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Was in den letzten Minuten noch zählt

Es gibt Leute, die würden das Thema Sterben gern ausblenden. Und dann gibt es Leute wie Patrick Prestin.

Von Heike Heisig
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Palliativpfleger Patrick Prestin bietet den ersten Letzte-Hilfe-Kurs in Sachsen an.
Palliativpfleger Patrick Prestin bietet den ersten Letzte-Hilfe-Kurs in Sachsen an. © Dietmar Thomas

Leisnig/Döbeln. Der 29-Jährige ist Palliativpfleger in einem Spezialistenteam, hat jeden Tag mit Sterbenden zu tun. Trotzdem macht er diesen Job überaus gern. Wenn Prestin angefordert wird, dann geht es mit demjenigen, zu dem er gerufen wird, nicht selten zu Ende. Doch gerade in solchen Momenten spürt er Dankbarkeit. Dafür, dass er Leiden lindern kann, dem Sterbenden und seinen Angehörigen zur Seite steht. Auf diese letzten Stunden und den Prozess des Sterbens möchte er am 28. September in einem Letzte-Hilfe-Kurs vorbereiten.

Dieser Kurs geht auf den Palliativmediziner Georg Bollig aus Dänemark und ins Jahr 2008 zurück. Inzwischen ist das Konzept mehrfach ausgezeichnet worden. 2015 gab es in Bolligs Heimatland sowie in Deutschland die ersten Veranstaltungen für künftige Kursleiter. 

Einen solchen Kurs hat auch Patrick Prestin besucht, und zwar in Erfurt. Er sei eine schöne Herausforderung gewesen. Nun hoffe er, dass es Interessierte gibt, denen er das Wissen ums Sterben weitergeben kann. Deutschlandweit gibt es viele Kurse, die schon lange vor Beginn ausgebucht sind. Der in Leisnig wird sachsenweit der erste sein. Träger ist der Hospizverein Lebenszeit, in dem der Palliativpfleger im Vorstand mitarbeitet.

Der Letzte-Hilfe-Kurse soll die breite Gesellschaft ansprechen. Basiswissen, zum Beispiel aus dem Hospizbegleiterkurs, ist nicht nötig. Hospizbegleiter sind für Menschen da, die in einer Einrichtung wie der am Leisniger Hasenberg ihre letzten Wochen und Tage verbringen. 

Doch: „Studien zufolge, möchte ein Großteil der Menschen am liebsten zuhause sterben“, sagt Patrick Prestin. In manchen Fällen sei das nicht möglich. Sehr oft aber fühlten sich Angehörige und Nachbarn der Situation nicht gewachsen, hätten Angst, bei dem Sterbenden zu sein. „Das ist unnötig und unbegründet“, ist der 29-Jährige überzeugt. Deshalb will er im Kurs Wissen vermitteln, das Ängste abbaut. „Es gibt Leute, die wollen immer etwas machen. Doch das muss nicht sein. Es reicht häufig, nur da und ansprechbar zu sein“, sagt Prestin.

Der Kurs geht an dem 28. September über vier Stunden (10 bis 14 Uhr). Die Teilnehmer sollen einiges an Grundwissen vermittelt und einfache Handgriffe zum Beispiel zur Mundpflege gezeigt bekommen. Und sie sollen ermutigt werden, sich dem Sterbenden zuzuwenden. „Zuwendung ist das, was wir am Ende des Lebens am meisten brauchen“, sagt der geistige Vater des Kurses Georg Bollig. Nichts anderes hat der Palliativpfleger in seiner täglichen Praxis beobachtet.

Wer sich für den Kurs anmelden oder sich zunächst näher darüber informieren möchte, kann das übers Hospiz Lebenszeit in Leisnig, Tel. 034321 688255

[email protected]