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Von der Uni in die Familiengärtnerei

Anne Hladik hat Öko-Landbau studiert und jetzt eine eigene Firma in Bischofswerda. Dort probiert sie jede Menge Neues aus.

Von Manuela Paul
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Anne Hladik zieht in ihren Gewächshäusern jede Menge Jungpflanzen – darunter auch die Paprikasorte Fritz, die sie hier präsentiert. Gärtnern wollte die 32-Jährige schon immer. Am liebsten gesund, ökologisch und vielfältig. In der familieneigenen Gärtnerei
Anne Hladik zieht in ihren Gewächshäusern jede Menge Jungpflanzen – darunter auch die Paprikasorte Fritz, die sie hier präsentiert. Gärtnern wollte die 32-Jährige schon immer. Am liebsten gesund, ökologisch und vielfältig. In der familieneigenen Gärtnerei © Foto: Steffen Unger

Bischofswerda. Anne Hladik beugt sich über eine Kiste und kneift die Augen zusammen. Ihr prüfender Blick wandert über unzählige winzige grüne Stengelchen, die aus feuchter schwarzer Erde hervorlugen. Die Pflänzchen machen sich. Die 33-jährige Gärtnerin ist zufrieden. "Viele Gärtnereien ziehen ihre Pflanzen gar nicht mehr selbst", erzählt sie. Auf dem langen Tisch im Gewächshaus reiht sich Kiste an Kiste. In jeder sprießen mehr oder weniger große Pflänzchen. Die kleinen Blättchen sind der zarte Anfang kräftiger Paprika-, Tomaten- oder Gurkenpflanzen. Spätestens ab Ende April können Kunden in der alteingesessenen Bischofswerdaer Gärtnerei Krauße das komplette Angebot an Gemüsejungpflanzen kaufen

Ab Juni wird geerntet

Wer sein Gemüse nicht selbst anbauen will, der ist bei dem etablierten Familienbetrieb ebenfalls an der richtigen Adresse. Denn Anne Hladik und ihre acht Mitarbeiter – darunter auch ein Azubi – ernten und verkaufen auch Eigengewächse. Ab Juli gibt es  beispielsweise Tomaten in unglaublich großer Vielfalt. Die bunte Mischung der 20 verschiedenen Sorten reicht von der Wild- bis zur massigen Fleischtomate. Doch auf knackiges Gemüse müssen Kunden nicht bis zum Sommer warten. Frischen Salat gibt’s in der Gärtnerei auch mitten im Winter. Der kommt nicht etwa aus Italien oder Spanien, sondern aus eigener Produktion.

Denn neben Grünkohl gibt es noch etliches mehr, was man im Winter ernten kann, verrät die Gärtnerin. In einem der Gewächshäuser stehen Mangold und Postelein in vollen grünen Reihen und warten darauf, geschnitten zu werden. Bei den Bischofswerdaern wachsen aber auch Sorten, die nicht ganz so bekannt, aber auch gesund und geschmacklich interessant sind. Dazu zählen unter anderem Asia-Salat und Hirschhornwegerich. Nach einer kleinen Erntepause am Jahresanfang ist das regionale Wintergemüse jetzt wieder im Angebot.

80 Jahre in Familienhand

Seit fast 80 Jahren befindet sich die Bischofswerdaer Gärtnerei in Familienbesitz. Inzwischen ist mit Anne Hladik und ihrem Bruder die vierte Generation am Start. Seit 2018 betreiben Gärtnermeister Erhard Döring und seine beiden Kinder das Familienunternehmen. Die 33-Jährige hat dabei den Hut für den Gartenbau auf und betreibt selbigen inzwischen nach umweltgerechten Kriterien. Die Überzeugung, Pflanzen nach ökologisch verantwortbaren Kriterien zu kultivieren, bildete sich bei ihr bereits während des Studiums heraus.

Besonders wichtig sei dabei, dass der Boden gesund bleibt, erklärt die studierte Gärtnerin.  "Das Bodenleben soll  aktiviert werden", so Anne Hladik. Dafür kommt Gründüngung zum Einsatz. Das heißt Pflanzen, wie Senf und Phacelia, werden gezielt zur Bodenverbesserung angebaut und nach dem Winter untergepflügt. Chemie als Pflanzenschutz gibts kaum. Stattdessen sorgen in ihren Gewächshäusern Nützlinge für gesunde Pflanzen. Gesät wird zudem oft sogenanntes samenfestes Saatgut. Das sind Samen, die nicht genetisch zu maximalem Ertrag gezwungen wurden – oft alte, in Vergessenheit geratene Sorten.

Umweltschutz im Blick

Umweltschutz liegt der Gärtnerin besonders am Herzen. Um Energie zu sparen, packen die Bischofswerdaer ihre Gewächshäuser deshalb im Winter mit Luftpolsterfolie ein. Die Dächer haben sie mit Doppelstegplatten isoliert. Zehn Gewächshäuser in unterschiedlichsten Größen bewirtschaftet der Familienbetrieb. Da kommen etliche Quadratmeter Dachfläche zusammen, weiß Anne Hladik. 

„Deshalb fangen wir das Regenwasser auf und nutzen es zum Gießen und als Vasenwasser. Auch das überschüssige Wasser von den Tischen wird in  Auffangbehälter zurückgeführt.“ Außerdem gibt es inzwischen einen Computer, der automatisch fürs bestmöglichste Klima im Treibhaus sorgt. Noch sind nicht alle Häuser damit ausgerüstet, aber nach und nach wird auch das. Denn genügend Licht und die richtigen Temperaturen sind schon frühzeitig die beste Vorsorge für Pflanzengesundheit.

Auch Regionalität ist gut für die Umwelt. Immerhin fallen dadurch energieintensive Lieferwege weg. Deshalb nutzt die Gärtnerei ihr über die Jahre geknüpftes Vor-Ort-Netzwerk für Einkauf und Vermarktung. Jungpflanzen kauft Anne Hladik beispielsweise aus Radebeul und Kaditz zu. „Wir produzieren zwar ganz viel selbst, und zwar von der Aussaat bis zur Ernte. Aber eben nicht alles.“, erklärt die 33-Jährige. Dafür sei Sortiment an Gemüse-, Blüh- und Zimmerpflanzen viel zu umfangreich. „So viel Platz haben wir gar nicht.“ 

Aufwand wird honoriert

Viel Aufwand also. Honoriert der Verbraucher das denn? „Unsere Kunden wissen das schon zu schätzen.“ Längst hat sich herumgesprochen, dass es bei Dörings Gemüse und Pflanzen in Top-Qualität gibt. Gerade in den letzten Jahren sei die Sensibilität der Verbraucher für Nachhaltigkeit und ursprünglichere Anbaumethoden gestiegen. Genauso wie die Wertschätzung für Geschmackserlebnisse, wie sie herkömmliches Gemüse aus dem Supermarkt nicht bietet.

Ihr Wissen gibt Anne Hladik gern weiter. Denn sie versteht die Gärtnerei nicht nur als Produktionsbetrieb, sondern auch als Bildungsstandort. Mitunter seien Kindergarten-Gruppen und Schulklassen zu Gast, denen sie gern zeigt, wo das Gemüse herkommt. Auch mit der Familienbildungsstätte arbeitet die Gärtnerin eng zusammen. Vergangenen Herbst lud man beispielsweise zum Salatseminar ein.

 „Viele Leute wissen gar nicht, was selbst im Winter alles wächst.“ Auch die drei, vier Tomaten- und Gurkenverkostungen, die Anne Hladik organisierte, waren ratz fatz ausgebucht. Da gab es auch Anbau-Tipps und Einblicke in die Produktion.  Deshalb  nutzen Dörings auch den der Tag der offenen Gärtnerei Ende April , um  Kunden  ihre Firmenphilosophie nahezubringen.

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