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Wie Lawalde dem Funkturm-Irrsinn entgeht

Vodafone hat der Gemeinde zuliebe eingelenkt, errichtet nun trotz Kosten keinen eigenen Funkturm. Dennoch baut der Mobilfunkriese erst einmal - wieso?

Von Anja Beutler
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Gerd von der Osten (Mitte) von Vodafone erklärt dem MDR, warum es keine Funkmast-Dopplung geben wird. Das hatte medial für Interesse gesorgt.
Gerd von der Osten (Mitte) von Vodafone erklärt dem MDR, warum es keine Funkmast-Dopplung geben wird. Das hatte medial für Interesse gesorgt. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Stück für Stück wächst der Gitternetz-Spargel auf dem Gelände der EGLZ in den sonnigen Juni-Himmel. Knapp 32 Meter werden es am Ende sein. Damit aus dem Metallgestell auf dem Gelände der Entsorgungsgesellschaft auch ein Funkturm wird, kommt in den kommenden Tagen noch die LTE-Antenne drauf, erklärt Gerd von der Osten, zuständiger Abteilungsleiter bei Vodafone. Nächste Woche sollte der neue Funkturm dann ins Vodafonnetz eingeklinkt sein und ein Funkloch tilgen. Vodafone selbst spricht von einer deutlich besseren Versorgung von etwa 2.000 Anwohnern - und genau die war für dieses Frühjahr zugesagt.

Doch schon jetzt, während seines Baus, ist der Abriss des Turmes ein Thema. Denn Vodafone wird das temporäre Bauwerk in wenigen Monaten wieder wegnehmen und mit seinen Antennen auf den Turm der Konkurrenz Telekom umziehen, der ein Stück weiter nördlich an der Straße entstehen soll. So weit sind die Verhandlungen zwischen den beiden Mobilfunkriesen inzwischen gediehen. Das bestätigt auch Benedikt Albers für die Deutsche Telekom. Ab Juli werde der Telekomturm gebaut, die letzte noch ausstehende Genehmigung liege nun vor. Mit einer Inbetriebnahme sei in der Regel sechs bis zwölf Monate nach Baubeginn zu rechnen, teilt er mit.

Bürgermeisterin Nadja Kneschke (parteilos) weiß das Einlenken von Vodafone sehr zu schätzen. Denn Ende 2019 drohte der Gemeinde, dass nur wenige Meter voneinander entfernt zwei Funktürme aus dem Boden geschossen wären - einer von der Telekom und einer von Vodafone. "Wir haben das Problem der Gemeinde verstanden und unseren Bauantrag zurückgezogen", erklärt Gerd von der Osten. Zwar büßt Vodafone dadurch Geld ein, weil unter anderem Planungen für den Bau schon gelaufen waren, aber man entscheide für die Gemeinde.

Vodafone stellt für einige Monate einen Gittermasten als Funkturm auf: Die Teile sind rasch montiert.
Vodafone stellt für einige Monate einen Gittermasten als Funkturm auf: Die Teile sind rasch montiert. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Am Boden sind die Teile mit Beton beschwert. Auf dem Gelände der Entsorgungsgesellschaft wird der temporäre Turm errichtet.
Am Boden sind die Teile mit Beton beschwert. Auf dem Gelände der Entsorgungsgesellschaft wird der temporäre Turm errichtet. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Schuld an der Misere ist so richtig keiner: Dass die Telekom unweit der favorisierten Stelle schon an einer Baugenehmigung dran war, wusste Vodafone nicht. Und im Gemeindeamt war es zunächst nicht aufgefallen, dass die neuerliche Anfrage für einen Funkturm nicht auf den seit zwei Jahren im Gespräch befindlichen Telekom-Turm zurückgeht, sondern ein neuer Antrag der Konkurrenz ist. Jetzt aber sind alle mit dem Stand der Dinge im Reinen. Bürgermeisterin Kneschke sieht weiteres Potenzial für einen Funkmasten in der Gemeinde. Sie zeigt von der Baustelle in Richtung Kleindehsa und erklärt: "Dort, hinterm Berg, ist auch mit dem neuen Masten noch immer ein blinder Fleck, dazu können wir gern sprechen." Gerd von der Osten nickt. Er wird sich das noch mal anschauen, verspricht er.

Besserer Empfang - bei Telefon und Internet

Dass Lawalde unter Funklöchern leidet, hat von der Osten auf der Fahrt in die Gemeinde gespürt - sein Telefonat war abrupt beendet. "Kennt man in Berlin gar nicht mehr", erzählt er und lacht. Die Bürgermeisterin und ihr Stellvertreter, Gemeinderat Ringo Hensel (CDU), nicken. "Wenn wir Ratssitzung in Kleindehsa machen, kann man nicht mal telefonieren, geschweige denn ins Internet gehen", skizziert Hensel die Lage. Die neue Technik von Vodafone ist nun vor allem auf einen besseren Datenempfang ausgerichtet. Es gehe nicht in erster Linie ums Telefonieren, sondern um den Internetempfang. "Jetzt können die Nutzer hier über eine Funklösung ohne Glasfaserkabel ihren Empfang zu Hause deutlich verbessern", erklärt Arndt Hecker, der für Vodafone die Pressearbeit versieht. Wichtig ist das aber nicht nur für Einheimische: "Immer mehr Menschen navigieren mit Apps wie Google Maps und dafür braucht man die Daten aus dem Netz", erklärt er.

Dies sollte sich in Lawalde mit dem temporären Funkturm deutlich verbessern. Zwischen acht und zwölf Kilometern liegt im Schnitt die Reichweite eines solchen Masten - je nach Gelände. Vom Lawalder Masten wird das LTE-Netz in zweierlei Hinsicht gesendet: zum einen LTE800 mit einer langen Reichweite und zum anderen LTE1800 mit einer großen Bandbreite, als guter Leistung für den Einzelnen. "Das braucht man in der Gegend hier, die ist topografisch sehr anspruchsvoll", analysiert Gerd von der Osten.

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