanung berücksichtigen? 

Das gleiche gilt für Sportveranstaltungen oder kulturelle Events. Schönfelds Bürgermeister organisiert zum Beispiel regelmäßig Diskussionsforen mit prominenten Fußball-Veteranen. Angekündigt werden diese mit Plakaten und über WhatsApp. Der Amts-Chef würde gern mehr junge Leute erreichen, und wenn das auf diesem Wege funktioniert, wäre ihm das nur recht.

Aber der Informationsfluss per Gemeinde-App funktioniert auch in die andere Richtung. Vor dem Wohngrundstück ist eine Straßenlampe kaputtgegangen? Auf dem Fußweg hat sich das Pflaster abgesenkt? Auf dem Dorfplatz ist ein großer Ast abgeknickt? Das lässt sich mit der Schadensmelde-Rubrik, über die solche Apps verfügen, sofort und direkt zu den Verantwortlichen in der Kommune weiterleiten. Sogar mit Foto. 

„Dadurch entsteht mehr Bürgernähe“, sagt Lampertswaldes neuer Bürgermeister René Venus. Allerdings gebe es dazu noch Redebedarf. Venus will die Idee erst einmal seinen Gemeinde- und Ortschaftsräten unterbreiten. Er könne durchaus vorstellen, eine Gemeinde-App zusammen mit den Nachbarn in Schönfeld zu nutzen. Mit denen arbeitet Lampertswalde ohnehin in einer Verwaltungsgemeinschaft zusammen. Dadurch könne man die Kosten und den Arbeitsaufwand niedriger halten. Das sieht auch sein Amtskollege Weigel so. „Die Daten ständig aufzubereiten, kostet natürlich Zeit“, erklärt er. Dafür einen neuen Mitarbeiter einzustellen, könne sich momentan niemand leisten.

„Das muss auch nicht unbedingt sein“, sagt Saskia Landgraf von der Software-Firma adKOMM, die eine solche App entwickelt hat. „Das Gemeindeblatt und die kommunale Website werden ja ohnehin gemacht.“ In dieses Aufgabenfeld ließe sich Kommunikation übers Smartphone problemlos integrieren. Man könne sogar alle drei miteinander verknüpfen. Landgrafs Firma hat in Sachsen bereits fünf Kommunen mit Gemeinde-Apps ausgestattet, darunter den Bastei-Touristenort Lohmen. Andere, wie Wilthen, Dippoldiswalde und eben Schönfeld, hätten Interesse bekundet. „Bewährt hat sich die Sache auch bei der Briefwahl“, erklärt die Fachberaterin. Das sei einfach eine zeitgemäße Form der Kommunikation zwischen den Gemeindeverwaltungen und ihren Bürgern.

Entscheidend dafür, ob sich die Gemeinde-App mittelfristig durchsetzt, werden der zusätzliche Verwaltungsaufwand und die Kosten sein. Der Freistaat Bayern zum Beispiel hat das erkannt und stellt Fördergelder für die Anschaffung zur Verfügung. In Sachsen müssen Städte und Gemeinden die App derzeit noch komplett aus der eigenen Kasse bezahlen. Deshalb reagieren viele verhalten. „Bei uns gibt es derzeit keine konkreten Pläne für eine Gemeinde-App“, erklärt Großenhains Rathaus-Sprecherin Diana Schulze. Es bleibt also spannend, welche Kommune in der Elbe-Röder-Region die erste sein wird.

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