Bautzen. Nicht nur ein blaues Schaf wird während des Altstadtfestivals Ende August auf dem Bautzener Hauptmarkt weiden, sondern sogar 40. Dafür wird ihnen sogar Kunstrasen ausgerollt. Das Ganze ist ein Kunstprojekt und nennt sich „Die blaue Friedensherde“.
Ins Leben gerufen wurde das Projekt von der Künstlerin Bertha-Maria Reetz, die damit seit zehn Jahren durch Europa tourt. Stationen waren unter anderem Venedig, Zürich, Köln und Brüssel. Das Blau soll als Friedensfarbe unter anderem die Europäische Gemeinschaft symbolisieren, sagt die Modegestalterin Corinna Seiler, die den Kontakt zur Künstlerin geknüpft hat. Jede Stadt, die den Blauschafen Weiderecht gewährt, dokumentiert damit ihre soziale Verantwortung. Als Dank verbleibt ein Plastik-Schaf am Ende der Veranstaltung im Rathaus. – Die blaue Friedenherde ist nur einer von zahlreichen Programmpunkten des zweiten Bautzener Altstadtfestivals, das vom 30. August bis zum 1. September stattfindet. Wie Dietmar Stange, der Chef des Tourismusvereins sagt, wird das Fest durch über 600 Akteure gestaltet, die rund 50 Gruppierungen angehören. Das Festival solle das Miteinader der Bautzener stärken und einen Beitrag zur Überwindung der Spaltung der Stadtgesellschaft leisten, unterstreicht der Tourismus-Chef.
Musikzug durch die Altstadt
Da am dritten Festivaltag Weltfriedenstag ist, stellt die Sängerin Beate Tarrach, die mit ihrem Partner Reinhard Simmgen als „Leichtfuß und Liederliesel“ bekannt ist, die „Kinderkarawane der Kulturen“ auf die Beine. Sie zieht vom Kornmarkt durch die Altstadt und macht an sechs Stationen Halt macht. Mit dabei sind Kulturgruppen von Kindern verschiedener Nationalitäten, so Russlanddeutsche vom Verein Leuchtturm-Majak, arabische und kurdische Kinder, die sich im Thespis-Zentrum treffen, sowie eine sorbische Kindertanzgruppe. „Kinder sind arglos und gehen offen aufeinander zu“, sagt Beate Tarrach und hofft, dass die ansteckende Fröhlichkeit der Kinder auf die Zuschauer überspringt. Am Ende der Kinderkarawane werden am Hauptmarkt gegen Mittag Friedenstauben in den Himmel steigen.
In das Altstadtfestival eingebunden sind die Feierlichkeiten zum 400. Jubiläum der Kirchgemeinde St. Michael. Die Michaeliskirche steht auch im Blickpunkt bei der Erinnerung an ein Ereignis, das 1429 die Bautzener in Atem hielt: Die Belagerung der Stadt durch die Hussiten. Diese werden in Gestalt der „Bernauer Briganten“ und ihrer tschechischen Partner Bautzen diesmal friedlich belagern. Das Biwak der Hussiten wird unterhalb der Alten Wasserkunst aufgebaut, wo es auch friedliche Begegnungen mit dem „Budissiner Marktgesinde“ geben wird. Auf den Hussitensturm hinweisen wird zudem eine Ausstellung im Mühltor. Auf der Ortenburg werden Münzen zu dem Ereignis geprägt.
Das Altstadtfestival soll auch den sorbischen Aspekt der Stadtgesellschaft betonen. Zu diesem Zweck ziehen Sorbisches Nationalensemble, Sorbisches Museum und Sorbische Kulturinformation an einem Strang. Rund um die Röhrscheidtbastei und die Sundowner-Bar gibt es ein abwechslungsreiches Programm mit Musik, Lesungen und Kulinarischem.
Das Parkdeck des Kornmarkt-Centers öffnet zum Alststadtfest Freitag und Sonnabend bis 24 Uhr und Sonntag von 11 bis 23 Uhr