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Stütze für Sterbende

Für Luisa Frydrych ist die Arbeit beim Hospizdienst in Bautzen Erfüllung. Sie hilft Betroffenen und Angehörigen.

Von Kerstin Fiedler
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Luisa Frydrych verstärkt seit Kurzem das Team des ambulanten Hospizdienstes in Bautzen. Seit einem Jahr haben die Mitarbeiterinnen Räume in der Karl-Liebknecht-Straße 7 in Bautzen.
Luisa Frydrych verstärkt seit Kurzem das Team des ambulanten Hospizdienstes in Bautzen. Seit einem Jahr haben die Mitarbeiterinnen Räume in der Karl-Liebknecht-Straße 7 in Bautzen. © Steffen Unger

Bautzen. Mit offenem Blick und freundlichem Lächeln begegnet Luisa Frydrych ihrem Gegenüber. Dabei ist die Arbeit, die sie macht, manchmal so gar nicht zum Lachen. Die 32-Jährige arbeitet beim Hospizdienst der Diakonie in Bautzen. Sie begleitet und betreut schwer kranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige. Und sie fühlt sich dazu berufen, sagt sie.

Luisa Frydrych wurde in Löbau geboren, zog mit den Eltern, als sie sieben war, nach Dürrhennersdorf. Schon früh war klar, in welche Richtung die Berufswahl gehen soll. „Meine Mutti, meine Tanten und auch eine Cousine sind Krankenschwester“, sagt sie. So weiß sie früh, was sie erwartet, wenn sie den Beruf einer Gesundheits- und Krankenpflegerin ergreift. Zwischen 2004 und 2007 lernt sie im Fachkrankenhaus Großschweidnitz, wo sie nach der Ausbildung noch ein Jahr arbeitet. 2009 jedoch zieht es sie nach Herrnhut ins stationäre Hospiz. „Wir hatten im dritten Lehrjahr eine Veranstaltung mit der damaligen Leiterin vom stationären Hospiz in Herrnhut, Gundula Seyfried. Da stand die Eröffnung im November 2007 gerade bevor. Die Arbeit hat mich schon damals fasziniert, und so habe ich mich entschieden, zu wechseln“, sagt Luisa Frydrych.

Eine neue Trauerarbeit

Klar sei die Arbeit in einem Krankenhaus eine andere, aber den Menschen zu helfen, die schwer krank sind oder sogar im Sterben liegen, das sah und sieht die junge Frau als eine der wichtigsten Aufgaben im Gesundheitsbereich an. „Eine Krankheit und der nahe Tod verunsichern und beängstigen. Nicht nur den Betroffenen, sondern auch die Angehörigen“, sagt Luisa Frydrych. Und sie hat in den vergangenen zehn Jahren, in denen sie dort gearbeitet hat, gemerkt: „So nahe am Tod wird das Leben intensiver gefühlt.“ Man merkt wieder, was wirklich wichtig ist im Leben. Die Patienten in Herrnhut kamen in unterschiedlichem gesundheitlichen Zustand, manche sind noch mobil, andere befinden sich in der letzten Phase des Lebens. „Für alle versuchen wir, den letzten Weg so angenehm wie möglich zu machen“, sagt Luisa Frydrych. Das geht über die Pflege, die Schmerztherapie, Wundversorgung, Symptomkontrolle bis hin zur Versorgung des Verstorbenen und die damit verbundene Abschiednahme durch die Familien. Und die Mitarbeiter versuchen, auch den Angehörigen eine Hilfe zu sein. Denn sie müssen vieles lernen – über die Krankheit, die Veränderung des betroffenen Menschen oder auch, wie sie selbst damit klarkommen können.

Dennoch war der Tod des Patienten im stationären Hospiz ein gewisser Endpunkt, weil man die Angehörigen nicht wiedersah. Und so wollte sie eine Veränderung. „Ich wollte gern auch eine andere Art der palliativen Arbeit erleben. Trauerarbeit und Sterbebegleitung aus anderer Sicht“, sagt die Mutter zweier Söhne. Die beiden Jungs, sechs und zehn Jahre alt, geben ihr Kraft und erfreuen sie an jedem Tag. Und auch ihr Partner hat Verständnis für ihre Arbeit. „Obwohl er zugibt, dass er diese Arbeit nicht machen könnte“, sagt sie. Die Familie wohnt mittlerweile in Crostau, der große Sohn besucht die Schule in Cunewalde, der Jüngere wird jetzt eingeschult. Doch nicht nur in der Familie schöpft sie Kraft. Luisa Frydrych ist Zumba-Trainerin. „Ich liebe die Musik, den Tanz, die Bewegung“, strahlt sie. Kurse gibt sie in Löbau und Großschweidnitz.

Seit Juni arbeitet Luisa Frydrych nun beim Hospizdienst in Bautzen. Ihr Arbeitsspektrum ist breit gefächert. Gespräche mit Betroffenen, mit Angehörigen, Trauerarbeit in den verschiedenen Trauerkreisen. „Es ist noch etwas anderes, wenn die Menschen uns in ihr Umfeld, ihre Wohnung lassen und wir dort helfen können“, sagt sie. Und sie spürt – genau wie die anderen Mitarbeiterinnen – dass der Bedarf an Beratung zunimmt. „Es ist wichtig, dass man in der Familie über die Krankheit und den möglichen Tod spricht. Wenn wir kommen, sehen wir es noch aus einem anderen Blickwinkel. Und wir wissen, wo es Hilfe gibt und wer sie in welchem Umfang braucht“, sagt Luisa Frydrych.

Dabei ist sie fasziniert von der Arbeit der rund 80 Ehrenamtlichen in den sechs Gruppen in Bautzen, Bischofswerda, Wilthen und Weißenberg. Sie kommen aus so vielen unterschiedlichen Berufen und bereichern durch verschiedene Sichten die Arbeit. Bald werden noch mehr Menschen gebraucht, die sich zur Begleitung und Betreuung bereiterklären. Nämlich dann, wenn auch in Bischofswerda im Frühjahr 2020 ein stationäres Hospiz mit zwölf Plätzen eröffnet werden soll. Eine neue Ausbildung „Sterbende begleiten lernen“ beginnt im September. „Ich kann nur jedem raten, sich an uns zu wenden, wenn er Hilfe braucht – egal, wann der Trauerfall war“, sagt die aufgeschlossene Frau. Es gibt viele Formen von Trauerbewältigung, manchmal reiche auch ein Gespräch, ein Anstoß. Und wenn dann eine freundliche Mail mit einem Dankeschön kommt, dann sind die Frauen vom Hospizdienst glücklich.

Da die Beratung und die Trauerarbeit immer mehr zunehmen und beides kostenlos angeboten wird, ist der Hospizdienst auf Spenden angewiesen. „Wir bekommen zwar Förderung vom Landkreis, brauchen dennoch einen bestimmten Eigenanteil“, sagt die leitende Koordinatorin des Hospizdienstes Bautzen, Petra Schön. Sie ist froh über ihre neue Kollegin.

www.diakonie-bautzen.de

Spenden: Diakonisches Werk Bautzen, Bank für Kirche und Diakonie, IBAN: DE66350601901611230024