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Funkturm-Irrsinn: Zwei Masten für Lawalde

Telekom und Vodafone wollen beide einen Turm bauen - nur 250 Meter voneinander entfernt. Schuld sind Missverständnisse, die Gemeinde sucht nun eine Lösung.

Von Anja Beutler
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Hier am Ortsrand von Lawalde könnten künftig zwei Funkmasten stehen.
Hier am Ortsrand von Lawalde könnten künftig zwei Funkmasten stehen. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Erst will es gar nicht so recht vorwärts gehen mit dem Stopfen der Funklöcher im Ort. Und nun das: Gleich zwei Mobilfunkbetreiber wollen jeweils einen Mast in der Gemeinde bauen: Telekom und Vodafone. Allerdings sind die erwählten Standorte nur rund 250 Meter voneinander entfernt. "Das fühlt sich ein bisschen an wie verkehrte Welt", sagt Lawaldes Bürgermeisterin Nadja Kneschke (parteilos), die eine solche Dopplung gern verhindern würde.

Deshalb müht sich die Gemeinde, die beiden Mobilfunkanbieter - und damit auch die Funktürme - zusammenzubringen. Da die Telekom als erstes der beiden Unternehmen Anlauf genommen hat und für ihren Mast bereits eine Baugenehmigung besitzt, hat der Gemeinderat erst einmal davon abgesehen, nun auch zu den Plänen von Vodafone Stellung zu nehmen und grünes Licht zu geben. Das muss die Gemeinde eigentlich, denn sie muss erklären, ob das Bauvorhaben dem geltenden Bau- und Planungsrecht vor Ort widerspricht. "Das haben wir aber noch nicht gemacht, die beiden Firmen sollen erst einmal klären, ob es geht, dass sie sich auf einem Mast zusammentun", erklärt Bürgermeisterin Kneschke. Sie habe jedenfalls mehrfach beide Seiten auf die Dopplung hingewiesen und um eine Kooperation gebeten.

Unternehmen stellen auf stur

Doch die Drähte zwischen Telekom und Vodafone sind bislang offenbar noch nicht heiß geglüht, wie sich das die Bürgermeisterin gewünscht hat. Schlimmer noch: Die beiden Unternehmen scheinen nicht aufeinander zugehen zu wollen: Zwar teilt Lea Borgers von der Deutschen Funkturm GmbH, die für die Telekom den Mast in Lawalde bauen wird, auf Anfrage mit: "Wir bieten den Standort allen anderen Mobilfunkanbietern zur Mitnutzung an, sodass keine zusätzlichen Masten errichtet werden müssen." Doch Vodafone bestreitet, von dieser Offerte schon etwas gehört zu haben: "Leider sind wir nicht darüber informiert worden, dass hier durch den größten Wettbewerber ein zweiter Mobilfunk-Standort geplant ist, der sich in unmittelbarer Nähe befinden soll", teilte Vodafone-Sprecher Volker Petendorf auf SZ-Nachfrage mit. Auch die öffentliche Datenbank der Bundesnetzagentur habe diesen zweiten Standort nicht ausgewiesen.

Nun mit der Telekom zu verhandeln, die dank einer vorliegenden Baugenehmigung Anfang 2020 mit den Arbeiten beginnen will, liegt nicht im Interesse von Vodafone: "Da wir uns mit unserem Standort zwischenzeitlich bereits vertraglich gebunden haben und eine dementsprechende Verpflichtung eingegangen sind, schließen wir die Mitnutzung des Telekomstandortes in dieser fortgeschrittenen Phase aus", teilt Petendorf mit.

Hier sollen die Mobilfunk-Masten künftig stehen.
Hier sollen die Mobilfunk-Masten künftig stehen. © SZ-Grafik

Die "Schuld" an dieser Kommunikationspanne bei den Kommunikationsunternehmen schiebt Vodafone - und auch der Landkreis, der für die Bauaufsicht zuständig ist - der Gemeinde zu. Vodafone-Sprecher Petendorf verweist auf ein Schreiben vom März dieses Jahres, wo die Gemeinde zu einer Stellungnahme zu den Plänen aufgefordert wird - aber nicht geantwortet hat. Bürgermeisterin Kneschke bestätigt, dass sie das Schreiben erhalten hat, das auch der SZ vorliegt: "Der Brief war eine pauschale Absichtserklärung, ohne dass da konkret ein Grundstück benannt wurde. Solche Schreiben erhalten wir immer wieder ohne dass am Ende etwas passiert", sagt Nadja Kneschke. Dass dies die schlussendliche Info von Vodafone gewesen war, sei so nicht zu erkennen gewesen.

In der Tat scheinen die Zeitabläufe eine wesentliche Rolle bei den Missverständnissen zu spielen: Mit der Telekom verhandelte die Gemeinde schon seit Jahren, erklärt Frau Kneschke. Mitte 2018 habe es dann einen Vor-Ort-Termin gegeben. "Bis zum Sommer dieses Jahres, wo wir für den Bauantrag um eine Stellungnahme gebeten wurden, hat es aber kaum weitere Korrespondenz mit der Telekom gegeben", sagt sie. Da sie ohnehin nicht davon ausgegangen ist, dass ein weiterer Anbieter auch einen Mast in der zuvor eher geschmähten Gemeinde errichten wolle und sich Vodafone nach dem Brief im März nie wieder bei ihr gemeldet habe, fiel der Lawalder Ortschefin die Sache erst auf, als die Bauaufsicht des Kreises die Gemeinde im Herbst erneut zu einer Stellungnahme für einen Bauantrag aufrief. "Ich habe mich dann gewundert, warum der Mast, der doch 45 Meter hoch sein sollte, nun mit knapp 31 Meter beschrieben war und dass es sich plötzlich um ein ganz anderes Flurstück handelte", beschreibt Nadja Kneschke.

Kosten sollen gesenkt werden

Orts-Chefin und Gemeinderat wollen sich dennoch nicht geschlagen geben und versuchen, die Technik der beiden Anbieter auf einem Mast zu vereinen. "Ich habe mehrfach Vermittlungsversuche unternommen, die beiden Anbieter angeschrieben", sagt Frau Kneschke, die findet, dass man noch immer miteinander reden könne. Denn es müsste doch auch im Interesse der Unternehmen sein, Kosten zu senken. Immerhin will Vodafone - wenn man Baurecht erhält - 150.000 Euro in diesen Mast samt Stromversorgung investieren, um "2.000 Anwohner und Gäste des Ortes" mit der mobilen Breitbandtechnologie LTE zu versorgen. Gebaut werden solle diese LTE-Station in den nächsten vier Monaten, heißt es.

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