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Windhose hebt Dach ab

Ein Dach flog mehrere Meter weit und landete auf der Straße in Naustadt. Das hätte nicht passieren müssen, klagt die Familie.

Von Uta Büttner
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Das Schutzdach des einsturzgefährdeten Gebäudes hinter der Garage wurde von einer Windhose abgehoben, beschädigte dabei ein anderes Dach und landete auf der Straße.
Das Schutzdach des einsturzgefährdeten Gebäudes hinter der Garage wurde von einer Windhose abgehoben, beschädigte dabei ein anderes Dach und landete auf der Straße. ©  Claudia Hübschmann

Klipphausen. Große Balken und Wellbleche liegen an der Pegenauer Straße im Klipphausener Ortsteil Naustadt. Das Dach einer Garage ist beschädigt. Der Zaun vor dem Grundstück ist teilweise kaputt. Über der Straße liegen etwa 30 Meter entfernt – auf dem Nachbargrundstück – weitere Reste des ehemaligen Daches, das mehrere Meter weit geflogen ist. 

Es war das achtmal 12 Meter große Schutzdach der in zweiter Reihe des Grundstücks stehenden Scheune eines Zweiseithofes. Beim Sturm in der Nacht von Sonntag auf Montag hat vermutlich eine Windhose das Konstrukt zu einem großen Teil abgehoben. Es flog über die Garage und landete größtenteils mitten auf der Straße und teilweise auch auf dem Nachbargrundstück. Allein bei der Vorstellung, ein Auto wäre in diesem Moment die Straße entlang gefahren, wird einem mulmig. Zum Glück ist niemand verletzt worden, sagt Grundstückseigentümer René Köhler. Wäre der Sturm aus einer etwas anderen Richtung gekommen, hätte das Dach auch in das Wohnhaus der Köhlers einschlagen können. 

Das Schlafzimmer liegt zum Innenhof und hätte getroffen werden können. Bei dem Gedanken, was alles hätte passieren können, schaudert es die Familie. „Wir haben jetzt einfach Angst“, sagt Köhler. Aber vor allem ist er auch verärgert. Verärgert darüber, dass dieses Schutzdach überhaupt da war und deshalb erst diese Gefahr bestand.

Die Denkmalschutzbehörde hatte 2002 nach dem Sturm Kyrill den Bau eines Schutzdaches über die Scheune gefordert. Damals waren die Giebel des Hauses zerstört worden. Riesige Risse sind in den Wänden. Die Scheune einsturzgefährdet. Eigentlich wollte die Familie die Ruine abreißen und stattdessen ein neues Haus bauen. Doch das erlaubte die Behörde nicht, da die Scheune unter Denkmalschutz steht. „Wir hätten das Haus genau mit den gleichen Maßen an der gleichen Stelle gebaut. Auch ein großes Tor hätten wir wieder eingebaut“, sagt Köhler. Doch es ging kein Weg rein, ärgert er sich. „Wir hätten doch auch Kompromisse finden können.“ Auch die typischen Elemente der Hausfront hätten die Köhlers wieder eingebunden.

Die Richtlinien des Denkmalschutzes versteht die Familie nicht. Vor allem mit dem Hintergrund, dass sie die Bruch- und Sandsteinwände des Hauses auch verputzen hätte dürfen. „Dann sieht man doch auch nicht mehr viel von dem alten Haus“, sagt Köhler. „Aber wir hätten innerhalb der Mauern des Hauses ein neues Haus hineinbauen dürfen“, sagt er verständnislos.

Der Bau des Schutzdaches kostete die Familie damals 6 000 Euro. Zudem fielen 800 Euro für die Statikberechnung an. „Das Schutzdach wurde geprüft und abgenommen“, betont Köhler. Und nun ist ein Schaden von 20 000 bis 30 000 Euro entstanden, ein Gutachter war am Montag bereits da.

„Nochmal lasse ich kein Schutzdach bauen. Man bekommt nur Auflagen vom Denkmalschutz. Aber man muss es auch bezahlen können“, betont Köhler. Außerdem könnte so etwas dann jederzeit wieder passieren, fürchtet die Familie. „Ich verstehe ja, dass der Dorfkern erhalten bleiben muss.“ Aber den Privateigentümern immer nur Auflagen erteilen, ohne sich an den Kosten zu beteiligen, kann er nicht begreifen. Der große Wunsch der Familie ist weiterhin, an gleicher Stelle ein neues Gebäude zu bauen. „Vielleicht könnte man ja auch wenigstens bis auf einen Meter die alten Mauern abtragen und darauf neu bauen“, sagt Köhler. „Man könnte doch über vieles reden.“ Und mit Elementen der alten Scheune, dann mit einem schönen neuen Dach, würde das Haus sicher sein und einen schönen Anblick bieten. Der Charakter des Zweiseithofes würde auch erhalten bleiben. Und die Ruine wäre endlich weg. Vielleicht hat die Denkmalschutzbehörde ein Einsehen, hoffen die Köhlers.