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Der Dippser Weihnachtsbaum steht

Eine Edeltanne schmückt die Innenstadt. Warum sie so gut auf den Marktplatz passt.

Von Franz Herz
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Der Dippoldiswalder Weihnachtsbaum steht. Jetzt muss er nur noch geschmückt werden.
Der Dippoldiswalder Weihnachtsbaum steht. Jetzt muss er nur noch geschmückt werden. © Karl-Ludwig Oberthuer

Das Morgenrot steht noch am Himmel, als sich am Montag ein großer Autokran und ein Forsttransporter  in die Goethestraße in Dippoldiswalde einfädeln. Dort steht an diesem Morgen noch eine Edeltanne im Garten von Janett Schieritz. Bernd Rothe, ihr Vater,  erinnert sich noch gut, wie er Mitte der 1990er-Jahre  diesen und einen zweiten Baum nebeneinander gepflanzt hat.  Aber so schön er gewachsen ist,  der Baum hat doch mit der Zeit begonnen, seinen Besitzern Sorgen zu machen. "Bei Sturm hatten wir schon Bedenken", sagt Bernd Rothe. Also hat sich seine Tochter gekümmert und mit dem Dippser Marktmeister Steffen Heisig gesprochen. Der ist immer auf der Suche nach geeigneten Bäumen, die zur Weihnachtszeit den Marktplatz schmücken können.

Solche Bäume müssen verschiedene Eigenschaften haben. Erstens sollen sie natürlich schön sein. Da hatte die Tanne von Janett Schieritz schon den ersten Pluspunkt. Sie ist rundum gleichmäßig und dicht gewachsen. Zweitens darf der Baum noch nicht zu schwer sein, sonst werden die Fällung und der Transport zu schwierig. Auch hier passte der Baum aus der Goethestraße. Er wog 1,6 Tonnen, als er am Kranhaken hing. In anderen Jahren hatten die Dippser Weihnachtsbäume deutlich mehr Gewicht, bis zu fünf Tonnen. Und drittens muss der Standort passen. Wenn ein Baum erst eine längere Strecke über die B 170 transportiert werden müsste, wäre das ein Riesenaufwand mit der erforderlichen Sperrung der Bundesstraße. So eine kurze Strecke wie am Montag, als der Transporter nur die Goethestraße vorfahren musste und dann schon Richtung Markt abbiegen konnte, ist natürlich günstig.

Dann läuft die Aktion routiniert. Das Wetter spielt auch mit,  trocken und windstill. Die Minusgrade stören nicht.  Andreas Meissner vom gleichnamigen Forsttransportunternehmen aus Tharandt fährt schon seit Jahren für die Stadt Dippoldiswalde ihre Weihnachtsbäume. Zur Unterstützung hat er die beiden Baumpfleger Stefan Vollhardt und Ruben Stiehler mitgebracht. Und Heisig hat einen Autokran der Firma Mross aus Dresden bestellt. Vollhardt steigt in den Baum und hängt ihn mit einer Lasche, die das Holz schont, an den Kran. Der zieht das Seil straff, ehe die Baumpfleger den Baum absägen. Sorgfältig wird er mithilfe des großen Autokrans und des kleinen Krans, der zum Holztransporter gehört,  in die Waagerechte geschwenkt und auf dem Transporter abgelegt. Das geht zügig. In anderen Jahren hat sich diese Aktion länger hingezogen.

Nur in einer Frage sind sich auch die Fachleute nicht ganz sicher. Welche Art von Tanne ist es? Klar, eine Edeltanne. Aber da gibt es auch verschiedene Varianten. Vielleicht ist es eine Nordmanntanne, vermutet Vollhardt. Das wäre ja eine gängige Weihnachtsbaumsorte.

Kurz nach acht Uhr ist der Holztransport abfahrbereit. Das städtische Ordnungsamt und die Polizei sichern den Weg ab. Ein Geldtransporter, der gerade die Sparkasse beliefern wollte, muss einige Minuten zur Seite fahren. Als der Baum vorbeigerollt ist und auf dem Marktplatz ankommt, darf der Transporter seine Geldgeschäfte fortsetzen.

Was hier aussieht wie Schneeflocken sind Sägespäne. Stefan Vollhardt sägt den Baum etwas dünner, damit er in die vorbereitete Hülse passt.
Was hier aussieht wie Schneeflocken sind Sägespäne. Stefan Vollhardt sägt den Baum etwas dünner, damit er in die vorbereitete Hülse passt. © Foto: SZ/Franz Herz

Das Aufstellen läuft so routiniert wie das Fällen. Andreas Meissner misst den Baum aus. 42 Zentimeter Durchmesser sind zu viel. In der Hülse auf dem Dippser Markt haben nur 38 Zentimeter Platz. Also passt der Stamm noch nicht hinein. Auch zählt Meissner die Jahresringe und kommt auf 27. "Der ist schnell gewachsen", sagt er. Das kommt auch hin. Als ihn die Familie Mitte der 1990er-Jahre in der Goethestraße eingepflanzt hat, war er schon rund einen Meter hoch.


Stefan Vollhardt führt den Baum in die Hülse auf dem Dippser Markt ein. Ruben Stiehler dirigiert den Kran. 
Stefan Vollhardt führt den Baum in die Hülse auf dem Dippser Markt ein. Ruben Stiehler dirigiert den Kran.  © Foto: SZ/Franz Herz

Bald hängt der Baum wieder senkrecht. Vollhardt setzt erneut die Säge an. Die Späne fliegen. Es sieht fast aus wie Schneetreiben. So arbeitet er sich einmal um den ganzen Baum herum,  und bald ist der Stamm auf die erforderliche Dicke  von 38 Zentimeter geschrumpft. Der Kran hebt noch einmal an, und die Baumpfleger dirigieren ihn exakt auf die Hülse. Er passt, wird langsam eingesenkt und steht. Eine Viertelstunde nach neun Uhr manövriert Andreas Meissner seinen Transporter vom Markt in Richtung Schmiedeberg. Dort war ein Baum aus dem Pöbeltal zu holen als Weihnachtsschmuck für den Ort. 

Der Dippser Baum muss jetzt noch geschmückt werden. Dann wird er auch vom Freitag, dem 6. Dezember, bis Sonntag, 15. Dezember, den Blickfang für den diesjährigen Dippoldiswalder Weihnachtsmarkt bilden. 

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