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Wo der meiste Unterricht ausfällt

Im Altkreis Freital gibt es häufig schulfrei. Die Ursachen sind oft dieselben.

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Von Regine Schlesinger

Die siebente Klasse muss auf Bio verzichten. In der Achten fällt Französisch aus. Der Neunten bleibt Mathematik erspart. Und für die Schüler der zehnten Klasse fällt der Kunstunterricht weg. In den Schulen im Altkreis Freital ist das keine Seltenheit. In allen Einrichtungen zusammen sind im ersten Schulhalbjahr 2013/2014 insgesamt 7084 Unterrichtsstunden ausgefallen. Hinzu kommen weitere rund 2 500 Stunden, die durch Fremdfächer abgefangen wurden. Die SZ gibt einen Überblick und erklärt die Ursachen.

Grundschulen: Langzeitkranke sind schwer ersetzbar

Die meisten Ausfallstunden bei den Grundschulen weist mit 205 die Schule in Zauckerode auf. Das sind 2,7 Prozent, der Durchschnitt im Landkreis liegt bei 1, 8 Prozent. Die Schule musste längeren Ausfall durch eine Langzeiterkrankung kompensieren. Das sei auch mit eigenen Kräften ganz gut gelungen, bis die Wintermonate mit den üblichen Erkältungskrankheiten kamen und weitere Kollegen ausfielen, sagt Doreen Sprenger, die stellvertretende Schulleiterin. Trotzdem hat sich die Situation im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres verbessert. Damals lag der Stundenausfall bei 3,7 Prozent.

Die Grundschule im Poisental ist mit Lehrern eigentlich gut bestückt, schätzt die Vize-Schulleiterin Gabriele Liebscher ein. Doch krankheitsbedingt habe es seit Schuljahresbeginn keinen Zeitpunkt gegeben, an dem alle da waren, sagt sie. Auch wenn der Einsatz eines Springer Lücken schließen half, konnte auf Dauer nicht alles abgefangen werden. So kamen die 2,3 Prozent Ausfallstunden zusammen.

Oberschulen: Ersatz für

den Ersatz gesucht

Die Kreischaer Oberschule stellt mit 12,4 Prozent Ausfallstunden einen absoluten Ausreißer dar. Schulleiter Wolfgang Schuster bedauert das sehr. Denn die Schule an sich ist im Aufwind. Von vormals fünf stieg die Zahl der Klassen wieder auf zehn. Die Schließung ist vom Tisch. Woran es jetzt fehlt, ist mehr Stabilität im Lehrerkollegium. Zu Schuljahresbeginn waren alle Stunden gerade so besetzt. Doch längere Erkrankungen und Schwangerschaften rissen Lücken. Ersatz kam, fiel aber selber auch wieder aus. „Wir haben den Ersatz ersetzen müssen“, sagt der Schulleiter. Er wünscht sich, dass seiner Schule Lehrer zugewiesen werden, die zu Stammlehrer werden. Auch der Förderverein der Schule hat deshalb bereits bei der Bildungsagentur vorgesprochen. „Unsere Probleme sind bekannt und alle Seiten sind bemüht, sie zu lösen“, gibt sich Schuster zuversichtlich. Im Vergleich mit Kreischas über 900 Ausfallstunden fallen die 333 der Oberschule Freital-Hainsberg moderat aus. Trotzdem liegt die Schule damit auch über dem kreisweiten Durchschnitt von 3,8 Prozent. Schulleiterin Jenny Lenk begründet das mit einem relativ hohen Krankenstand. Hinzukomme, dass viele Lehrer Teilzeit arbeiten. Da sei die Personaldecke zu kurz für Reserven, sagt die Schulleiterin. Bei Komplettausfällen von Lehrern habe die Schule aber bisher immer Ersatz bekommen. Vertretungsstunden würden dann auch möglichst gleichmäßig verteilt. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Abschlussklassen, die vor den Prüfungen stehen. „Unser Ziel ist, dass diese Klassen ihren Unterricht erhalten“, versichert Jenny Lenk .

Gymnasium: Ausfallstunden um

die Hälfte reduziert

Das Weißeritzgymnasium ist in der glücklichen Lage, Reserven für Vertretungsstunden im eigenen Haus zu haben, sagt Schulleiterin Renate Kühnel. Deshalb fielen nur etwa halb so viele Ausfallstunden an wie in den Vorjahren. Möglich war das, weil Lehrer sich nach längerer Krankheit zurückgemeldet hatten, die nicht eingeplant waren. Das sind Reserven an der eigenen Schule, wie sie sicher jeder Schulleiter wünscht.

Förderschulen: Es fehlt an

geeigneten Lehrern

Der Unterrichtsausfall an den Förderschulen im Landkreis ist generell hoch. Da machen auch die beiden Freitaler Förderschulen für geistig Behinderte bzw. zur Lernförderung keine Ausnahme. Doch es ist aus den Zahlen auch zu erkennen, dass sich die Situation zumindest an der Schule für Lernförderung im Vergleich zum Vorjahr deutlich gebessert hat. Ins vergangene Schuljahr startete diese Förderschule mit rund 770 Stunden planmäßigem Unterrichtsausfall. In diesem Schuljahr waren es noch 90. Und während im ersten Halbjahr 2012/13 über elf Prozent aller Stunden ausfallen mussten, sind es in diesem Halbjahr nur noch 4, 8 Prozent.

Berufsschule: Unterricht kann

gerade so abgedeckt werden

Über 2 000 Ausfallstunden – das klingt nach einer Menge, sind aber doch nur 5,7 Prozent aller Stunden, die am Beruflichen Schulzentrum Freital-Dippoldiswalde gehalten werden. Geschuldet ist der Ausfall den mangelnden Reserven, sagt Schulleiter Bernd Mätzler. Angesicht des Arbeitsumfangs, den jeder Lehrer zu bewältigen hat, gebe es wenig Spielraum für zusätzliche Stunden. Hinzukommt die Bandbreite der Fächer, die an der Schule unterrichtet werden. Der Fachkundeunterricht erfordert bestimmte Spezialisierungen und sei daher schwierig zu vertreten. Da aber gerade geburtenschwache Jahrgänge an die Schule kommen, könne der Unterricht besser abgesichert werden als in den Vorjahren.