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Wunder 2017 wieder strahlend blau

Geht alles nach Plan, sind die Dresdner Elbbrücken in sechs Jahren in Ordnung.

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Von Peter Hilbert

Die Waldschlößchenbrücke ist fertig, die Albertbrücke eine Großbaustelle. Nach jahrelangem Stillstand bewegt sich viel in der Dresdner Elbe-Brücken-Szene. In den kommenden Jahren geht das auch noch so weiter, sagt Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz.

Die Alternativlose: Loschwitzer Brücke kann noch Jahrzehnte halten

Das Blaue Wunder ist zwar in die Jahre gekommen. Dennoch kann die 1893 errichtete Stahlkonstruktion noch ein jahrzehntelanges Leben haben. „Dafür ist es aber wichtig, dass die Lastbeschränkung für Fahrzeuge bis zu 15 Tonnen bleibt und die Brücke immer gut gepflegt wird“, sagt Koettnitz. Die nächste Hauptuntersuchung, der sogenannte Brücken-Tüv, ist 2025. Da es Spannungen gibt, ist mit Brüchen im ermüdeten Brückenstahl zu rechnen, die beseitigt werden müssen.

Zunächst sind aber erst einmal die wichtigsten Aufgaben geplant. 2015 werden die Holzbohlen des elbaufwärts liegenden Fußwegs und auch die dortigen Geländer erneuert. 2016/2017 soll das Blaue Wunder endlich frische Farbe bekommen. Wegen Geldmangels ist das Streichen schon um zwei Jahre verschoben worden.

Wie sieht die Perspektive aus? Wird die Brücke, wie von Schriftsteller Uwe Tellkamp gewünscht, zur Fußgängerbrücke? Sind schon Neubauten geplant? „Das sind alles ungelegte Eier“, reagiert Koettnitz.

Die Neue: Wellen am Waldschlößchen werden auch künftig bleiben

Gut genutzt wird die Waldschlößchenbrücke. Seit der Eröffnung vor einem guten Jahr sind schon acht Millionen Autos darübergerollt. Allerdings gibt es noch einige Probleme. So schlägt der Gussasphalt Wellen. Das wurde bereits im vergangenen Jahr festgestellt. Zulässig sind Differenzen bis zu vier Millimetern. An einigen Stellen wurden jedoch neun Millimeter hohe Wellen gemessen. Der sehr dichte und wasserundurchlässige Gussasphalt ist zwar sehr lange haltbar. Deshalb verformt er sich aber selbst bei hohen Temperaturen nicht mehr, erläuterten Experten der SZ.

Doch darauf hofft die Stadt. Deshalb werden im kommenden Monat die Fahrbahn-Unebenheiten noch einmal mit dem Spezialgerät vermessen, kündigt Koettnitz an. Aber selbst wenn sich nichts geändert hat, will er die Fahrbahn so lassen. „Denn jedes Abschleifen von Gussasphalt würde zu Schäden an der Fahrbahn führen.“

Die Gesperrte: Mitte 2016 rollt der Verkehr wieder über die Albertbrücke

Lange verzögert hatte sich der Baustart an der Albertbrücke. Doch seit Mai wird dort gearbeitet. Die Brückenbauer haben seit Ende Juli den alten Überbau der elbaufwärts liegenden Seite abgerissen. Das ist geschafft. In den nächsten Monaten wird die neue Fahrbahnplatte errichtet. Spätestens im Juni 2015 soll diese Brückenseite fertiggestellt sein, Mitte 2016 die komplette Brücke. „Aus heutiger Sicht gibt es keine Anzeichen dafür, dass wir diesen Zeitpunkt nicht halten können“, sagt Koettnitz.

Der Sanierungskandidat 1: Pfeiler der Augustusbrücke werden angestrahlt

Geplant wird jetzt bereits die Sanierung von Dresdens traditionsreichster Elbquerung. Möglich ist das, da der Freistaat knapp 17 Millionen Euro Fluthilfemittel für die Augustusbrücke zugesagt hat. Ohne sie könnte die Stadt das 24-Millionen-Euro-Projekt nicht finanzieren. Vorbereitet wird ein Planfeststellungsverfahren, um das Großvorhaben im sensiblen Innenstadtbereich von der Landesdirektion zügig genehmigt zu bekommen. Denn beispielsweise bei der Beleuchtung müssten die Auswirkungen aufs Umfeld beachtet werden.

Die historisch anmutenden Laternen werden mit LED-Leuchten bestückt. Sie sollen aber vor allem die Straße und nicht die Elbe anstrahlen. Dafür werden Pfeiler und Bögen künftig mit dezentem Licht angestrahlt. Vorgesehen ist, Ende dieses Jahres den Antrag fürs Genehmigungsverfahren einzureichen.

Die Zeit drängt. Denn an der Brücke gibt es erhebliche Schäden. Wackelige Brüstungen sind abgesperrt, Dichtungen verschlissen und die Entwässerung kaputt. Außerdem gibt es erhebliche Schäden an den Betongelenken zwischen Pfeilern und Bögen, an den sogenannten Kämpfern, nennt Koettnitz ein weiteres Beispiel. Frühestens Mitte 2016 könnte die Sanierung beginnen. Sie dauert rund zwei Jahre.

Der Sanierungskandidat 2: Frischer Asphalt für die Carolabrücke

Schon 43 Jahre rollt der Verkehr über die Carolabrücke. Dort müssen die Fahrbahnen auf beiden Brückenzügen erneuert werden. „Das können wir aber erst in Angriff nehmen, wenn die Albert- und die Augustusbrücke fertig sind, also frühestens 2019“, steckt Koettnitz den Zeitplan ab. Erst soll eine Seite saniert werden, dann die andere. So bleibt immer eine Spur in jede Richtung frei.

Die Unproblematischen: Investitionen haben sich ausgezahlt

„An der Marienbrücke haben wir keine Probleme“, erklärt er. 1998/99 ist sie saniert und verbreitert worden. Später wurden noch die Sandsteinflächen aufpoliert. Solide sei auch der 2004 fertiggestellte Ersatzneubau der Flügelwegbrücke.

„Geht alles nach Plan, haben wir in meiner Dienstzeit von 1996 bis 2020 alle Dresdner Elbebrücken grundlegend rekonstruieren können“, sagt der 59-Jährige. Dann könnte er guten Gewissens in Rente gehen.

Das Buch: „Dresdner Brücken“, 152 Seiten, 14,90 Euro, versandkostenfreie Bestellung: Tel. 48641827, www.editionsz.de
Die Lesung: Am 27. Oktober, 19 Uhr, liest Autor Peter Hilbert im Dresdner Haus der Presse aus seinem Buch „Dresdner Brücken“. Tickets zu 3 Euro unter Tel. 48642306.