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Wie sich Nebelschütz selbst mit Energie versorgen will

Der Gemeinderat hat jetzt den Weg für ein besonderes Vorhaben frei gemacht. Doch damit das klappt, muss eine Voraussetzung erfüllt sein.

Von Andreas Kirschke
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Nebelschütz will sich selbstständig mit Energie versorgen. Dazu soll auch die Windenergie angezapft werden, allerdings nicht mit riesigen Windrädern, sondern kleinen Lösungen.
Nebelschütz will sich selbstständig mit Energie versorgen. Dazu soll auch die Windenergie angezapft werden, allerdings nicht mit riesigen Windrädern, sondern kleinen Lösungen. © dpa/Thomas Endelmann

Nebelschütz. Die Gemeinde Nebelschütz will sich langfristig selbstständig mit Energie versorgen. „Ziel ist, eine stabile Eigenproduktion zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Regionale Stromerzeuger und regionale Stromverbraucher sollen dabei eng zusammenarbeiten“, so Hannes Wilhelm-Kell, Geschäftsführer der Firma „energieAutark GmbH“, in der vergangenen Ratssitzung und stellte das Energiekonzept der Gemeinde vor. Mehrheitlich bei sieben Ja-Stimmen und einer Stimmenthaltung beschloss der Gemeinderat das Gemeinde-Energiekonzept.

„Die Gemeinde Nebelschütz ist seit mehr als 20 Jahren einer konsequent nachhaltigen Entwicklungsstrategie gefolgt“, steht im Konzept über die Ansatzpunkte. „Viele Einzelprojekte ermöglichen heute, dauer-haft Kosten einzusparen, zu vermeiden und eine enkeltaugliche Perspektive auf dem Land zu sichern. In den Gewerbegebieten der Gemeinde und in Haushalten werden bereits privatwirtschaftlich mit Windkraft-, Biogas- und Photovoltaikanlagen circa 270 Prozent der Energie des Gemeinde-Energieverbrauches erzeugt.“ Das Ziel der Eigenversorgung mit Energie, so unterstrich Hannes Wilhelm-Kell, ließe sich am besten mit einer Energie-Genossenschaft umsetzen.

Als Projektträger könnte die Gemeinde langfristig die bereits bestehende Genossenschaft Lausitzer Natur-Energie einbinden. Um das Projekt umzusetzen, müssen verschiedene Beteiligte miteinander koordiniert werden. Dazu gehören die Gemeinde Nebelschütz, ein lizenzierter Direktvermarkter für Strom und weitere Energie, die Lausitzer Natur-Energie Genossenschaft, die Einwohner der Gemeinde, Anbieter und Installationsfirmen für Solar-, Kilowatt- und Speicheranlagen, eine Elektrofirma mit Schaltberechtigung bis 1.000 Kilovolt, eine Elektrofirma für die Straßenbeleuchtung und Bauunternehmen.

Regional vermarkten

Das gemeinsame Agieren von Gemeinderat und Bürgern, so betont das Konzept, legt den Grundstein für nachhaltige und stabile Gemeindeverhältnisse. „Es entsteht für viele Bürger ein völlig neuer Blickwinkel auf Projekte durch nutzenbringende Partizipation“, heißt es unter anderem in dem Konzept. Der Bauhof sei in seiner Lage grundsätzlich geeignet, über eine Ost-West- und Süd-Belegung eine wirtschaftliche Nutzung der Solarenergie zu ermöglichen. Zu prüfen sind zudem geeignete Standorte für Klein-Windkraft-Anlagen. Unerlässlich, so vermerkt das Konzept, sind moderne Energie-Speicher. „Grundsätzlich reicht die Systemleistung der Energieanlagen aus, um die vorhandene Straßenbeleuchtung in Verbindung mit Energiespeichern oder einer intelligenten Netzsteuerung sicherzustellen“, vermerkt das Konzept weiterhin. Ein wichtiger Punkt ist die regionale Direktvermarktung. So können Bürgerinvestitionen zusätzlich mit vergünstigtem Strombezug verbunden werden. So können auch solche Bürger profitieren, die, aus welchen Gründen auch immer, keine Investitionen tätigen können oder wollen. Darüber hinaus könne überschüssige Energie auch der allgemeinen Direktvermarktung zugeführt werden. In der Regel bedeute das eine zusätzliche Vergütung des Stromes bis zu zwei Cent je Kilowattstunde an den Anlagenbetreiber.

Die bereits bestehende Genossenschaft im Raum Kamenz, die Lausitzer Natur-Energie unterstützt das Nebelschützer Vorhaben. „Wir sehen uns als Partner bei der Erarbeitung des Energiekonzepts. Nebelschütz ist schon lange ein Vorreiter bei der Nutzung erneuerbarer Energien und bei der Einbindung der Einwohner. Darauf legen auch wir großen Wert“, sagte Elke Altmann, Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied der Lausitzer Natur-Energie Genossenschaft.

In der Nebelschützer Gemeinderatssitzung versicherte sie ihre langfristige Unterstützung. Dabei nannte sie gelungene Beispiele anderer Kommunen für eine selbstständige, enkeltaugliche Energieversorgung. Das kann ihrer Meinung nach auch in Nebelschütz gelingen. Die Genossenschaft, so sagte sie, ist eine geeignete Eigentumsform. „Jedes Mitglied hat gleichberechtigt eine Stimme.“

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