SZ +
Merken

Tillich, Unland und Co.: Was wurde eigentlich aus den Ex-Ministern?

Neben Innenminister Markus Ulbig (CDU) mussten drei weitere Ressortchefs gehen.

Von Karin Schlottmann
 4 Min.
Teilen
Folgen
© SZ

Nach drastischen Stimmenverlusten der CDU in Sachsen bei der Bundestagswahl im vorigen Jahr erklärte Stanislaw Tillich (CDU) seinen Rücktritt als CDU-Landesvorsitzender und Ministerpräsident. Vier Kabinettsmitglieder mussten oder wollten mit ihm gehen: Markus Ulbig (Innen), Frank Haubitz (Kultus), Georg Unland (Finanzen) und Fritz Jäckel (Staatskanzleichef). Für ihre Ressorts suchte sich der Michael Kretschmer (CDU) als Nachfolger Tillichs neue Minister. Was ist aus den ehemaligen Ressortchefs geworden?

© Ronald Bonß

Frank Haubitz

Der parteilose Kultusminister war nur knapp zwei Monate im Amt. Stanislaw Tillich (CDU) hatte den 60-Jährigen im Oktober in sein Kabinett geholt und kurz darauf seinen Rücktritt als Ministerpräsident bekannt gegeben. Haubitz trieb aus tiefer Überzeugung die Verbeamtung der Lehrer massiv voran und fiel dadurch vor allem bei der CDU-Landtagsfraktion in Ungnade. Ministerpräsident Kretschmer wechselte Haubitz kurzerhand gegen Christian Piwarz (CDU) aus – es war seine umstrittenste Personalentscheidung. Wenige Monate später beschloss die Koalition mit den Stimmen der CDU die Verbeamtung der Lehrer.

Haubitz kehrte nach seiner Entlassung als Minister umgehend in den Schuldienst zurück. Er arbeitet wie vor seinem Kurzausflug in die Politik als Leiter des Gymnasiums Dresden-Klotzsche. Er wünscht sich in der Bildungspolitik mehr Ruhe und größere Autonomie für die Schulen. Im nächsten Schuljahr beginnen die Arbeiten für den Neubau seines Gymnasiums. Eine Abrissparty mit ehemaligen und jetzigen Schülern im Juni soll zum „größten Klassentreffen Deutschlands“ werden, sagt Haubitz der SZ. Bei der Einweihungsfeier des neuen Schulgebäudes in etwa zwei bis drei Jahren will der Schulleiter auf jeden Fall die Rede halten.

© Robert Michael

Georg Unland

Auch der einstige Finanzminister ist an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. Unland war vor seinem Leben als Politiker Rektor der TU Freiberg. Nach Tillichs Rückzug wollte auch er nach neun Jahren im Amt nicht länger der Regierung angehören. Sein strikter Sparkurs war innerhalb der eigenen Reihen und beim Koalitionspartner SPD auf immer größeren Widerstand gestoßen. Die anhaltend gute Konjunktur und die konstant hohen Steuereinnahmen zogen Forderungen nach mehr Personal und höheren Investitionen im Bereich Sicherheit, Bildung und Kommunen nach sich. Für eine lockere Haushaltspolitik war Unland eindeutig nicht der richtige Mann.

Der jetzt 65-Jährige ist seit April 2018 wieder für die TU Bergakademie Freiberg tätig. Er hat Forschungs- und Lehraufgaben als Professor am Institut für Aufbereitungsmaschinen übernommen und bereits Vorlesungen über Grob- und Feinzerkleinerungsmaschinen gehalten.

© Ronald Bonß

Fritz Jäckel

Der Jurist war Chef der Staatskanzlei und damit enger Mitarbeiter von Ministerpräsident Tillich. Der Leiter der Regierungszentrale hat eine Schlüsselposition inne und deshalb dürfte Fritz Jäckel nicht überrascht gewesen sein, dass er seinen Platz für einen Nachfolger räumen musste. Drei Monate nach seiner Entlassung wurde der 55-Jährige Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen in Münster. Mit 160 000 Mitgliedsfirmen gehört sie zu einer der größten IHK‘en nach Hamburg und München.

Seine neue Tätigkeit in der Wirtschaft sei in gewisserweise eine Fortsetzung der bisherigen politischen Aufgabe, sagt Jäckel der SZ. Die Themen seien sich sehr ähnlich, sei es Steuerung der Infrastruktur, öffentlicher Nahverkehr, Fachkräftegewinnung, Standortwerbung. Sein neuestes Projekt ist eine Imagekampagne für die Wirtschaftsregion Westfalen, für die er auf seine Erfahrungen mit der Sachsen-Kampagne „So geht sächsisch“ zurückgreifen könne.

Mit seinem früheren Chef Stanislaw Tillich telefoniere er etwa alle acht Wochen. Auch mit anderen ehemaligen Ministern und Landtagsabgeordneten halte er regelmäßig Kontakt. „Und zwar, was mich sehr freut, parteiübergreifend“.

© Ronald Bonß

Und Stanislaw Tillich?

Der einstige Regierungschef ist Co-Vorsitzender der Kohlekommission. Das Gremium soll ein Datum für den Ausstieg aus der Braunkohle festlegen sowie Vorschläge für den Strukturwandel in den betroffenen Regionen vorlegen. Bis Februar soll der Abschlussbericht vorliegen. Über weitere Zukunftspläne Tillichs ist bisher nichts bekannt geworden. Er wolle mit seiner Frau auf Reisen gehen, beruflich aber noch nicht die Hände in den Schoß legen, sagte er im September der Bild-Zeitung .