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Zwei Kandidaten für Steina

Am Sonntag müssen die Einwohner entscheiden, wer neuer Bürgermeister der Gemeinde wird.

Von Reiner Hanke
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Sando Bürger (l.) und Lutz Hönicke kandidieren für das Bürgermeisteramt in Steina.
Sando Bürger (l.) und Lutz Hönicke kandidieren für das Bürgermeisteramt in Steina. © privat/Matthias Schumann

Steina. Erneut zwingen gesundheitliche Gründe einen Steinaer Bürgermeister, sein Amt vorzeitig aufzugeben. Vor einigen Monaten kündigte Amtsinhaber Achim Garten an, dass er sich von dem Ehrenamt zurückziehen werde. Das Rentenalter hat er bereits überschritten. Er habe sich den Entschluss nicht leicht gemacht, sagte er am Jahresanfang. Zwei Herzinfarkte im vorigen Jahr seien die Alarmsignale gewesen, der deutliche Wink, kürzer zu treten: weniger Arbeit, mehr Sport. Vor etwa zweieinhalb Jahren hatten die Steinaer den Bauingenieur mit großer Mehrheit in das Amt gewählt. Nun macht er für einen Nachfolger Platz. Zwei Bewerber gibt es. Beide sind keine Unbekannten für die Steinaer.

Lutz Hönicke kandidiert für die FDP

Lutz Hönicke ist gebürtiger Radeberger, lebt in Steina und hat hier seit 1990 seine Firma.
Lutz Hönicke ist gebürtiger Radeberger, lebt in Steina und hat hier seit 1990 seine Firma. © Matthias Schumann

Lutz Hönicke gab das Steinaer Bürgermeisteramt vor etwa drei Jahren noch vor dem Ende der Amtszeit auf. Nun bewirbt er sich erneut um den Chefposten in der Gemeindeverwaltung. „Meine Schlagsätze sind: „Es gibt noch viel zu tun. Wir waren noch nicht fertig. Neue Kraft für die Herausforderung.“ Die habe er getankt versichert der Steinaer Elektromeister, seit 1990 mit Handwerksbetrieb in Steina.

Zu seiner zurückliegenden Amtszeit und Gesundheit stellt der 54-Jährige heute mit dem Abstand von drei Jahren fest: „In den Jahren 2008 bis 2016 haben wir in Steina viel geschaffen. Natürlich nur mit unseren Einwohnern, den Gemeinderäten und der Gemeindeverwaltung Steina zusammen.“ Im dritten Quartal des Jahres 2014 sei die Gemeinde in eine finanzielle Schieflage geraten, schätzt Hönicke ein: Das sei „nicht durch unsere Arbeit in Steina zu verantworten“ gewesen, betont er. Letztlich musste die Gemeinde zum Schluss sogar in die Konsolidierung durch das Landratsamt gehen. Also ein Sparprogramm auflegen. „In der Kämmerei Pulsnitz – als erfüllender Gemeinde für uns – wurden schlichtweg fixe Kosten und zu bildende Rücklagen in der Haushaltsplanung für 2014 vergessen, einzustellen“, so Hönicke. „Der Haushalt war aber unwissend von uns im Rat und von der Rechtsaufsicht bestätigt und genehmigt worden.“

 Für ein wirtschaftlich arbeitendes Unternehmen am freien Markt hätte dies das Aus bedeutet, stellt der Kandidat fest: „Für mich als seit 1990 selbstständigen Handwerker war dies ein voller Schlag ins Gesicht und lag mir bis zum Schluss schwer auf der Seele. Diese angeschlagene Psyche führte auch zur vorzeitigen Niederlegung des Ehrenamtes aus gesundheitlichen Gründen im Mai 2016 – meiner zweiten Wahlperiode.“ Unsere Haushaltsplanung 2016 für die Gemeinde Steina hatte auch die gröbsten finanziellen Belastungen neutralisiert, wie auch der Jahresabschluss im Frühjahr 2017 zeigte. 

Seinen Handwerksbetrieb habe er nun soweit wie möglich herunter gefahren. Denn die Arbeit eines Bürgermeisters im Ehrenamt sei nicht nebenbei zu stemmen. Es erfordert die gesamte Leistungskraft, wenn man es richtig machen wolle. Das habe er nun gelernt. Und sich für eine mögliche neue Amtszeit einiges vorgenommen.

Dazu gehört der grundhafte Ausbau der Ohorner Straße mit Fußweg und der weitere kontinuierliche Ausbau der gemeindeeigenen Straßen und Fußwege. Die Sport und Freizeitanlagen will der Kandidat optimieren. So gibt es Gedanken, die Sportplatzbaude durch einen moderneren Neubau zu ersetzen und den Sportplatz zu erweitern. Steina müsse mit seinen Stärken punkten, wie Natur, Erholung, Freizeit. Außerdem wolle er ein zukunftssicheres Konzept für die Kinderbetreuung im Ort erstellen, das Vereinsleben unterstützen und Ortsbegehungen wieder einführen. 

Sandro Bürger tritt für die CDU an

Sandro Bürger wuchs in Dresden auf und war in der Kindheit oft auf dem elterlichen Gut im Steinaer Ortsteil Weißbach. In Weißbach lebt er seit vielen Jahren. 
Sandro Bürger wuchs in Dresden auf und war in der Kindheit oft auf dem elterlichen Gut im Steinaer Ortsteil Weißbach. In Weißbach lebt er seit vielen Jahren.  © privat

CDU-Kandidat Sandro Bürger ist längst kein Unbekannter mehr auf dem kommunalpolitischen Steinaer Parkett. So kandidierte er bereits 2016 für das Bürgermeisteramt in Steina. Damals unter anderem gegen den noch amtierenden Achim Garten. Außerdem bekleidet der 41-Jährige das Amt als Vizebürgermeister und ist damit Vertreter des Amtsinhabers. 2016 übernahm er das Amt zeitweise als geschäftsführender Bürgermeister.

Trotz der Niederlage 2016 gegen Achim Garten, habe er sich entschieden, weiterhin im Gemeinderat als stellvertretender Bürgermeister den Amtsinhaber zu unterstützen: „Um mein jahrelanges Engagement in der Gemeinde Steina fortzuführen und noch stärker bei der Gestaltung der Gemeinde mitzuwirken“, bewerbe er sich nun erneut um das Amt.

Steina habe in den vergangenen zehn Jahren einen Bevölkerungsschwund von rund 1.900 auf etwa 1.600 Einwohner verkraften müssen: „Das Ziel, das mir besonders am Herzen liegt ist, dem Bevölkerungsrückgang durch die Steigerung der Attraktivität der Gemeinde und der Lebensqualität der Einwohner aller Generationen entgegenzuwirken.“ Um das zu erreichen hat der CDU-Kandidat eine Reihe Vorhaben. Wichtig sei ihm, das Heimatgefühl zu stärken. Dazu müsse das Vereinsleben lebendig erhalten werden. Sandro Bürger will die Vereine wieder enger zusammenbringen. So ließe sich mehr erreichen, auch um Fördermittel zu erhalten. Er denkt auch an ein großes gemeinsames Dorffest.

Ganz oben im Programm steht, die Eigenständigkeit der Gemeinde Steina zu bewahren. Mit einem nachhaltigen Bebauungskonzept wolle er sich zuerst auf alte Grundstücke konzentrieren, die zu bebauen sind, bevor neue erschlossen werden. Ein Beispiel wären der alte Konsum und andere Flächen, die brach liegen. Zu den konkreten Vorhaben gehört zudem, die Sanierung des Feuerwehrhauses, die weitere Gestaltung des Vergissmeinnichtplatzes und die Förderung des Kindergartens. Auch er steht für ein eigenständiges Steina.

Seine Erfahrung in juristischen Fragen und in Sachen Nahverkehr wolle er ebenfalls einbringen. Dabei lohne es sich, für einen Bahn-Haltepunkt im Ortsteil Weißbach zu kämpfen. So ist Sandro Bürger studierter Jurist und als Verkehrsberater in der Stadtentwicklung für ein Dresdner Unternehmen tätig: „Aufgrund der eher schlechten finanziellen Situation in der Gemeinde bis voraussichtlich 2022, liegt die größte Herausforderung darin, einzelne Maßnahmen gezielt umzusetzen“, sagt er. Um das auch konsequent umsetzen zu können, werde er nach einer erfolgreichen Wahl seinen Beruf aufgeben und dauerhaft vor Ort sein. (SZ/ha)