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Zwischen Alkoholverbot und Corona-Krise

Das Hoyerswerdaer Treff-8-Center am Lipezker Platz will seinen Versorgungsauftrag uneingeschränkt wahrnehmen.

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Kerstin Hanisch ist Managerin des Hoyerswerdaer Treff-8-Centers. Das Foto entstand im Februar 2020, als Corona weit weg schien...
Kerstin Hanisch ist Managerin des Hoyerswerdaer Treff-8-Centers. Das Foto entstand im Februar 2020, als Corona weit weg schien... © Foto: Silke Richter

Von Silke Richter

Hoyerswerda. Kerstin Hanisch ist seit über 20 Jahren Managerin des Hoyerswerdaer Treff-8-Centers. Wir fragten, wie es momentan im Nahversorger weitergeht.

Frau Hanisch, welchen Stellenwert hat das Treff-8-Center aus Ihrer Sicht für die Stadt Hoyerswerda?

Das Einkaufscenter ist seit Mitte der 70erJahre ein Nahversorger im Herzen der Neustadt – eben im „Wohnkomplex VIII“. Mit unserem Mix aus Dienstleistung, Einzelhandel, Gastronomie und ärztlicher Versorgung sind wir ein wichtiger Bestandteil für die Versorgung der Bewohner – hauptsächlich der Neustadt sowie der Mitarbeiter und Besucher des Lausitzer Seenland-Klinikums mit Waren des täglichen Bedarfs. Durch die Eröffnung des Sportstudios „Clever Fit“ im vergangenen Jahr konnten wir ein noch breiteres Publikum ansprechen und für uns gewinnen.

Wie entwickelte sich vor der Corona-Krise die Belegung der zu vermietenden Flächen?

Natürlich hat die problematische Entwicklung im Einzelhandel auch vor unserem Center nicht Halt gemacht. Das drückt sich in einer Leerstandsquote von derzeit etwa 25 Prozent aus. Jeder Leerstand ist eine Fläche, die unseren Gästen und Kunden verschlossen bleibt und somit die Attraktivität unseres Hauses beeinträchtigt. Trotzdem sind wir stets bemüht, neue Mieter zu gewinnen und unser Sortiments-Angebot zu ergänzen. Dabei werden auch neue Wege eingeschlagen – wie von jungen Unternehmerinnen des „Etwas anderen Ladens“. Hier haben sich kreative und offensive junge Frauen zusammengeschlossen, die gemeinsam eine Geschäftsfläche angemietet haben, um ihre Angebote und Dienstleistungen darin gemeinsam zu präsentieren.

Um die Kundschaft und Händler schützen zu können, wurde 2019 der Lipezker Platz zur alkoholfreien Zone erklärt. Zeigt diese Maßnahme Wirkung?

Sehr zum Ärger der Anwohner und auch der Geschäftsleute im Treff-8-Center wurde die Fläche vor dem Center besonders im Bereich des Supermarktes immer mehr zum Brennpunkt von Kriminalität und Beschimpfungen. Der Platz wurde auch verstärkt von Alkohol trinkenden Menschen und Drogenkonsumenten genutzt. Mir ist schon bewusst, dass hinter einem großen Teil dieser Menschen persönliche Schicksale stehen, und der Wunsch nach persönlichen Kontakten und die Vermeidung von Einsamkeit spielt hier auch eine große Rolle. Aber wir mussten dieser negativen Entwicklung Einhalt gebieten, und das möglichst massiv. Nicht zuletzt zeigte sich dieses Bild, was sich oft genug vor unserem Haus darstellte, ja auch den Besuchern unserer Stadt. Mit der Einführung des Alkoholverbotes per 1. November 2019 konnte die ständig steigende Anzahl von Personen der Gruppe vorerst gestoppt werden. Ganz aufgelöst ist sie nicht und gerade in der jetzigen Zeit der Corona-Krise und ihren Auswirkungen müssen wir leider wieder eine steigende Anzahl von Menschen feststellen, die sich vor unserem Haus treffen, um Alkohol zu konsumieren. Das ist nicht nur sehr ärgerlich, sondern auch noch gesundheitsgefährdend für andere. Deshalb meine Bitte an dieser Stelle an unsere Ordnungskräfte: Helfen Sie uns auch in dieser schwierigen Zeit, das ausgesprochene Alkoholverbot durch- und umzusetzen!

Apropos Krise: Was machen Sie als Center-Managerin momentan? Welche Auswirkungen wird die Krise voraussichtlich auf das Center haben?

Da unser Haus nach wie vor für die Versorgung unserer Bevölkerung mit Lebensmitteln sowie mit der Apotheke, dem Sanitätsfachgeschäft, der Reinigung und nicht zuletzt den Arztpraxen geöffnet ist, laufen unsere Arbeitsaufgaben derzeit ganz normal weiter. Gemeinsam mit unseren Haustechnikern sind wir außerdem dabei, Dinge abzuarbeiten, die im täglichen Arbeitsalltag immer etwas zu kurz kommen. Das heißt, wir erledigen Malerarbeiten und Kleinreparaturen, putzen die Fenster und so wie es das Wetter erlaubt, machen wir die Außenanlagen und Grünflächen rund ums Center wieder hübsch. Ich persönlich halte den Kontakt mit unseren Mietern, stehe für Anfragen zur Verfügung und achte auf die Durchsetzung von Hygienemaßnahmen.

Was wünschen Sie sich jetzt besonders?

Ich wünsche mir, dass wir diese Krise alle gemeinsam gut und vor allem gesund überstehen. Dass wir in der Lage sein werden, diejenigen unserer Geschäfte, die zurzeit geschlossen sein müssen, wieder zu eröffnen und weiter zu betreiben. Dass wir unsere Kunden und Besucher wieder in unserem Haus begrüßen dürfen. Dass zwischenmenschliche Werte wieder wichtiger werden und bleiben – und dass das Miteinander und die gegenseitige Hilfe und Solidarität, die sich in Zeiten der Krise zeigen, auch weiterhin Bestand haben.