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Was wird aus Tharandts Mitte?

Für die freien Flächen im Zentrum will die Stadt nun Pläne schmieden. Noch aber fehlen Investoren.

Von Verena Schulenburg
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Viel Grün überwuchert mittlerweile das Grundstück an der Roßmäßlerstraße in Tharandt. Bisher gibt es keinen Käufer für die Fläche in Tharandts Mitte.
Viel Grün überwuchert mittlerweile das Grundstück an der Roßmäßlerstraße in Tharandt. Bisher gibt es keinen Käufer für die Fläche in Tharandts Mitte. © Andreas Weihs

Wie soll sich das Stadtzentrum weiterentwickeln? Und was passiert mit den bisher noch unbebauten Freiflächen? Das wollen die Tharandter in Zukunft nicht mehr dem Zufall überlassen. Die Stadtvertreter haben deshalb kürzlich beschlossen, dass für das Areal im Eckfeld der Dresdner Straße beziehungsweise der Roßmäßlerstraße mit der Pienner Straße ein Bebauungsplan aufgestellt wird.

Außerdem gilt für das Gebiet ab sofort eine sogenannte Veränderungssperre. Damit soll verhindert werden, dass Grundstückseigentümer eigenmächtig Gestaltungen vornehmen, die nicht im Sinne der Ortsentwicklung sein könnten. Einfach hätten es sich die Stadtvertreter mit dieser Entscheidung nicht gemacht. Schließlich gehe es hierbei auch um die Belange Dritter, meint Jörn Erler (CDU).

Dennoch will die Stadt die Planungshoheit über die Ortsmitte behalten. „Das betreffende Gebiet ist eine städtebaulich höchstrangige, das heißt wertvollste Lage inmitten der Stadt“, heißt es seitens der Stadtverwaltung. Diese bisher weitestgehend unbebaute Stadtmitte sei geprägt von identitätsstiftender Bausubstanz. Im Umfeld gebe es zahlreiche Einzeldenkmäler, wie beispielsweise das Hauptgebäude der Forstakademie, der Cotta-Bau der Forsthochschule, die Bergkirche sowie die nur ein paar Meter weiter entfernt stehende Burgruine – Tharandts Wahrzeichen.

© SZ-Grafik

Ziel der Stadt ist es nun, das unbebaute Areal städtebaulich zu planen, dabei verschiedene ortsgestalterische Konzepte einzubinden und zu klären, welche konkreten Funktionen von Wohnen über Gastronomie und Geschäften den Grundstücken vorbehalten sein sollen. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um den Parkplatz an der Pienner Straße sowie die bisher unbebaute Fläche daneben. Im Bebauungsplan inbegriffen ist ebenfalls das Grundstück, auf dem das Deutsche Haus stand.

Ende 2014 ließ die Stadt Tharandt das ruinöse Gasthaus abreißen. Seitdem ist Tharandts Mitte um einen Schandfleck ärmer. Um das Areal aufzuwerten, wurde die dahinterliegende Mauer entlang des Akademieweges mit Sandsteinen neu bestückt. In diesem Frühjahr gestalteten Stadtvertreter gemeinsam mit den Mitgliedern des Tharandter Verkehrs- und Verschönerungsvereins die Freifläche zum Treffpunkt. Seitdem laden ein begehbares Schachbrett und Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein.

Für die Stadtspitze bleibt dies jedoch nur eine Zwischenlösung. Schon nachdem das Deutsche Haus dem Erdboden gleichgemacht worden war, ging die Stadtverwaltung in die Offensive, ließ Architekten Entwürfe einer möglichen neuen Bebauung am Standort anfertigten und befragte die Einwohner, was sie sich für Tharandts Mitte wünschen. Die Ergebnisse mündeten in einer Machbarkeitsstudie, die seither vorliegt. Nur ein Investor fehlt. Die Baupläne ruhen. Vergessen sind sie jedoch nicht. Nach wie vor empfiehlt sich eine Bebauung des Areals Deutsches Haus, sagt Andreas Hübner vom Tharandter Bauamt. Art und Umfang eines Neubaus werde aber erst weiter diskutiert, wenn dieser anstehe.

Unklar ist bisher auch, wie es mit dem Grundstück weitergeht, das unmittelbar an die Fläche grenzt, auf der das Deutsche Haus stand. Die etwa 2 000 Quadratmeter große Fläche ist schon seit Jahren von einem Bauzaun umgrenzt und wuchert weiter zu. Genauso lange schon buhlt auch das Verkaufsschild daran um einen Interessenten. Das Grundstück, auf dem sich auch noch zwei alte Garagen befinden, ist in Privatbesitz und außer Sichtweite des Eigentümers. Dieser ist zwar weiterhin an einem Verkauf interessiert, allerdings ohne Nöte. Bisher fehle es auch hier an einem Investor, erklärt Roland Funke. 

Vorher: Noch bis 2014 stand das Deutsche Haus als Ruine in der Ortsmitte.
Vorher: Noch bis 2014 stand das Deutsche Haus als Ruine in der Ortsmitte. © Archiv/Helis
Nachher: Im Frühjahr wurde ein Treffpunkt an dem Ort gestaltet.
Nachher: Im Frühjahr wurde ein Treffpunkt an dem Ort gestaltet. © Archiv/Weihs

Der Chef der Dresdner Immobilienfirma Immosuch will das Grundstück für 150 000 Euro im Auftrag seines Besitzers verkaufen. Da die Fläche in Tharandts Mitte aber keineswegs als Bauland für Einfamilienhäuser geeignet ist, sind bauwillige Familien, die auf der Suche nach Häuschen mit Garten sind, außen vor. Stattdessen brauche es einen Investor für ein Mehrfamilienhaus, das hier vorgesehen ist. In diesem könnten Wohnungen für Senioren oder Studenten entstehen. Da sei alles offen, so Funke.

Offen ist in diesem Zusammenhang auch, wie es mit den beiden Denkmälern weitergeht, die sich nur wenige Schritte davon entfernt, am Fuße des Akademieweges befinden. Die beiden sanierungsbedürftigen Häuser in der Stadtmitte, Baujahr 1870, suchen derzeit für 95 000 Euro ebenfalls einen neuen Eigentümer.