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"Was dort passiert, das passt mir nicht"

Zittaus Oberbürgermeister sieht sich in Erklärungsnot. Hat er ein linksextremes Konzert unterstützt?

Von Jana Ulbrich
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Zittaus Oberbürgermeister hat sich in Erklärungsnot gebracht.
Zittaus Oberbürgermeister hat sich in Erklärungsnot gebracht. © Foto: Matthias Weber

Die Welle der Entrüstung in den sozialen Netzwerken ist am Dienstag groß. So groß, dass sich Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) noch am Abend genötigt sieht, auf seiner Facebookseite eine Erklärung abzugeben: Er habe sich für ein vermutlich linksextremes Konzert im Zittauer Vereinshaus Emil interessiert. In dem linken Szene-Klub spielen an diesem Freitagabend die Bands „East German Beauties“ und „Alles Scheisze“. Auf erstere hat gerade der Verfassungsschutz ein Auge. "Deutschland verrecke!" steht auf dem Ankündigungs-Plakat, das der Verein in seinen Internetauftritten postet.

Ja, er habe sich dafür interessiert, was im Emil passiert, sagt Zenker, aber nur, weil er als Oberbürgermeister grundsätzlich dazu verpflichtet sei, sich für die Dinge in der Stadt zu interessieren, eben auch für solche, die ihm nicht passen. Wahrscheinlich habe er dabei auch auf den Button "interessiert mich" geklickt. Unbeabsichtigt hat der OB der Veranstaltung damit allerdings ein großes, auch fragwürdiges Podium und Reichweite verschafft.

Dass er diese Veranstaltung und die Idee dahinter gut heißen würde, sei "völliger Quatsch", so der OB. "Ich lehne jeglichen Extremismus ab", sagt er und: "Was dort im Emil passiert, das passt mir nicht." Am Mittwoch hat Zenker sich mit  den Vorstandsmitgliedern des Emil-Vereins zu einer Aussprache getroffen. "Ich habe meine Kritik deutlich gemacht", so der OB.

Ebenfalls über Facebook hat sich auch der Vereinsvorstand seinerseits in die Debatte eingeschaltet und ist dem Oberbürgermeister zur Seite gesprungen. In einer am Dienstag verfassten Erklärung zeigte sich der Verein erstaunt über so viel Entrüstung: "Deutschland verrecke!" sei in diesem Zusammenhang nichts weiter als Provokation, heißt es. Und Provokation sei nun mal ein wichtiges Mittel junger Menschen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Nach kontroversester Diskussion sei man jetzt der Meinung: "Wenn es dazu anregt, den Geist einzuschalten, sind auch harte Statements erlaubt". Die Erklärung bekommt einigen Beifall von links. Für die Sächsische war der Vereinsvorstand am Mittwoch nicht zu erreichen. Auch eine schriftliche Anfrage blieb unbeantwortet. 

Die Stadt hat gegen das Konzert und die Art seiner Ankündigung keine Handhabe. "Es ist keine verbotene Band, deshalb kann man das Konzert auch nicht verbieten", sagt der OB in Bezug auf entsprechende Forderungen im Netz. Thomas Zenker stellt zudem klar, dass der Emil-Verein von der Stadt keine finanzielle Zuwendung bekommt.

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